Bochum. Die Initiative „Radentscheid Bochum“ hat 17.000 Unterschriften im Rathaus abgegeben. Sie sollen bessere und sicherere Radwege ermöglichen.

Unter lautem Fahrradklingeln sind am Freitagmittag 17.000 Unterschriften für das Bürgerbegehren zum Ausbau des Fahrradverkehrs vor das Bochumer Rathaus transportiert worden. Die Unterschriften waren in Kisten auf einem Lastenfahrrad gestapelt. Sie wurden an Oberbürgermeister Thomas Eiskirch (SPD) übergeben.

Auf diesen Tag hatte die Initiative „Radentscheid Bochum“ lange gewartet. Seit Juli hatte sie überall im Stadtgebiet mit großem bürgerschaftlichem Engagement weit über die Initiative hinaus Unterschriften gesammelt mit dem Ziel, dass in Bochum in den nächsten neun Jahren ein besseres Radwegenetz für Groß und Klein und mehr Fahrradabstellplätze geschaffen werden. 12.000 Unterschriften waren erforderlich, damit der Rat der Stadt darüber entscheidet. Dieses Ziel wurde weit übertroffen.

Radentscheid: „Ein glasklarer Appell an die Politik: Holt die Verkehrswende nach Bochum!“

Das sei, sagte Benedikt Edeler vom Radentscheid in einer flammenden Rede vor rund 100 Zuhörerinnen und Zuhörern vor dem Rathaus, „ein glasklarer Appell an die Politik: Holt die Verkehrswende nach Bochum! Es ist Zeit, dass sich was dreht.“

Und weiter: „Unsere Initiative hat einen unglaublichen, bunten und breiten Rückhalt in der Gesellschaft.“ Die Unterschriften seien nicht nur für die Unterzeichner selbst da, sondern „für das Gemeinwohl“.

In Paketen überreichten Mitglieder des Radentscheids 17.000 Unterschriften an OB Thomas Eiskirch (SPD, 3.v.li.).
In Paketen überreichten Mitglieder des Radentscheids 17.000 Unterschriften an OB Thomas Eiskirch (SPD, 3.v.li.). © Stadt Bochum | Lutz Leitmann

Die Initiative hatte die Übergabe der Unterschriften mit einem kleinen Programm gefeiert. Die Klimagruppe der Bochumer Symphoniker musizierte die Melodie „Ja, mir sam mit’m Radl da!“

Gekommen war auch Ralf Böhm. Der leidenschaftliche Radfahrer vom ADFC sagte der WAZ: „Ich sympathisiere mit dem Großteil der Forderungen und hoffe, dass mit dem Bürgerbegehren etwas Geschwindigkeit in die Planung und den Bau von sicheren Radwegen kommt. Es gibt viele Probleme zu lösen: sichere Radwege an den Hauptstraßen, sichere Kreuzungen und Einmündungen. Es werden immer mehr verunglückte Rad- und Pedelecfahrer verzeichnet.“ Auch der Bau des Radschnellwegs RS1 solle schneller vorangehen.

Junger Radfahrer: „Ich fahre doch auch hier lang. Ich gehöre auch zum Straßenverkehr!“

Ein jugendlicher Schüler nannte auf der Bühne ein Beispiel dafür, wie sehr Radfahrer von einigen Autofahrenden noch nicht respektiert werden. Diese sollten Geduld haben, wenn sie einen Radfahrer vor ihnen mal nicht überholen könnten, und nicht hupen. Er denke dann: „Ich fahre doch auch hier lang. Ich gehöre auch zum Straßenverkehr!“

Dafür bekam er Applaus vom Publikum.

17.000 Unterschriften waren vor dem Rathaus Bochum in Paketen auf einem Lastenfahrrad verstaut.
17.000 Unterschriften waren vor dem Rathaus Bochum in Paketen auf einem Lastenfahrrad verstaut. © Bernd Kiesewetter

Harald Schuster von der landesweiten Initiative „RADKOMM“ aus Köln sagte ins Mikro: „Das Fahrrad wird die Städte retten!“ Die Menschen seien auf diesem Gebiet bereits „viel weiter als die Politik es denkt“.

Benedikt Edeler erklärte aber auch, dass jetzt lediglich „ein Etappenziel“ erreicht sei. Sollte der Rat den Forderungen des Radentscheids mehrheitlich zustimmen, müssten die Ziele umgesetzt werden. Andernfalls müsste die Stadt einen Bürgerentscheid organisieren. Dabei müssten mindestens zehn Prozent der wahlberechtigten Bochumerinnen und Bochum für die Forderungen stimmen.

Stadt Bochum rechnet mit Kosten in Höhe von 427 Millionen Euro

Beim Radwege-Ausbau „auf Vollgas“ schalten

„Die Sammlung so vieler Unterschriften unter Corona-Bedingungen ist eine großartige Leistung der vielen Aktiven, die mit ihrem ehrenamtlichen Arrangement aufzeigen, dass es einen starken Rückhalt der Bochumer Bevölkerung für eine echte Verkehrswende in Bochum gibt“, erklärt Claudia Stein, Sprecherin des Kreisvorstandes der Grünen in Bochum.

Horst Hohmeier, Fraktionschef der Linken: „Der Bochumer Rat sollte möglichst schon auf der Ratssitzung am 27. Januar über den Radentscheid abstimmen. Es wird Zeit, dass beim Ausbau des Radverkehrsnetzes auf Vollgas geschaltet wird.“

Die Stadt schätzt, dass die Umsetzung der Ziele nach neun Jahren voraussichtlich rund 427,5 Millionen Euro kostet. Davon müssten rund 77 Millionen Euro aus Anliegerbeiträgen der Bürgerinnen und Bürger finanziert werden.

OB Eiskirch erklärte: „Die große Zahl der Unterschriften macht deutlich, dass das Thema Radfahren in Bochum vielen Menschen am Herzen liegt. Auch deshalb investieren wir seit Jahren in den Ausbau des Radverkehrsnetzes. Und werden das auch weiterhin tun.“