Bochum/Hattingen. Seit einem Jahr dürfen Autos wieder über die Pontonbrücke zwischen Bochum und Hattingen fahren. Fazit: Es läuft gut, aber noch nicht alles rund.
Ziemlich genau ein Jahr ist es her, dass die Pontonbrücke, die Bochum und Hattingen über die Ruhr verbindet, auch für Autos wieder geöffnet wurde. Aufwändig sind dafür die Zufahrten umgebaut und gesichert worden. Die Bilanz aller Beteiligten nach zwölf Monaten fällt überwiegend positiv aus. Es läuft allerdings noch nicht alles rund.
Bilanz nach einem Jahr: Die Pontonbrücke in Bochum funktioniert – mit einer Ausnahme
Die Stadt Bochum blickt zufrieden auf das vergangene Jahr zurück. „Die Maßnahmen greifen, da uns keine Unfälle oder besondere Gefahrensituationen bekannt geworden sind“, heißt es aus dem Rathaus. Das Fehlverhalten der Verkehrsteilnehmer, weshalb die Brücke zuvor für den motorisierten Verkehr gesperrt war, sei „sehr stark zurückgegangen“. Auch Radfahrer und Fußgänger verhielten sich weitgehend vorbildlich. Allerdings räumt die Stadt ein, dass bei ihnen „die Akzeptanz der Regelungen noch verbesserungsfähig“ sei.
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Was das genau bedeutet, schildert ein Radfahrer, der gerade vor der Brücke an der Ampel steht und auf Grün wartet: „Insgesamt klappt das hier prima, vor allem mit den Autos. Allerdings halten sich viele Radfahrer nicht an die Regeln.“ Er habe schon erlebt, dass er selbst zwar Grün hatte, die Brücke aber noch durch Radfahrer von der Gegenseite versperrt war. „Weil viele einfach bei Rot noch rüberfahren.“
Auch wird moniert, dass viele Radfahrer die mit Pollern abgetrennten Gehwege auf der Pontonbrücke nutzen. „Wir stellen fest, dass durch die geringe Geländerhöhe und der fehlenden Breite Fahrradfahrer die Gefahrensituation unterschätzen“, stellt die Stadt fest. Eine bauliche Veränderung sei jedoch kaum machbar. „Dennoch sind wir weiter an diesem Thema dran.“
Auch wenn noch nicht alles rund läuft, fällt die Bilanz nach einem Jahr dennoch positiv aus. „Die Situation an der Pontonbrücke hat sich deutlich entschärft“, sagt Stadtsprecher Thomas Sprenger. 64 Verkehrsverstöße seien im zweiten Halbjahr 2019 geahndet worden. Davor, bei einem mehrmonatigen Testversuch, seien es allein 30 Rotlicht-Verstöße am Tag gewesen.
Testphase wurde 2018 für gescheitert erklärt
Diese Testphase ist im Februar 2018 schließlich für gescheitert erklärt worden. Im Anschluss hatten die Stadtspitzen von Bochum, Essen und Hattingen, der Landrat des Ennepe-Ruhr-Kreises sowie Orts- und Bezirksbürgermeister gemeinsam einen Acht-Punkte-Plan erstellt, mit dem die Pontonbrücke dauerhaft wieder freigegeben werden sollte.
Es folgten umfangreiche bauliche und technische Veränderungen. Die Pontonbrücke ist für Autofahrer nur aus Linden kommend über die Lewackerstraße zu erreichen. Radfahrer haben eine eigene Spur und können die Stelle und auch die Brücke in beiden Richtungen überqueren. Die Zufahrten zur Brücke wurden so verengt, dass Schwerlastverkehr nicht mehr hindurchpasst. Ampeln stellen sicher, dass die Fahrzeuge jeweils nur in eine Richtung über die Brücke fahren können. Ein LED-Tafel zeigt bei Zugverkehr den an der Ampel stehenden Autofahrern, wie lange die Wartezeit beträgt. Eine Blitzanlage überführt Rotlichtsünder.
Zudem sind Verkehrshelfer im Einsatz, deren Wirken laut Stadt fruchtet: „Sie haben zu einer Verbesserung der Situation geführt. Gerade in der ersten Sommersaison haben sie viele Radfahrer und Fußgänger unterstützt. Aufgrund ihrer Beobachtungen haben wir auch wichtige Hinweise zur Optimierung bekommen.“ Der Einsatz der Verkehrshelfer ist laut Stadt noch für ein weiteres Jahr fest vereinbart.
Autofahrer sind mit dem neuen System zufrieden
Zufrieden mit dem neuen Sicherheits- und Sperrsystem rund um die Pontonbrücke sind auch die Autofahrer. Von allen, die vor Ort befragt werden, heißt es: Daumen hoch! „Das hat sich auf jeden Fall gelohnt“, sagt eine Frau, die regelmäßig Freunde in Niederwenigern besucht und dafür nun nicht mehr lange Umwege fahren muss. „Klappt alles prima hier.“
„Läuft gut“ hört man auch aus all den Autos, die vor der auf Rot stehenden Ampel ausharren und auf grünes Licht für die „Überfahrt“ warten. „Ich muss jeden Tag beruflich von Oberdahlhausen nach Wuppertal und bin so froh, dass die Brücke wieder geöffnet ist“, sagt eine Frau. Von langen Wartezeiten wegen vorbeirauschender Züge kann sie nicht berichten.
Das soll auch so bleiben. Denn die Stadt Bochum sieht das Sicherheits- und Sperrsystem an der Pontonbrücke inzwischen als endgültige Lösung an. Die baulichen Anlagen seien auf die restliche Lebensdauer der Brücke ausgelegt und hätten sich ja grundsätzlich bewährt. Im Rahmen des laufenden Betriebes könne es allerdings immer wieder zu kleineren Veränderungen zur Optimierung kommen.
Die Überlegung, in absehbarer Zeit eine ganz neue Brücke zu bauen, wird laut Stadt aktuell nicht weiter verfolgt: „Die reguläre Lebensdauer der Pontonbrücke beträgt immer noch 20 bis 25 Jahre. Da die Entlastung bislang gut funktioniert, besteht zurzeit kein Handlungsbedarf.“
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