Bochum. Die Bochumer Symphonikern verbuchen Verluste von 1,5 Millionen Euro infolge der Pandemie. Geschäftsführer Thomas Kipp ist dennoch zuversichtlich.
Die Corona-Krise setzt auch den Bochumer Symphonikern zu. Das Musikforum ist geschlossen, Konzerte fallen aus, Einnahmen fehlen. Es stellt sich die Frage nach den finanziellen Konsequenzen, die die Pandemie mit sich bringt. Der Geschäftsführende Direktor der BoSy, Thomas Kipp, beantwortet sie.
Wie groß sind die Einnahmeausfälle wegen Corona?
Thomas Kipp: Unser überaus herausforderndes Ziel für 2020 war, trotz aller schwerwiegenden und bedauerlichen Einschränkungen durch Corona z.B. durch regelmäßige Livestreams bei unserem Publikum möglichst präsent zu bleiben. Diese Aktivitäten haben wir trotz rund 1,5 Millionen Euro Pandemie-bedingter Mindererträge realisieren können.
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Woraus setzten sich die Mindereinnahmen zusammen?
Sie ergeben sich aus dem Wegbrechen von Eintrittsgeldern sowie Spenden für Programme und Förderungen, die nicht stattgefunden haben. Aber auch die Nutzung des Musikforums durch Dritte ist ausgeblieben, wobei diese Vermietungen den absolut kleinesten Einnahmeposten ausmachen.
Reichen die durch die Politik zugesagten Unterstützungen aus?
Die Stadt Bochum hat das im Haushalt ursprünglich für die BoSy und das Musikforum genehmigte Budget auch während Corona ungekürzt aufrechterhalten können – und zwar einschließlich etwaiger Tarifsteigerungen. Darüber sind wir sehr froh. Es geht um einen städtischen Zuschuss von rund 9 Millionen Euro im Jahr.
1,5 Millionen Fehlbetrag, man hätte angenommen, dass der Einnahmeverlust viel größer wäre?
Man kann daran erkennen, wie bürgerfreundlich die Angebote der Bochumer Symphoniker preislich sind. Preisnachlässe für Abonnenten, Sonderermäßigungen für Studenten, Rabatt-Angebote – die so genannte „wirtschaftliche Auslastung“ ist in Bochum sehr wichtig, denn das Musikforum versteht sich als Haus für alle und nicht als elitärer Musentempel.
Da scheinen auch 9 Millionen Gesamtetat nicht gerade üppig…
Für uns ist es die Basis für ein auskömmliches Wirtschaften. Aber es stimmt, in Berlin oder München werden andere, sehr viel höhere Posten aufgerufen. Für die Bochumer Symphoniker ist in der Corona-Zeit wichtig: was wir für die Existenzsicherung brauchen, wird uns von der Stadt genehmigt. Dass wir das so hinbekommen haben, ist ein Vorteil.
Gleichwohl wurde zwangsläufig gespart, es fiel ja vieles aus?
Da wir angestelltes Personal haben, fallen automatisch Kosten weg, etwa wegen der Kurzarbeit der Orchestermitglieder. Darüber hinaus wurden die Einnahmeverluste aufgefangen durch Minderausgaben beim Programmaufwand sowie durch eine Förderung des Landes NRW aus dem Stärkungsfonds für kommunale Kulturbetriebe.
Wie schätzen Sie die wirtschaftliche Entwicklung fürs kommende Jahr ein?
Das ist schwierig, weil Corona weitergeht und niemand weiß, wie sich die Pandemie und die damit verbundenen Auswirkungen entwickeln. Unser Hygienekonzept umfasst inzwischen 68 Seiten!
Wir analysieren jeden Monat – zuletzt sogar jede Woche – was wegen Corona geht oder nicht; eigentlich müsste man eineinhalb bis zwei Jahre im Voraus planen. Daran ist nicht zu denken. Ich sage es mal so: Wir fahren auf Sicht bei Nebel und ohne Rückleuchte. Daran wird sich auch im neuen Jahr so schnell nichts ändern.
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