Bochum. Ein Taxifahrer hat vor dem Landgericht Bochum Kokain-Handel zugegeben. „Ich hatte immer ein Gramm im Auto.“ Das Geständnis war emotional.

„Ich hatte immer ein Gramm im Auto“, sagte der Angeklagte. Das Gramm war Kokain und das Auto war ein Bochumer Taxi.

Der 46-Jährige sitzt jetzt seit einem halben Jahr in U-Haft, weil er über Monate hinweg aus seinem Taxis heraus mit dem Rauschgift gedealt haben soll. Am Dienstag legte er vor dem Landgericht Bochum ein umfassendes, emotionales Geständnis ab.

Angeklagter über seine Schuld und die Folgen für die Familie: „Es tut sehr weh“

Der Mann ist verheiratet und Vater jugendlicher Kinder. Die Familie leidet enorm, dass er nun im Gefängnis sitzt. Der Lebensstandard von ihm und seiner Familie hätte sich erhöht, erklärte er sein damaliges Motiv, sich bei seinen Taxifahrten noch etwas nebenbei hinzuzuverdienen. „Ich wollte meine Kinder nicht enttäuschen.“ Enttäuscht habe er sie nun aber mit dem Drogenhandel. „Es tut sehr weh.“

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Er ist einschlägig vorbestraft; Ende 2019 war er wegen Rauschgift zu zwei Jahren Haft auf Bewährung verurteilt worden. Trotzdem soll er vor und nach dem Urteil weitergedealt haben. Insgesamt geht es jetzt in der Anklage um 50 Einzelfälle und eine Menge von mindestens einem Kilo Kokain. Umsatz: fast 55.000 Euro.

Ohne Geständnis hätten acht Jahre Haft drohen können

Im Raum stand eine Haftstrafe von acht Jahren – ohne Geständnis. Da er jetzt aber alles zugab, könnte eine Strafe deutlich geringer ausfallen.

Der Taxifahrer fuhr immer nachts. Fast 2000 Euro netto habe er verdient. Stammkundschaft hatte er auch im Bochumer Rotlichtbezirk, wie er sagte.. Nebenbei habe er auch Alkoholika und Zigaretten verkauft. Eines Tages habe er dann sein „Warensortiment um Kokain erweitert“.

Eingekauft habe er das Rauschgift zum Preis von mindestens 32 Euro pro Gramm, verkauft für 40 bis 60 Euro. Die Preise, sagte er, seien in der Corona-Pandemie „etwas höher“ geworden.

Weitere Dealer sind bereits zu Gefängnisstrafen verurteilt worden

Erwischt wurde er bei Ermittlungen der Kripo Bochum gegen andere Männer, die viel tiefer im Kokaingeschäft dringesteckt haben sollen. Es geht um mehrere Kilo Kokain aus Brasilien, das mit Hilfe von „Bodypackern“ (Boten, die die Drogen vor dem Grenzübergang verpackt runterschlucken und später wieder ausscheiden) nach Deutschland und auch Bochum geschmuggelt worden ist.

Zwei Angeklagte (41, 49) sind vor kurzem vom hiesigen Landgericht zu zwei Jahren und zehn Monaten Haft und drei Jahren und neun Monaten verurteilt werden – zwei Abnehmer aus Berlin und Bremen. Gegen zwei weitere Männer (46, 51, U-Haft) aus Bochum – die Hauptangeklagten – wird zurzeit noch weiterverhandelt.

„Ich reagiere allergisch, wenn man meint, das sei hier ein Basar“

Der Taxifahrer bot dem Gericht 25.000 Euro „Sicherheitsleistung“ an, wenn er nach einem Urteil frei käme. Darauf ließ sich das Gericht aber nicht ein. „Ich reagiere allergisch, wenn man meint, das sei hier ein Basar“, sagte Richter Volker Talarowski.