Bochum. Die Corona-Impfungen in Bochum gewinnen an Tempo. Die Dosen für die Arztpraxen werden verdoppelt. Die Lage in den Kliniken spitzt sich zu.

Die Corona-Impfungen in Bochum gewinnen an Tempo. Für die nächste Woche stehen den Haus- und Fachärzten 13.500 Impfdosen zur Verfügung – fast doppelt so viele wie in dieser Woche.

Anfang April hatten die niedergelassenen Ärzte mit dem Impfen begonnen. Von „Mangelwirtschaft“ und einer extrem schwierigen Auswahl der Patienten sprach manch enttäuschter Mediziner ob der anfangs raren Impfstoffmengen. Die Kassenärztliche Vereinigung (KV) verzeichnet für Bochum binnen vier Wochen 17.700 Impfungen in den Praxen. Zum Vergleich: Im Impfzentrum im Ruhrcongress werden täglich 1800 bis 2000 Menschen versorgt.

Corona in Bochum: 7200 Dosen Biontech, 6300 Dosen Astrazeneca

Das wird nun besser. Nach Angaben des KV-Bezirksleiters Dr. Eckhard Kampe sind für die kommende Woche 7200 Dosen Biontech und 6300 Dosen Astrazeneca zugesichert. Sie verteilen sich auf 180 Haus- und 50 Fachärzte. Rein rechnerisch kann damit jeder Arzt knapp 60 Spritzen setzen. Zum Auftakt Anfang April waren es 16.

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Trotz der Vorbehalte gegen Astrazeneca rechnet Kampe nicht damit, „dass etwas von dem Impfstoff übrig bleibt“. Zwar wird das Vakzin nur für Menschen über 60 Jahre empfohlen. „Bei hinreichender ärztlicher Aufklärung kann es aber auch an Jüngere verimpft werden. Davon dürfte vielfach Gebrauch gemacht werden“, so der KV-Chef – selbstverständlich streng nach der Priorisierungsliste, die in NRW mindestens bis Juni gültig bleiben soll.

Auch Privatärzte wollen mit dem Impfen beginnen

Spätestens dann wollen auch die Privatärzte ins Geschehen eingreifen. Die Impfstoffe gegen das Coronavirus dürfen von Apotheken bisher nur an Ärzte ausgeliefert werden, die an der kassenärztlichen Versorgung teilnehmen. Laut KV wird in Bochum bei 83 Prozent der Hausärzte und 15 Prozent der Fachärzte geimpft. Im nächsten Monat, so die Planung, sollen die Betriebsärzte hinzukommen. Allein die Privatärzte sind bisher ausgeschlossen.

Alarmierend ist die Lage auf den Intensivstationen (hier im St.-Josef-Hospital). Laut Mediziner-Verband Divi sind aktuell noch acht der 168 Intensivbetten in Bochum frei.
Alarmierend ist die Lage auf den Intensivstationen (hier im St.-Josef-Hospital). Laut Mediziner-Verband Divi sind aktuell noch acht der 168 Intensivbetten in Bochum frei. © FUNKE Foto Services | Ralf Rottmann

„Wir werden in der gesamten Pandemie kleingeredet“, sagt Dr. Simone Löwe, die in der Privatpraxis für Sportmedizin und Orthopädie von Dr. Joachim Schubert (ehemaliger VfL-Vereinsarzt) praktiziert. Dabei sei es für Privatärzte ebenso elementar wie für alle Kolleginnen und Kollegen, ihre Patienten (an der Humboldtstraße sind es täglich rund 100) möglichst schnell und zahlreich gegen Corona zu impfen. Simone Löwe: „Viele Patienten haben keinen kassenärztlichen Hausarzt. Wir haben uns um Impfstoff bemüht. Aber wir kriegen nichts.“

Bisher sind knapp acht Prozent der Bochumer immunisiert

Dabei könnten die Privatärzte die Massenimpfung nochmals beschleunigen, meint auch Dr. Michael Tenholt, Vorsitzender des Medizinischen Qualitätsnetzes (MedQN) Bochum mit 150 angeschlossenen Haus- und Fachärzten. Neben der Versorgung der Patienten sei das Impfen auch wirtschaftlich lohnenswert. Laut Tenholt können Privatärzte einen um das 1,8- bis 2,3-fach höheren Satz in Rechnung stellen. Vertragsärzte erhalten pro Impfung 20 Euro.

Termine jetzt auch mit schweren Erkrankungen

Ab Freitag (30.) können auch Bürger mit bestimmten Vorerkrankungen einen Termin im Impfzentrum im Ruhrcongress vereinbaren.Das betrifft Menschen u.a. mit einer Demenz, geistigen Behinderung oder schwerer psychiatrischer Erkrankung ebenso wie Krebserkrankungen, COPD, Diabetes, chronische Leber- und Nierenerkrankungen sowie Adipositas (Body-Mass-Index über 40).Die Termine können entweder online unter www.116117.de oder telefonisch unter 0800/116 117 02 gebucht werden. Es muss ein ärztliches Attest vorgelegt werden.

Insgesamt wurden in Bochum bisher 128.637 Corona-Impfungen verabreicht. 29.247 Frauen und Männer sind doppelt geimpft. Das sind 7,87 Prozent aller Einwohner.

Lage auf Intensivstationen spitzt sich zu

Eine Beschleunigung der Impfungen ist dringend geboten. Das spiegeln die aktuellen Zahlen der Intensivmediziner-Vereinigung Divi wider. Danach waren am Donnerstag noch acht der 168 Intensivbetten in den Bochumer Krankenhäusern frei. 30 der Intensivpatienten sind laut Stadt Covid-19-Erkrankte; 24 müssen beatmet werden. Als eine Ursache gilt die zuletzt massive Ausbreitung der britischen Virus-Mutation, die inzwischen mehr als jede zweite Infektion in Bochum verursacht.

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