Bochum. Mehr als jeder zehnte Bochumer ist inzwischen doppelt geimpft. Die Ärzte klagen über Engpässe bei Biontech. Was jetzt beim Impfen wichtig ist.

Das Bochumer Impfzentrum ist bis Ende Mai ausgebucht. Das bestätigt Leiter Björn Sperber auf WAZ-Anfrage. Die Hausärzte klagen über Engpässe beim Biontech-Impfstoff. Auch Astrazeneca wird in den Praxen knapp. Die wichtigsten Fragen und Antworten zu den Corona-Impfungen in Bochum.

Wie viele Bochumerinnen und Bochumer sind geimpft?

Bisher gab es 188.103 Impfungen (Stand Montag). 43.903 Frauen und Männer haben die zweite Spritze erhalten. Das entspricht einer Impfquote von 11,8 Prozent. Sie liegt über dem Landesschnitt von 10,3 Prozent.

Sind die Über-80-Jährigen inzwischen durchgeimpft?

Laut Impfzentrum „weitestgehend ja“, ebenso wie die Bewohner der Altenheime. Bei den 32.000 Über-70-Jährigen in Bochum sollen in zwei Wochen die Erstimpfungen abgeschlossen sein. Auch viele Über-60-Jährige haben einen ersten Pieks erhalten – in der Regel beim Haus- oder Facharzt.

Corona in Bochum: Täglich bis zu 2000 Impfungen im Ruhrcongress

Was passiert im Impfzentrum?

Neben den Erst- und Zweitimpfungen der Senioren werden im Ruhrcongress vorwiegend Angehörige bestimmter Personen- und Berufsgruppen geimpft, die zur Priorisierungsgruppe 3 zählen: darunter Verkäuferinnen und Verkäufer im Lebensmitteleinzelhandel und in Drogeriemärkten, Beschäftigte an weiterführenden Schulen, Kontaktpersonen von Pflegebedürftigen und Behinderten bis hin zu Steuerfahndern und Gerichtsvollziehern.

Ist das Impfzentrum damit ausgelastet?

Im Impfzentrum im Bochumer Ruhrcongress wurden bisher insgesamt 109.391 Impfungen vorgenommen.
Im Impfzentrum im Bochumer Ruhrcongress wurden bisher insgesamt 109.391 Impfungen vorgenommen. © FUNKE Foto Services | Rainer Raffalski

Zehn der zwölf Impfstraßen sind geöffnet. Täglich werden 1800 bis 2000 Impfungen vorgenommen. „Wir könnten unsere Kapazität noch erweitern. Aber mehr Impfungen lässt der gesichert zur Verfügung stehende Impfstoff nicht zu“, sagt Leiter Björn Sperber. Folge: Bis Ende Mai sind sämtliche Termine ausgebucht.

In dieser Woche nur 1000 Biontech-Dosen für die Arztpraxen

Welche Impfstoffe werden verabreicht?

Täglich rund 1500 Dosen Biontech und 300 Dosen Moderna. Astrazeneca wird im Impfzentrum nur bei den Zweitimpfungen der Über-60-Jährigen und auf Wunsch gespritzt. Seit dem Start im Februar waren es am Stadionring insgesamt 84.182 Dosen Biontech, 22.958 Dosen Astrazeneca und 1767 Dosen Moderna.

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Wie ist die Situation bei den Haus- und Fachärzten in Bochum?

Den 230 teilnehmenden Praxen sind für diese Woche nur 1000 Biontech-Dosen für Erstimpfungen zugeteilt worden. Letzte Woche waren es mehr als 7000. Die Impfzentren werden bevorzugt bedient. „In der nächsten Woche wird es für die Ärzte bei Biontech ähnlich knapp sein“, kündigt Dr. Eckhard Kampe, Bezirksleiter der Kassenärztlichen Vereinigung, an. Erst im Juni sei mit massiv höheren Zuteilungen zu rechnen. Die Zweitimpfungen mit Biontech seien aber „in jedem Fall gesichert“.

Nun wird auch Johnson & Johnson gespritzt

Wie wird Astrazeneca in den Arztpraxen angenommen?

„Die Vorbehalte sind vielfach noch da. Aber wir beobachten eine deutlich steigende Bereitschaft, sich auch mit diesem Vakzin impfen zu lassen“, erklärt Kampe. Bei Astrazeneca ist die Priorisierung in den Praxen aufgehoben. Wegen des hohen Bedarfs ist die Zuteilung laut KV nun aber auch hier limitiert. Angefragt sind von den niedergelassenen Ärzten für diese Woche 3000 Dosen.

Falsches Datum im Impfzentrum

Zu einer Panne ist es in der vergangenen Woche im Impfzentrum gekommen.An Christi Himmelfahrt erhielt WAZ-Leser Frank Futter (80) mit seiner Frau Ellen (72) die zweite Impfung. Als er sich daheim die Impfpässe und -bescheinigungen ansah, entdeckte er: Statt des 13.5. war als Datum der 13.4. gestempelt.Auf Nachfrage der Langendreerer wurde der Eintrag korrigiert. „Aber bei wie vielen Menschen kam es an dem Tag noch zu dem Fehler? Sie alle könnten jetzt zu Unrecht vorzeitig von den Lockerungen für doppelt Geimpfte profitieren“, sagt Futter.Björn Sperber, Leiter des Impfzentrums, sichert eine Prüfung zu.

Welche Rolle spielt der Impfstoff von Johnson & Johnson in Bochum?

Im Impfzentrum wurden seit dem 10. Mai 484 Dosen verimpft – vorwiegend an Obdachlose, weil bei diesem Vakzin eine Impfung ausreicht. „In kleineren Mengen“ werde Johnson & Johnson demnächst auch in den Arztpraxen zur Verfügung stehen. „Weil nur einmal geimpft werden muss, rechnen wir mit einem großen Interesse der Patienten“, sagt Eckhard Kampe.

Britische Mutante weiter auf dem Vormarsch

Wie groß ist die Sorge vor den Virus-Mutanten?

Die britische Mutante B.1.1.7 ist inzwischen für mehr als jede zweite Neuansteckung in Bochum verantwortlich. Sie wurde bisher in 3266 Fällen nachgewiesen. Die gleichfalls hochansteckende südafrikanische und brasilianische Mutante wurde jeweils dreimal bestätigt. Die indische Virus-Mutation tauchte in den Statistiken des Gesundheitsamtes bisher nicht auf.