Bochum..

Der Bochumer Fotograf Michael Korte baut eine ehemalige Toilettenanlage neben einer Bahnunterführung zur Galerie um. Dort geht’s jetzt um das Bedürfnis Kunst – zurzeit mit einer Installation des Kölner Künstlers Achim Zeman.

Foto: Ingo Otto / WAZ FotoPool
Foto: Ingo Otto / WAZ FotoPool © Ingo Otto / WAZ FotoPool | Ingo Otto / WAZ FotoPool

Wenn früher jemand durch diese Tür trat, hatte er viel irdischere Bedürfnisse als sich eine Kunstausstellung anzuschauen. Jahrzehntelang diente das kleine Häuschen, das schräg vor dem Bochumer Bergbau-Museum und direkt neben der Bahnunterführung steht, als öffentliche Toilette. Links fünf Kabinen für die Damen, eine Trennwand, rechts zwei für die Herren, dazu fünf Urinale – so sah das damals aus.

Heute ist vom ehemaligen Bestimmungszweck nicht mehr viel zu erkennen. Bis auf das „ ÄNN R“ über der Tür, die in den 34 Quadratmeter großen Ausstellungsraum führt. Und einigen Kritzeleien, die von den mehr oder weniger sexuellen Phantasien ihrer Autoren zeugen.

Unübersehbar sind die blauen Folienschnipsel, die auf dem Boden und an den verputzten Wänden des entkernten Raums kleben. Die Schnipsel sind Teil einer Installation des Kölner Künstlers Achim Zeman, der seit Mitte November als Erster in dem ehemaligen Toilettenanlage ausstellt.

Vor dem Abriss bewahrt

Foto: Ingo Otto / WAZ FotoPool
Foto: Ingo Otto / WAZ FotoPool © Ingo Otto / WAZ FotoPool | Ingo Otto / WAZ FotoPool

Vom Klohaus zur Galerie – das ist eine ungewöhnliche Verwandlung. Vor allem, weil das Gebäude Mitte der 1990er-Jahre schon einmal kurz vor dem Abriss stand. 1993 hatte die Stadt das Häuschen im Zuge einer Schließungswelle von öffentlichen Erleichterungsanstalten dicht gemacht. Es begann langsam zu verfallen. Und so rückte der Lokus allmählich in den Fokus von Michael Korte. Denn der Fotograf erkannte die architektonische Schönheit des 1912 im Reformstil erbauten und einst so profan genutzten Gebäudes und wollte die Anlage vor dem Abriss bewahren. Sein Plan: Das Klohaus in einen Kunstraum verwandeln.

1997 mündete die Idee schließlich in einen Mietvertrag mit der Stadt. Seitdem hat Korte viel Arbeit und Geld investiert, um das Örtchen zu sanieren und zur Galerie umzubauen. „Portikus“ hat er sie getauft: wegen der Arkadenbögen vor dem Eingang.

„Die Vokabel Klohaus möchte ich jetzt langsam zu den Akten legen“, sagt der Bochumer. Klohaus höre sich so sehr nach Vergangenheit an; Er blicke aber lieber in die Zukunft. Und für die schwebe ihm ein „Forum für zeitgenössische Kunst“ vor.

Bis dahin sei es aber noch ein weiter Weg, sagt Korte. Denn fertig sei die Galerie – der Premierenausstellung zum Trotz – noch lange nicht. „Schließlich mache ich das alles mit persönlichem Einsatz.“ Wieso er all’ die Mühen auf sich nimmt? „Es gibt Leute, die geben viel Geld fürs Rauchen oder Trinken aus. Ich stecke mein Erspartes eben ins Klohaus.“