Bochum.. Weil die Grenzwerte für Formaldehyd gesenkt worden sind, fallen an der RUB die Sezierkurse vorerst aus. Spenderkörper werden durch Modelle ersetzt.
Die Mitarbeiter der Medizinischen Fakultät der Ruhr-Uni haben das Problem kommen sehen. Im Februar wurden die Arbeitsplatzgrenzwerte für Formaldehyd abgesenkt. Da schon zeichnete sich ab, dass das Thema auch die Unis erreicht.
Das tat es nun im großen Umfang und deutschlandweit. An nahezu allen Universitäten mit Medizinerausbildung mussten die sogenannten Organkurse abgesagt werden. Formaldehyd wird zur Konservierung von Spenderkörpern verwendet und ist krebserregend.
„Bemerkenswert ist“, sagt Prof. Eckhart Förster von der Medizinischen Fakultät der Ruhr-Universität, „dass die Grenzwerte abgesenkt worden sind, um Mitarbeiter der Möbelindustrie zu schützen.“ Da die Richtwerte aber für alle gelten, musste auch die Ruhr-Uni reagieren. „328 Medizin-Studenten des dritten Semesters sind aktuell betroffen“, sagt Förster. Für sie fallen die Organkurse aber nicht ersatzlos aus.
Kurse haben wichtige Bedeutung
Die Spenderkörper, werden durch Modelle ersetzt. „Das hat es früher hier an der Ruhr-Universität auch schon gegeben“, sagt Förster. „Es gibt auch Universitäten, an denen wird ausschließlich mit Modellen gearbeitet. Aber alle, Lehrende und Lernende haben klar gemacht, wie wichtig die Kurse für sie sind. Die Organkurse haben eine wichtige Bedeutung für die klinische Ausbildung. Es hat sogar von Studierenden die Idee von Petitionen gegeben.“
Dabei haben die Studierenden keinen Nachteil für den weiteren Studienverlauf durch den Wegfall des üblichen Organkurses, die Ruhr-Uni keinen Standortnachteil, da alle Unis in NRW mit dem gleichen Problem zu kämpfen haben. Die Modellsammlung an der Ruhr-Uni wird auch nicht aus irgendwelchen Kellerräumen hervorgeholt. Sie waren auch bislang schon ständig in Benutzung. „Es sind ganz aktuelle Modelle“, sagt Rhena Beckmann-Fuchs, Dezernentin für Medizinische Einrichtungen. „Wir mussten sie jetzt nicht abstauben.“ Sie werden auch in den nächsten Wochen und Monaten keinen Staub ansetzen.
BLB will Umbau rasch bewältigen
Voraussichtlich ein Jahr wird es dauern, bis die Räumlichkeiten an der Ruhr-Uni auf den neuesten technischen Stand gebracht worden sind, die Arbeitssicherheit wieder hergestellt ist. „Wir hoffen“, sagte Beckmann-Fuchs, „dass die Umbauarbeiten bis dahin abgeschlossen sind.“ Betroffen wären in jedem Fall neben den aktuellen Studierenden des dritten Semesters die des kommenden Sommer- und des dann folgenden Wintersemesters. Der Bau- und Liegenschaftsbetrieb des Landes (BLB) sei als Eigentümer der Gebäude bemüht, den Umbau rasch voranzutreiben. Es ist eine weitere Baustelle für den Liegenschaftsbetrieb an der Ruhr-Uni, eine zudem, „die“, so sagte es Beckmann-Fuchs, „teuer und aufwendig wird“.