Bochum. Zweimal brennen binnen kürzester Zeit in Bochum-Stiepel Heu- und Strohballen. „Das kann kein Zufall sein“, sagt einer der Betroffenen.

Zwei Feuer auf Bauernhöfen in Stiepel haben am Wochenende die Feuerwehr in Atem gehalten. Erst brannten 30 Heuballen auf einem Gehöft an der Haarstraße östlich des Kreisverkehrs der Königsallee, wenige Stunden später standen nur 200 Meter entfernt auf der anderen Seite der Königsallee direkt hinter der Schallschutzwand Hunderte Strohballen in Flammen. 24 Stunden war die Bochumer Feuerwehr im Einsatz, erst um 1 Uhr in der Nacht zu Montag war der Brand gelöscht.

Erst brannte es am Samstagabend an der Haarstraße östlich der Königsallee (r.), Stunden später dann auf der anderen Seite der Königsallee in Stiepel. Beide Brandorte liegen nur etwa 200 Meter auseinander.
Erst brannte es am Samstagabend an der Haarstraße östlich der Königsallee (r.), Stunden später dann auf der anderen Seite der Königsallee in Stiepel. Beide Brandorte liegen nur etwa 200 Meter auseinander. © WAZ | WAZ


„Das war Brandstiftung“, ist Guido Schulte-Schüren (47) überzeugt. Der Landwirt hatte das Feuer auf seinem Hof an der Ecke Königsallee/Haarstraße in der Nacht zum Sonntag selbst entdeckt – weil er als Mitglied der Freiwilligen Feuerwehr Stiepel wegen des anderen Brandes alarmiert worden war. „Es sollte noch einmal ein Trupp zur Brandnachschau rausfahren.“

Vom Schlafzimmerfenster aus sah er plötzlich Flammen aus dem Strohlager schlagen. „Ich bin sofort runter, habe aber niemanden mehr gesehen.“ Fast im gleichen Augenblick rückten bereits die Kollegen der Feuerwehr an. Die wichtigste Nachricht: Anwohner kamen nicht zu Schaden. Allerdings wurden bei dem Einsatz drei Feuerwehrmänner leicht verletzt. Zwei stürzten, einer hatte Kreislaufprobleme und musste ambulant in einem Krankenhaus behandelt werden.

100 Feuerwehrleute im Einsatz

„Wir wurden um 1.15 Uhr alarmiert“, sagt Einsatzleiter Mario Reuter. Zuerst sei es darum gegangen, das Überschlagen der Flammen auf ein benachbarten Wohnhaus zu verhindern. Dazu wurde eine Wasserwand zwischen Strohballen und Haus erzeugt. Zwischen 2000 und 3000 Liter Wasser pro Minute schossen aus den Schläuchen, die von unterschiedlichen Hydranten in der Umgebung gespeist wurden. Mit etwa insgesamt 100 Kräften aus 14 Löschzügen, darunter 21 Feuerwehrleute aus Hattingen, der Sondereinheit Führungsunterstützung aus Herne und dem Teschnischen Hilfswerk, war die Wehr in der Nacht vor Ort. Insgesamt wurden rund 2,5 Kilometer Schlauchmaterial verlegt und etwa 75 Atemschutzfilter verbraucht.

Den ganzen Tag über waren 40 Feuerwehrleute damit beschäftigt, die Strohballen auseinanderzuziehen und zu löschen. Weil der Boden vom Löschwasser aufgeweicht war, konnte nicht mit schwerem Gerät gearbeitet werden. I
Den ganzen Tag über waren 40 Feuerwehrleute damit beschäftigt, die Strohballen auseinanderzuziehen und zu löschen. Weil der Boden vom Löschwasser aufgeweicht war, konnte nicht mit schwerem Gerät gearbeitet werden. I © Unbekannt | Andreas Rorowski


Am frühen Sonntagmorgen, als immer noch dichter Rauch und ein beißender Geruch über dem Brandort lag, war die größte Gefahr gebannt. Etwa 40 Feuerwehrleute waren aber noch den gesamten Tag über damit beschäftigt, die vielen Glutnester in den Ballen zu löschen. „Einen Teil mussten wir kontrolliert abbrennen“, so Feuerwehr-Chef Simon Heußen. Einige Dutzend Strohballen konnten auch gerettet werden, Bauer Schulte-Schüren lagerte sie zunächst auf dem Radweg an der Königsallee zwischen. Die meisten Ballen hatte er in der Nacht mit einem Teleskoplader auf ein Feld hinter sein Haus gezogen. Dort mussten die Feuerwehrleute sie später unter Atemschutz mit großen Gabeln auseinanderziehen und löschen. Schwerstarbeit. Denn mit Trecker und Teleskoplader ließ sich auf dem völlig durchnässten und matschigen Boden nichts mehr bewerkstelligen.

Immenser Schaden

Der Schaden für den Landwirt ist immens: „50 Euro kostet ein Strohballen“, sagt er. Mehr als 700 Ballen sind verbrannt, macht einen Schaden von gut 35.000 Euro. Und nicht nur das: „Ich weiß gar nicht wie ich die verbrannten Reste entsorgen soll“, so Schulte-Schüren. Außerdem benötigt er so schnell wie möglich neues Stroh. Die 800 Ballen waren für die eigene Tierhaltung gedacht. Etwa 90 Ballen benötigt er jeden Monat als Einstreu für seine Rinder. „Ich werde in den nächsten Tagen wohl viel mit der Versicherung telefonieren und muss schauen, dass ich Stroh für meine Tiere bekomme.“

Bereits am Samstagabend war die Feuerwehr nach Stiepel ausgerückt. Gegen 20.50 Uhr war in der Leitstelle der Notruf eingegangen. 30 Heuballen standen in Flammen. Drei Stunden dauerte es, bis sie gelöscht waren. Auch dort musste das Übergreifen des Feuers auf ein angrenzendes Gebäude verhindert werden.

Häufung von Bränden dieser Art

Kaum war die Feuerwehr dort abgerückt, brannte es 200 Meter weiter bei Schulte-Schürens. Nun muss die Kriminalpolizei ermitteln. Denn: Der Verdacht der Brandstiftung liegt buchstäblich nahe. Ohnehin stellt Feuerwehrchef Simon Heußen fest: „Seit etwa zwei Jahren beobachten wir, dass sich bei uns solche Brände häufen.“ Für eine Stadt wie Bochum „überproportional oft“, so Heußen. So brannten 500 Strohballen im Juli 2018 nicht weit von den jetzigen Bränden entfernt auf einem Bauernhof an der Brockhauser Straße in Stiepel. Zuvor waren im Januar 2018 im Stadtteil Bergen 300 Strohballen in Brand geraten. In beiden Fällen wurden zwar keine Personen verletzt, der materielle Schaden aber war nicht unerheblich.