Mülheim. „Moby Dick“ taucht in Mülheim auf: Der Klassiker ist ein Auftakt des mehrwöchigen Kultur-Festivals „Rausch 1“ in Mülheim. Die Proben laufen schon.
Es ist ein Experiment: Das Theater an der Ruhr ersetzt die „Weißen Nächte“ durch ein mehrwöchiges Festival voller Kultur (18. August bis 9. September). Unzählige Theateraufführungen, Konzerte, Performances und Workshops finden hauptsächlich open air im Raffelbergpark statt, manche aber auch im Theatersaal. Gleich mehrere Premieren sind im Rahmen von „Rausch 1“ geplant.
Die Proben laufen schon, trotz des Regens. Hinter dem Raffelberg-Teich ist bereits die Hauptbühne aufgebaut. Auf der Terrasse zwischen Solbad und See bietet ein großes weißes Zelt den Ensembles Schutz, die zurzeit täglich für die ersten Premieren üben. Am Montagvormittag probt das Team rund um die Schauspieler Maria Neumann und Bekim Aliji für „Moby Dick. Die Jagd“ (Premiere: 24. August, 19.30 Uhr). Das Wetter, mit Platzregen, Windböen und nur kurzen Aufheiterungen passt zu der düsteren Geschichte, die aus Herman Melvilles Roman „Moby Dick“ entwickelt wurde (Dramaturgie: Alexander Weinstock).
Mülheimer Schauspielerin: „Es geht um die Gier nach Rache“
„Moby Dick“ ist ein spannender Abenteuerroman, in dem es um die Gier nach Rache und Blutrausch geht, unsere Produktion zeigt die letzten drei Tage von Käpt’n Ahab, sein dramatisches Sterben und seine Besessenheit, sich zu rächen“, erläutert Maria Neumann. Das passt zum Festival-Thema „Rausch“. Die Geschichte um Ahab und den Wal, erzähle vom Ende des ursprünglichen Walfangs, vom aufkommenden Kapitalismus, aber auch davon „wie der Mensch die Natur und sich selbst zerstört“, so Neumann.
In einen Bademantel gehüllt, wartet sie zitternd auf ihren Einsatz – ebenso wie Kollege Bekim Aliji, der den Schiffsjungen Pip spielt. Drei Musikerinnen und Musiker sind Teil der Mannschaft, sie liefern wichtige musikalische Bausteine und eine beeindruckende Geräusch-Kulisse (etwa mit Hilfe einer Vogellockpfeife). Dramatisch geht es zum Ende des Stückes zu. „Das Stück hat aber auch komische Momente“, sagt Alexander Weinstock. Zitate aus Texten von Beckett und Beuys ergänzen den Melville-Text.
Nebelmaschine ruft Mülheimer Feuerwehr auf den Plan
Während das Moby-Dick-Team wegen des Regens unter dem Zeltdach spielen muss, laufen im Theatersaal die Proben für „Ich, Antonin Artaud - le Momo“ (Regie: Roberto Ciulli), auch eine Uraufführung, die beim „Rausch 1“-Festival fünf Mal zu sehen sein wird (erstmals am 31. August, 19.30 Uhr). Gegen Abend wird dann auf der großen Open-Air-Bühne für „Die Bakchen“ nach Euripides (Premiere: 18. August, 21 Uhr, Regie: Philipp Preuss) einstudiert. Etwas aufpassen muss die Crew dann mit ihrer Nebelmaschine. Bei der Probe am Freitag rückte die Feuerwehr an, weil angesichts des Nebels ein Brand gemeldet worden war.
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Neben den drei Premieren – die drei Produktionen werden im Laufe des Festivals mehrfach wiederholt – stehen in den dreieinhalb Wochen viele weitere kulturelle Höhepunkte auf dem Programm. „Bromio - das unzerstörbare Leben“ etwa, ein Tanztheaterstück von Simone Derai und Marta Ciappina, das Bewusstseinszuständen nachspürt und auf der Probebühne an der Ruhrorter Straße gezeigt wird. Was erwartet die Zuschauer noch in der ersten Festivalwoche vom 18. bis 25. August?
Mülheimer Festival: Programm der dreieinhalb Woche ist vielfältig
Gleich am 18. August sind die Sufi Dub Brothers zu Gast (ab 19.30 Uhr), die klassische südasiatische und pakistanische Klänge mit tanzbaren Clubsounds verbinden. Später an diesem Abend (23 Uhr) wird mit DJ finsterNiz ein DJane auflegen, die Hip-Hop, experimentelle Musik und türkische Musik mixt. Den Kunstparcours im Raffelbergpark und im Theatergebäude können Interessierte täglich erkunden, er wird jeweils eine Stunde vor Vorstellungsbeginn geöffnet. Ein Konzert der Düsseldorf Düsterboys ist für den 19. August, 19.30 Uhr geplant – das Duo verschmilzt höfischen Gesang mit Samba-Musik, Folk, Kirchenchorälen. Schon um 18.30 Uhr soll ein Lachyoga-Workshop mit Willi Hagemann die Teilnehmer entspannen.
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Die Performance „RaumZeitPiraten“ wird am 20. August ab 17.30 Uhr eine Klanglandschaft im Park erzeugen. Der Workshop „Psychedelic Breath“ mit Eva Kaczor lehrt Atemtechniken zu elektronischen Soundtracks. Für den 24. August lädt die Performergruppe subbotnik zu „Feuer fangen“ am Lagerfeuer ein. Am Freitag, 25. August, ist neben den „RaumZeitPiraten“, „Moby Dick“ und den „Bakchen“ um 23 Uhr die Performance „Hymnen an die Nacht“ vom Klub der Psychonauten zu erleben.
Die Festival-Wochen zwei und drei stellen wir in Kürze vor. Informationen: www.theater-an-der-ruhr.de. Dort kann man auch Tickets reservieren, ebenso wie in der Tourist-Info, der vier.zentrale oder bei reservix.