Bochum. Die Stadtwerke Bochum sollen 2025 nur noch grünen Strom beziehen, fordert eine Klimainitiative. Sie will 8000 Unterschriften sammeln.
Spätestens 2025 sollten die Stadtwerke Bochum ausschließlich Ökostrom beziehen. Mit mindestens 8000 Unterschriften will die Klimawende Bochum dazu eine Debatte im Stadtrat anschieben.
SPD und Grünen hätten zwar im Koalitionsvertrag festgelegt, dass die Stadtwerke bis zum kommenden Jahr 75 Prozent ihres Stroms aus erneuerbaren Quellen beziehen sollen. "Aber wir denken, das geht ehrgeiziger", heißt es in einer Erkärung der Klimainitiative. Zumal sie die Angaben der Stadtwerke zum Gesamt-Strommix anders interpretiert als der Energieversorger selbst.
Streit über tatsächlichen Ökostrom-Anteil
Während die Stadtwerke betonen, schon jetzt 74,4 Prozent Ökostrom zu liefern, argumentieren die Kritiker, dass noch mehr als 50 Prozent aus fossilen Brennstoffen bezogen werden. Der Grund dafür ist eine unterschiedliche Interpretation der Stromkennzeichnung. Die Stadtwerke berufen sich auf die gesetzlich geregelte Kennzeichnungspflicht und rechnen in ihrem Energiemix den nach dem Erneuerbare-Energie-Gesetz geförderten Strom -- nämlich 58,8 Prozent ihrer Gesamtmenge -- dem u.a. durch Wasserkraft erzeugten grünen Strom (15,6 Prozent) zu.
Die Kritiker sehen das anders und argumentieren, dieser "grüne" EEG-Strom sei lediglich rechnerisch grün, nicht aber physisch. Tatsächlich sei der Ökomstrom-Anteil geringer. Daher müssten die Anstrengungen intensiviert werden, um das Zwischenziel 75 Prozent zu erreichen.
Unterschriftensammlung durch Corona erschwert
Nachdem die Stadtverwaltung den angestrebten Einwohnerantrag der im Februar 2020 gegründeten Klimainitiative für rechtlich zulässig erklärt hat, beginnt jetzt das Unterschriftensammeln. "Das wird durch Corona natürlich erschwert", sagt Sprecher Felix Würtz. Interessierte können die Unterschriftenliste auf der Website www.klimawende-bochum.de herunterladen und mit den Unterschriften zu einer der Sammelstellen bringen, die ebenfalls auf der Website zu finden ist.
Liegen die 8000 Unterschriften vor, muss der Stadtrat sich spätestens nach vier Monaten mit dem Thema beschäftigen. Anders als beim Bürgerbegehren haben die Initiatoren indes keine Mitsprachemöglichkeit bei der Entscheidung.
Mit 20 Prozent an neuer Gesellschaft beteiligt
Die Stadtwerke unterstreichen derweil, schon jetzt mehr für die Energiewende zu unternehmen als viele andere Versorger. Der Öko-Anteil am Strom-Mix, aus ihrer Sicht aktuell 74,4 Prozent, liege deutlich über dem Bundesdurchschnitt (44,3 Prozent). Die Kritik, warum der EEG-Anteil herausgerechnet werden sollte, sei nicht nachvollziehbar. Und: Allein mit den von den Stadtwerken selbst oder als Anteileigener betriebenen Erzeugungsanlagen etwa vor Borkum ließen sich schon jetzt rechnerisch gut die Hälfe der Bochumer Haushalte mit umweltfreundlichem Strom versorgen, so Stadtwerke-Sprecher Kai Krischnak.
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Die Ambitionen des städtischen Tochterunternehmens in diese Richtung werden unterstrichen durch die Beteiligung an einem weiteren "Ökostrom-Projekt". Bochum hält 20 Prozent an der neugegründeten Trianel Wind und Solar GmbH & Co. KG (TWS), die bis 2030 insgesamt eine halbe Milliarde Euro in den Ausbau der Eneuerbaren Energie investieren will. 100 Millionen Euro davon kommen von den Stadtwerken Bochum, "20 Millionen Euro Eigentkapital und 80 Millionen fremdfinanziertes Geld", so der Stadtwerke-Sprecher.
Stadtwerke investieren 520 Millionen Euro
Das gesamte Investitionsvolumen der Stadtwerke Bochum in Ökostrom beläuft sich nach Unternehmensangaben auf 520 Millionen Euro. 400 Millionen Euro seien in den vergangenen Jahren bereit ausgegeben worden, weitere 120 Millionen - darunter die 100 Millionen für die TWS - sollen in den nächsten Jahren folgen.
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