Bochum.. Nachdem die Beton-Skulptur des Künstlers Otto Hajek in Wiemelhausen unangekündigt abgerissen wurde, fürchten die Bürger, dass weitere Kunstwerke in Bochum verschwinden könnten. Selbst der Kulturausschuss hatte keine Ahnung von diesem Vorhaben.

Wie konnte das passieren? Der unangekündigte Abriss der markanten farbigen Beton-Skulptur von Otto Hajek am ehemaligen Schulzentrum Wiemelhausen sorgt für Ratlosigkeit und Unmut. Die Zerstörung der Plastik „3 Schulen unter einem Dach“ hat nicht nur die WAZ-Leser empört. Auch aus dem politischen Raum wurde Unverständnis geäußert. „Der Kulturausschuss hatte keinen blassen Schimmer von dem Vorhaben“, so Dr. Hans Hanke, kulturpolitischer Sprecher der SPD, auf Anfrage der WAZ.

Er frage sich zunehmend, was eigentlich aus dem vor ca. fünf Jahren entwickelten Sanierungskonzept zur Bochumer Kunst im öffentlichen Raum geworden sei, das seinerzeit von dem Kunsthistoriker Dr. Christoph Kivelitz für die Stadt erstellt worden sei. „Die SPD wird in der nächsten Sitzung des Kulturausschusses eine entsprechende Anfrage an die Verwaltung einbringen“, verspricht Hanke. Und weiter: Die „Verortung“ von Kunstwerken solle zukünftig verbindlich in alle städtischen Planungsunterlagen eingearbeitet werden, „damit so etwas wie in Wiemelhausen nicht noch mal passiert.“

Bitte um Aufklärung

Auch Bettina Eickhoff, Vorsitzende des Fördervereins Situation Kunst, hat die unangekündigte Vernichten der Hajek-Skulptur mit Entsetzen registriert: „Dass die Kunst in Bochum es nicht leicht hat, war bekannt, aber dass es so leicht ist, ein Kunstwerk einfach zu zerstören, hätte ich nicht gedacht“. Eickhoff hat an OB Ottilie Scholz einen Brief mit der Bitte um Aufklärung geschrieben.

Wie also konnte es zu der Kunst-Zerstörung am alten Schulzentrum kommen? Schul- und Kulturdezernent Michael Townsend war für eine Stellungnahme am Dienstag nicht zu erreichen; so fehlen Informationen aus erster Hand. Aber wie die WAZ erfuhr, ist die Sorge um den Erhalt der Beton-Plastik bereits vor über einem Jahr dem Schulverwaltungsamt angesichts der bevorstehenden Aufgabe der Einstein-Schule angezeigt worden. Nun scheint es so, dass sowohl der Abriss der Aula, deren Fassade ebenfalls künstlerisch gestaltet war, als auch das Niederlegen der Plastik von vornherein beschlossene Sache war. „Wie ich die Verwaltung einschätze, war alles Kalkül“, so ein Insider zur WAZ.

Gräsel-Kunstwerk ebenfalls gefährdet

Kunstfreunde haben nach den Ereignissen in Wiemelhausen bereits den nächsten „kalten Abriss“ furchtsam vor Augen: die Animationsplastik von Friedrich Gräsel auf dem Schulhof des früheren Gymnasiums am Ostring. Der Entwurf für die Plastik war seinerzeit mit dem 1. Preis des Wettbewerbs „Plastik zur Anregung der Kreativität der Schüler“ ausgezeichnet und realisiert worden. Die 1980 aufgestellte Installation des renommierten Bochumer Künstlers Gräsel besteht aus einer Z-förmigen Betonstruktur mit eingelassenen begehbaren Röhren. Das Objekt konnte von den Schülern begangen, bespielt und beschrieben werden. Tatsächlich sind die Betonwände von Graffiti übersät. Die Röhren und Flächen bieten je mach Standpunkt immer neue An- und Durchblicke. Neben der Z-Skulptur steht ein kreisförmiges Ensemble von farbig gestalteten Metallstangen, auf denen sich ursprünglich windgetriebene Rotoren drehten und Stoffbahnen flatterten.

Schon 1992 war davon nicht mehr viel erhalten. Die Skulptur insgesamt ist aktuell in einem beklagenswerten Zustand, was ihre „Entsorgung“ beim Bau des Justizzentrums immer wahrscheinlicher werden lässt.