Bochum-Werne. In Bochum ist ein ganzer Straßenzug nun ohne Bäume. Nahezu alle wurden gefällt. Auch auf einem alten Schulgelände. Das kritisieren SPD und Grüne.
Alle freuen sich über den Frühling. Überall blüht und grünt es. Nur an der Rüsingstraße in Bochum-Werne nicht. Da ist das auch gar nicht mehr möglich, denn hier wurde ein regelrechter Kahlschlag betrieben. Zu sehr womöglich? Das sehen jedenfalls SPD und Grüne so.
Bochum: Kahlschlag – eine ganze Straße ist nun ohne Bäume
Dass die Rüsingstraße nun nahezu auf ihrer gesamten Länge ohne Bäume und Grün dasteht, ist zwei unterschiedlichen Maßnahmen geschuldet: Zum einen ließ die Deutsche Bahn entlang ihrer Gleisstrecke alles Grün oberhalb der Stützmauer entfernen, denn diese drohe aufgrund der drückenden Wurzeln einzustürzen. Zum anderen sind die Bauarbeiten auf dem Gelände der ehemaligen Rüsingschule gestartet. Hier entstehen Mehrfamilienhäuser und eine Kita. Auch hierfür mussten viele Bäume gefällt werden.
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Aus Sicht von SPD und Grünen in der Bezirksvertretung Bochum-Ost zu viele. „Das ist so ein trauriger Anblick“, sagt Detlef Kühlborn, Sprecher der Grünen. „Man habe zuletzt noch einmal an Stadt und Investor appelliert, doch zumindest die Bäume am Gehwegrand stehen zu lassen – vergebens. „Das wäre in einigen Fällen bestimmt möglich gewesen“, ist sich Kühlborn sicher. „Künftig müsse man da früher drauf gucken“, richtet er die Kritik aber auch an die eigene Adresse der Politik.
Auch Dirk Meyer, Sprecher der SPD-Fraktion, gefällt die „nackige“ Rüsingstraße inklusive Schulgelände ganz und gar nicht. „Die Fällungen wirken schon kolossal.“ Auch er sagt, dass der Fehler schon vor zwei Jahren begangen worden sei. „Da hätte man auch stadtintern schon darauf hinweisen müssen und frühzeitig das Umwelt- und Grünflächenamt mit einbeziehen müssen.“ Nun sei es zu spät.
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Aus dem Rathaus heißt es, die Vorgaben zum Verkauf des ehemaligen Schulgrundstücks an der Rüsingstraße „wurden innerhalb der Verwaltung abgestimmt und die verschiedenen Belange abgewogen“. Die Vorgabe für die Bewerber habe gelautet: „Die Baukörper müssen entlang des Straßenrandes der Rüsingstraße bzw. des Anemonenweges platziert werden, um den Straßenrand städtebaulich zu fassen.“
Das vom heutigen Eigentümer erarbeitete Konzept – und der damit verbundene Verkauf des Grundstücks – seien von den politischen Gremien im Oktober 2019 beraten und am 30. Oktober 2019 im Haupt- und Finanzausschuss beschlossen, so Stadtsprecher Peter van Dyk. Der vorausgegangene Abwägungsprozess sei Bestandteil des politischen Beschlusses gewesen. „Bei der späteren Beratung der Baumfällungen im Bezirk und im Ausschuss für Umwelt, Nachhaltigkeit und Ordnung 24 Monate später wurden die Baumfällungen zur Kenntnis genommen“, erinnert van Dyk.
Alte Schule inzwischen abgerissen
Nicht nur die Bäume sind – bis auf wenige Ausnahmen – Geschichte. Auch die alte Rüsingschule selbst ist inzwischen abgerissen. Drei große Mehrfamilienhäuser mit bis zu 50 Mietwohnungen werden hier gebaut. In rund zwei Jahren sollen sie stehen, und zwar zu Rüsingstraße und Anemonenweg hin.
Im Innern wird eine Kita mit Platz für 70 bis 75 Kinder gebaut. Der Träger der Einrichtung steht inzwischen fest: Es wird die Fröbel Bildung und Erziehung gGmbH mit Sitz in Berlin sein, die erstmals eine Kita in Bochum eröffnet.
Für die 24 gefällten Bäume auf dem Schulgelände müssen 58 Bäume ausgeglichen werden. Auf dem Grundstück selbst können laut Stadt allerdings nur sechs Bäume gepflanzt werden. „Es ist geplant, die restlichen 52 Bäume im Herbst an Straßen, Park- und Grünanlagen und anderen öffentlichen Standorten zu pflanzen“, von van Dyk weiter.
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Auch für den weiteren Verlauf der Rüsingstraße wünscht sich Dirk Meyer von der SPD künftig mehr Grün. Er setzt da auf Neupflanzungen im Zuge des Straßenausbaus, der für 2023 angedacht ist. Aus seiner Sicht leider nicht parallel mit der Sanierung der Stützmauer. Diese will die Bahn im Anschluss „frühestens 2025“ erneuern. Bis dahin, so ein Sprecher, werde sie regelmäßig kontrolliert.
Meyer will sich damit noch nicht anfreunden. „Die Mauer darf doch bis dahin nicht in diesem Zustand bleiben. Das kann man doch beides zusammenmachen.“ Er will nun Mittel und Wege suchen, um das Ganze zu beschleunigen. „Doch das wird schwierig, es sind halt unterschiedliche Zuständigkeiten.“