Krefeld. Immer mehr neue Details werden bekannt. So soll der Mann schon vor der Brandserie von Behörden als Sicherheitsrisiko eingestuft worden sein.

Der mutmaßliche Brandstifter von Krefeld galt schon vor der Brandserie vergangene Woche als Sicherheitsrisiko. „Aufgrund der besonderen Konstellation war er nicht in einer Gruppenunterkunft untergebracht, sondern in einer Einzelwohnung – aus Gründen der Sicherheit lag diese Wohnung nahe der Polizeiwache Hansastraße“, teilte die Stadt nun auf Anfrage mit. 

Schon vor den jüngsten Vorfällen war der Mann wohl auffällig geworden. Am 13. September 2024 sei es zu einer „Bedrohungssituation für Mitarbeitende“ gekommen, teilte die Stadt weiter mit. Noch am selben Tag sei er für ein Programm zur Früherkennung von Personen mit Risikopotenzial gemeldet worden. 

Brandstiftung in Krefeld: Verdächtiger war polizeibekannt

Bereits vor einigen Tagen waren mehr Details ans Licht gekommen: So soll der 38-Jährige in Krefeld zumindest einmal „wegen Gewaltdelikten und Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung“ verurteilt worden sein, hieß es von den Ermittlern. Die verhängte Freiheitsstrafe in Höhe von vier Jahren und sechs Monaten sei aber mittlerweile vollständig verbüßt worden.

Dem Verdächtigen sollen zudem mehrere Verurteilungen in Frankreich zuzuordnen sein. Es sei davon auszugehen, dass sich der 38-Jährige „bereits seit vielen Jahren unter zahlreichen Alias-Personalien im Bundesgebiet und in europäischen Nachbarstaaten aufgehalten“ habe, teilten die Ermittler weiter mit. Die Überprüfung dauere aber noch an.

Brände in Krefeld: Das war geschehen

In einem Kino in Krefeld hatte die Polizei am Donnerstagabend (11. Oktober) einen Verdächtigen mit mindestens einem Schuss niedergestreckt. Dieser soll dort Benzin vergossen und versucht haben, es anzuzünden. Der 38-jährige Mann kam schwer verletzt in ein Krankenhaus.

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Zuvor waren in kurzer Abfolge Brände in der Krefelder Innenstadt gemeldet worden. Daraufhin löste die Polizei Großalarm aus. Weitere Menschen wurden laut Polizei aber nicht verletzt.

Mehrere Orte in Krefeld angezündet

Durch die Innenstadt zog sich eine Spur der Zerstörung. Den Ermittlungen zufolge hatte der Mann zunächst einen Minibus der ambulanten Caritas-Drogenhilfe angezündet. Dann soll der Mann Feuer in seiner Dachgeschosswohnung gelegt und danach einen Brandsatz in das Gebäude der Arbeitsagentur geworfen haben. 

Polizei schießt Verdächtigen in Krefeld nieder
Die Polizei geht nach der Tat in Krefeld von keiner weiteren Bedrohung für die Bevölkerung aus. © DPA Images | Christoph Reichwein

Auf dem Weg in Richtung Hauptbahnhof soll der Verdächtige dann einen 16-jährigen Jugendlichen mit einem Messer bedroht haben. Das letzte Ziel des bereits polizeibekannten Mannes war das Kino neben dem Hauptbahnhof.

Haftbefehl gegen Tatverdächtigen erlassen

Gegen den 38-Jährigen ist mittlerweile Haftbefehl wegen des dringenden Tatverdachts der versuchten schweren Brandstiftung erlassen worden. Die Ermittlungen zum genauen Ablauf der Tatnacht, dem Beschuldigten und seiner Motivlage dauern aber noch an.

„Diese gestalten sich komplex, daher können derzeit keine weiteren Details bekannt gegeben werden“, so die Ermittler. In einer Sache war sich die Polizei aber schnell sicher: Es gibt wohl keine Hinweise auf einen terroristischen Anschlag.

Reul: Verdächtiger wohl psychisch auffällig

„Wenn einer in einem Kino mit 150 Leuten Benzin vergießt und versucht, einen Brand zu legen, ist das versuchter Mord“, sagte NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU) über die Ereignisse. „Es ist nicht das erste Mal, dass der Mensch aufgefallen ist. Er ist mehrfach aufgefallen – als jemand, der Ärger macht.“ 

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Die Polizei habe den Mann sehr schnell aus dem Verkehr ziehen können. „Das wäre echt dramatisch geworden“, so Reul. Für eine abschließende Einschätzung sei es noch zu früh. „Aber nach jetzigem Stand sieht es danach aus, dass es ein Mensch ist, der psychische Probleme hatte.“

Ein Polizist sicherte den Bereich vor dem Multiplex-Kino, an dem die Polizei einen Verdächtigen niedergeschossen hatte.
Ein Polizist sicherte den Bereich vor dem Multiplex-Kino, an dem die Polizei einen Verdächtigen niedergeschossen hatte. © dpa | Christoph Reichwein

Mitarbeiter: Etwa 150 Menschen im Kinokomplex

Ein Kino-Mitarbeiter lobte das schnelle Eingreifen der Polizei, „ansonsten wäre das hier eine Katastrophe geworden“, meinte er. Nach seinen Angaben befanden sich zum Zeitpunkt der Tat etwa 150 Menschen in dem Gebäude, verteilt auf mehrere Kinosäle. Einige Kinobesucher seien Zeugen des Geschehens geworden, so auch ein Polizeisprecher. Mehrere Personen seien von Notfallseelsorgern betreut worden. (dpa/red)