Bochum. Die Hochschule für Gesundheit soll erweitert werden. Statt 1600 soll sie künftig über 2000 Studienplätze verfügen. Am Freitag wird gefeiert.
Die Hochschule für Gesundheit (HSG) in Bochum soll erweitert werden. Die Planungen für die Bebauung einer 3500 Quadratmeter großen Freifläche auf dem Campus in Querenburg seien angelaufen, berichtet HSG-Präsidentin Prof. Anne Friedrichs im WAZ-Gespräch. Damit könne die Zahl der Studierenden von jetzt 1600 auf mehr als 2000 erhöht werden.
Ein Erweiterungsbau sei unbedingt erforderlich. „Die Hochschule ist in ihrer jetzigen Struktur für 1300 Studierende ausgerichtet, wächst aber weiter“, so Friedrichs, die am Freitag (8.) im Rahmen eines Festaktes das zehnjährige Bestehen der HSG feiert. Schon seit Donnerstag läuft eine internationale Fachtagung für Gesundheitsberufe mit 300 Teilnehmern.
Aufbauarbeit ab 2009 in Querenburg
Als Erfolgsgeschichte wertet die scheidende Präsidentin die Entwicklung der Hochschule, die am 1. November 2009 offiziell an den Start ging – anfangs im ehemaligen Knappschafts-Rundbau an der Universitätsstraße mit knapp einem Dutzend Mitarbeitern als Aufbauhelfer und der Maßgabe der Landesregierung: „Gründen Sie mal eine Hochschule.“
Ein Jahr später, zum Wintersemester 2010/11, nahmen die ersten 193 Studenten in den provisorischen Hörsälen Platz. Allesamt Pioniere, wenn man so will. Denn die HSG war bundesweit die erste staatliche Hochschule, in der der langjährige Ruf nach einer Akademisierung der Gesundheitsberufe umgesetzt wird.
Hochschule zählte bisher 870 Absolventen
Die Studienplätze für Pflege und Hebammenkunde (acht Semester Regelstudienzeit) sowie Ergotherapie, Logopädie und Physiotherapie (sieben Semester) waren von Beginn an begehrt. Die Verzahnung von Lehre, Forschung und möglichst hohem Praxisanteil verschaffte der HSG schnell einen ausgezeichneten Ruf – bei Schulabgängern ebenso wie in der Gesundheitsbranche. Das Personal hatte sich bis zum Umzug 2015 in den Neubau auf dem Gesundheitscampus vervielfacht. Aktuell verfügt die Hochschule über 49 Professoren, 85 wissenschaftliche Mitarbeiter sowie weitere 109 Beschäftigte in Verwaltung und Technik.
Mitsamt der neuen, wissenschaftlich ausgerichteten Studiengänge im „Department of Community Health“ werden es bis zum Jahresende rund 870 Absolventen (85 Prozent Frauen) gewesen sein, die ins Berufsleben strebten. Und das mit überragendem Erfolg, wie eine jüngst vorgestellte Studie dokumentiert.
Studie bestätigt das Lehr-Konzept
Untersucht wurde im Auftrag des Gesundheitsministeriums, was aus den Absolventen der Modellstudiengänge in Gesundheitsberufen in NRW geworden ist, so auch an der HSG. 515 Absolventen und 109 Arbeitgeber wurden befragt. Die Ergebnisse in Kurzform: Niemand muss sich Sorgen um einen Job machen; der Abschluss ebne einen „problemlosen Berufseinstieg“. Die Befürchtung, zu viele Theoretiker und zu wenige Praktiker hervorzubringen, erscheint unbegründet: Acht von zehn Absolventen arbeiten laut Studie „klientennah“, also nah „am Bett“, am Patienten. Sowohl die Arbeitgeber als auch die Absolventen zeigen sich rundum zufrieden. Ausnahme: Die Löhne sind in der Branche nicht nur, aber gerade für Akademiker deutlich zu gering.
Die Studie bestätige und würdige die Arbeit der Hochschule, sagt Anne Friedrichs. Der Fachkräftemangel in vielen Gesundheitsberufen erfordere es, in der akademischen Ausbildung nicht nachzulassen. Für die HSG denkt die Präsidentin dabei an ein „Zentrum für Hebammen-Wissenschaft in NRW“, das dem massiv steigenden Bedarf an Geburtshelferinnen Rechnung tragen soll. Bislang hält die Hochschule 56 Studienplätze für Hebammen vor. Das neue Zentrum soll über 80 Primär-Studienplätze, weitere 60 Plätze für eine Nach-Qualifikation sowie – ab 2021 angedacht – 30 Master-Studienplätze verfügen.
Regelstudiengänge lassen bis 2012 auf sich warten
Oberstes Ziel der Akademisierung sei es, die Gesundheitsversorgung der Bevölkerung zu verbessern, bekräftigt Anne Friedrichs: in der Pflege, in Therapieeinrichtungen, in Kreißsälen. Die letzten zehn Jahre an der HSG hätten dazu als Ergänzung zur fachschulischen Ausbildung einen wichtigen Anteil geleistet. Umso tiefer sitzt bei der Präsidentin bis heute der Ärger über eine Entscheidung des Bundes. 2017, so war es ursprünglich geplant, sollten die Modell- in Regelstudiengänge übergehen. Dazu soll es nun erst 2021 kommen. „Das war die größte Enttäuschung“, bedauert Friedrichs und ist gleichwohl sicher: Der Höhenflug der HSG wird nicht aufzuhalten sein. Die Hochschule und ihre top geschulten Absolventen werden in einer älter werdenden Gesellschaft zunehmend dringender benötigt.