Bochum. 1450 Schüler aus finanzschwachen Familien in Bochum kommen jetzt kostenlos ins Internet. Einer der Vertriebspartner: ein Bochumer „Fußballgott“.
Die Digitalisierung in den Bochumer Schulen schreitet voran. Bis 2024 soll es in allen Klassenräumen WLAN und moderne Präsentationstechniken geben. Mehr als 16.000 Tablet-Computer sind an Lehrer und bedürftige Schüler ausgegeben werden. Das Problem: Etliche der Kinder und Jugendlichen verfügen zu Hause über keine Internet-Verbindung. Die Stadt schafft jetzt Abhilfe. Bei einem Pilotprojekt mit dem Bochumer Unternehmen Bonamic ist auch der ehemalige VfL-Fußballprofi Marcel Maltritz am Start.
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Die Schulen in NRW sollen trotz steigender Corona-Zahlen nicht wieder schließen. Der Distanzunterricht werde in Zukunft dennoch eine große Rolle spielen, glaubt Tobias Dörk, Geschäftsführer der Bonamic GmbH. Mit 14 Mitarbeitern hat sich das vor drei Jahren gegründete Start-up mit Sitz im Exzenterhaus als Dienstleister rund um die Telekommunikation am Markt behauptet.
IT-Dienstleister Bonamic erhielt den Zuschlag
Bonamic warf den Hut in den Ring, als die Stadt Bochum im August einen Auftrag ausschrieb. Gesucht: eine IT-Firma, die Schülerinnen und Schüler aus finanzschwachen Familien daheim ins Netz bringt. Denn was nutzen bereitgestellte Endgeräte, wenn es für den Digitalunterricht keinen (oder nur unzureichenden) WLAN-Zugang gibt und Lernplattformen nicht zu erreichen sind?
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Tobias Dörk (43), als Vater in der Pandemie selbst um einschlägige Homeschooling-Erfahrungen reicher, erhielt den Zuschlag. Und mit ihm Telefónica, mit O2 einer der führenden Anbieter in Deutschland. Gemeinsam schnürten die Vertriebspartner ein Paket, das laut Bonamic in dieser Form bundesweit bislang einzigartig ist. Das Ziel gibt Karsten Pradel von Telefónica vor: „Keine Schülerinnen und Schüler dürfen auf dem Weg zum digitalen Lernen zurückfallen.“
Mobile Router sind schnell und sicher
Und so funktioniert’s:
– Kinder und Jugendliche aus hilfsbedürftigen Familien (Förderkriterium ist das Bildungs- und Teilhabepaket) haben Anspruch auf einen mobilen Router. Das Angebot richtet sich sowohl an Grund- als auch weiterführende Schulen.
– Der Router, kleiner als ein Handy, knüpft über das O2-Mobilfunknetz die Verbindung ins Internet – mit unbegrenztem Datenvolumen, dabei aber mit einer Sperre konfiguriert, die Missbrauch verhindern soll. „Das gibt den Eltern Sicherheit“, heißt es.
– Bonamic und Telefónica übernehmen zudem u.a. die Einrichtung der Tablets und schalten eine Beratungs-Hotline.
Schuldezernent: „Weiterer Schritt Richtung Chancengleichheit“
Monatlich 11,25 Euro rufen die Paket-Partner für die Geräte und den Mobiltarif auf. 1450 Datenkarten umfasst der Auftrag der Stadt. 1000 voll ausgestattete Router seien inzwischen an das Schulverwaltungsamt geliefert worden, erklärt Bonamic.
Eigener Tarif für Schüler und Studenten
Über das Digitalpaket für bedürftige Familien hinaus haben Bonamic und Telefónica einen „Education-Tarif“ eigens für Bochum entwickelt.Auch er kostet ab 11,25 Euro im Monat und kann von allen Schülerinnen und Schülern sowie von Studierenden, die an einer Bochumer Hochschule oder Universität eingeschrieben sind, gebucht werden.Infos auf bonamic-connect.de/bochum.
Mit dem für die Schüler kostenlosen Digitalpaket schaffe Bochum „einen weiteren Schritt in Richtung Chancengleichheit“, sagt Schuldezernent Dietmar Dieckmann. Bis November seien die ersten 580 Kinder und Jugendlichen mit den Routern ausgestattet worden. „Das Gesamtkontingent ist noch nicht ausgeschöpft, so dass sich weitere Schülerinnen und Schüler über ihre jeweilige Schule melden können“, so Dieckmann.
Marcel Maltritz zählt zum Vertriebs-Team
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Förderer des Projekts ist Marcel Maltritz. Von den Fans bis heute als „Fußballgott“ verehrt, ist der einstige VfL-Bochum-Spieler als Vertriebler und Aushängeschild für Bonamic tätig. „Familien, die Anspruch haben, sollten sich über die Lehrer unbedingt einen Router sichern“, appelliert der 43-Jährige, der in Langendreer eine Padel-Tennis-Anlage betreibt. Die Rückmeldungen seien bisher durchweg positiv.