Bochum. . Mehr als 40 Prozent Ökostrom im Strom-Mix weisen die Stadtwerke Bochum aus. Ein Wert, der viel zu hoch ist – sagen Kritiker.

Weit vorne wähnen sich die Stadtwerke Bochum in Sachen umweltfreundlicher Energie. Seit Einführung eines Ökostrom-Produkts 2004, bei dem Strom aus einem norwegischen Wasserkraftwerk bezogen wird, haben die Kunden 1,4 Millionen Tonnen CO2 eingespart, so der Energieversorger.

Aber so grün wie sie sich darstellen, sind die Stadtwerke gar nicht – sagt die Ratsfraktion von FDP/Stadtgestalter. Sie bezieht sich auf eine Studie, die der Ökostrom-Anbieter Lichtblick in Auftrag gegeben hat. Demnach stimmen die Angaben vieler Energieversorgern über ihren Ökostrom-Anteil nicht. Bei den Stadtwerken Bochum soll er nicht – wie angegeben – mehr als 40 Prozent betragen, sondern 11,5 Prozent. Der jährliche CO2-Ausstoß in Bochum liege um 300.000 Tonnen höher als derzeit im Energie- und Klimaschutzkonzept der Stadt angegeben – so die Kritik.

Kritik kommt vom Mitbewerber

Die Rede ist von „Greenwashing“, bei dem aus grauem Strom – der Gesamtsumme der auf dem Strommarkt gehandelten Energie – grüner Strom gemacht werde. Nicht physisch, sondern rein rechnerisch. „Auf schon vorhandenen Graustrom wird die bezahlte EEG-Umlage der Verbraucher in dem städtischen Versorgungsgebiet automatisch angerechnet und auf diese Weise die entsprechende Menge in EEG-Ökostrom umgewandelt“, so Volker Steude, stellvertretender Fraktionsvorsitzender der FDP/Stadtgestalter.

Anfrage an den Umweltausschuss

Wie grün die Stadtwerke wirklich sind, soll nun ein Fall für die Politik werden. FDP/Stadtgestalter haben eine Anfrage an den Umweltausschuss gestellt.

Sie wollen u.a. wissen, wie hoch der Anteil des von den Stadtwerken eingekauften Stroms, der tatsächlich aus erneuerbaren Quellen stammt.

„Diese Kritik ist nicht neu“, sagt Stadtwerke-Sprecher Kai Krischnak, im übrigen stamme sie von einem Mitbewerber. „Aus unserer Sicht ist es nicht nachvollziehbar, warum der EEG-Anteil herausgerechnet werden sollte.“ Die Stromkennzeichnung werde nach dem Energiewirtschaftsgesetz erstellt. Demnach liege der Anteil der Erneuerbaren Energien, gefördert nach dem EEG, im Strommix der Stadtwerke Bochum bei 35,3 Prozent und zusätzlich 7,3 Prozent für sonstige Erneuerbare Energien etwa aus Wasserkraftwerken. „Zusammen sind das 42,6 Prozent.“

115 Megawatt erneuerbare Energie

Selbst bei Betrachtung allein der eigenen Erzeugungsanlagen der Stadtwerke Bochum sei des Ergebnis sehr gut. 115 Megawatt werde die Leistung von Windparks, Wasserkraft- und Solaranlagen betragen, wenn alle Einrichtungen ans Netz gehen. „Das reicht aus, um rechnerisch die Hälfte der Bochumer Haushalte mit umweltfreundlichem Strom zu versorgen“, so der Stadtwerke-Sprecher. Dazu kommen weitere Investitionen von 120 Millionen Euro in den nächsten Jahren. Krischnak: „Die Erzeugungsleistung entspräche dann rechnerisch sogar etwa drei Viertel des Strombedarfs der Bochumer Haushalte.“