Oberhausen. Der Sprit ist wieder teurer, der Ärger von Autofahrern vorprogrammiert. Welche Preismarken Tankstellen in Oberhausen erreicht haben.

Was war das für ein Aufschrei, als im vergangenen Jahr die Spritpreise mit zwei Euro und mehr pro Liter traurige Rekordmarken erzielten. Nach einem Sinkflug klettern sie wieder in die Höhe. Wie fallen jetzt die Reaktionen aus? Die Redaktion hat nachgefragt.

Caroline Kaufmann ist häufig unterwegs und hat längst bemerkt, dass die Preise anziehen. Der Liter hat an einigen Zapfsäulen jetzt schon die 1,90 Euro-Marke erreicht. Zehn Cent oder auch mehr müsse der Kunde jetzt pro Liter drauflegen, meist unabhängig davon, ob es sich um Benzin oder Diesel handele, sagt die 40-Jährige.

Preisschwankungen sind für Autofahrer kaum nachvollziehbar

„Aber mal ehrlich, was soll man denn dagegen unternehmen?“, fragt sie. Es werde doch weiterhin alles teurer und das auf breiter Front. Wenn die Leute entsprechend mehr verdienen würden, dann könnte es ja vielleicht passen, aber ob das der Fall ist, daran hat sie ihre Zweifel. Die Oberhausenerin sieht vielmehr die Politik am Zug, die müsse nach Wegen suchen, um solche Preise zu unterbinden.

Der Unmut unter den Autofahrern ist auch längst beim ADAC angekommen. NRW-Sprecher Thomas Müther richtet den Fingerzeig aber ganz eindeutig auf die Mineralölkonzerne. „2022 nach Beginn des Ukrainekrieges haben die Unternehmen satte Gewinne eingefahren“, hebt er hervor. Wenn jetzt der Rohölpreis steige, bestehe keineswegs die zwingende Notwendigkeit, dass auch sofort der Sprit an der Zapfsäule teurer werde. Ein Zuwachs von acht Dollar, 85 statt 77 US-Dollar pro Barrel Rohöl, biete lediglich eine Erklärung für das Vorgehen der Unternehmen, rechtfertige es aber nun mal nicht.

„Kein Shell-spezifisches Phänomen“: Zur Preisanhebung will sich das Unternehmen nicht äußern und verweist auf den Branchenverband.
„Kein Shell-spezifisches Phänomen“: Zur Preisanhebung will sich das Unternehmen nicht äußern und verweist auf den Branchenverband. © FUNKE Foto Services | Gerd Wallhorn

Peter Jessen kann angesichts der Preisentwicklung nur den Kopf schütteln. „Da kommt es innerhalb weniger Tage zu Preissprüngen von acht oder neun Cent“, betont der 62-Jährige und blickt schon etwas ungläubig auf seinen Tankzettel. „Schauen Sie“, sagt er im Gespräch, „da steht 1,79 Euro, die Quittung ist von heute“. Auf einem anderen Beleg, rund eine Woche alt, „waren es noch 1,65 Euro für einen Liter E10.“ Das Auf und Ab bleibt für ihn unverständlich, erst recht „die enormen Unterschiede“, Er hat noch Zeiten im Sinn, als ein Tagesschau-Sprecher namens Karl-Heinz Köpcke eine Anhebung von einem Pfennig pro Liter Benzin angekündigt habe. Jessen kennt sich mit Spritpreisen aus, er betankt nicht nur sein eigenes Auto, sondern auch die Fahrzeugflotte eines privaten Pflegedienstes. „Da nimmt die finanzielle Belastung natürlich deutlich zu“.

Zusätzliche Kosten schlagen bei Handwerker kräftig zu Buche

Davon kann auch Handwerker Daniele Ternisi ein Lied singen. Mit seinem Transporter legt er massenweise Kilometer zurück, vor allem im Stadtverkehr und zudem läuft seine Estrichmaschine mit Diesel. Da spürt er die Preise gleich doppelt. „Zehn Cent, das mag sich im ersten Moment eher gering anhören, aber bei mir schlägt das kräftig zu Buche.“ Er hat den Eindruck, dass der Preisschub vor etwa zwei Wochen gekommen ist. Der Liter kostet laut Vergleichsportalen in Oberhausen mittlerweile zwischen 1,67 und 1,71 Euro. „Ärgerlich, aber nicht zu ändern“, sagt der 36-Jährige.

ADAC-Sprecher Müther hat ohnehin den Eindruck gewonnen, dass die Menschen mittlerweile verhaltener reagieren, wenn sie jetzt tiefer in die Tasche greifen müssen. „Vor mehr als einem Jahr war es für viele ein regelrechter Schock, als der Liter über zwei Euro kostete, vorher lag er in etwa zwischen 1,50 oder 1,60 Euro.“ Inzwischen seien die Preise wieder erheblich gefallen, „Wenn jetzt zehn Cent draufkommen, dann erinnern sich viele Menschen eben noch an ganz andere Zahlen.“

Branchenverband nennt eine Fülle an Gründen

Mineralölkonzerne wie Aral oder Shell halten sich, nach den Gründen für den neuerlichen Preissprung befragt, zurück. Dazu gebe das Unternehmen keine Kommentare ab, sagt ein Aral-Sprecher. Es handele sich um „kein Shell-spezifisches Phänomen“, heißt es aus der Pressestelle des Unternehmens, die gleich an den Branchenverband en2x verweist.

Dessen Hauptgeschäftsführer Christian Küchen kennt gleich eine Fülle von Gründen, weshalb mancher Autofahrer staunend auf Preistafeln schaut. Der Rohölpreis, die politischen Entwicklungen, die Auswirkungen an den Börsen, der Euro/Dollar-Wechselkurs: Also allesamt Ursachen, die die Branche schon fast gebetsmühlenartig wiederholt. Da ist es fast noch spannender zu fragen, was denn der Name en2x bedeutet. Der Verband erklärt die Bezeichnung wie folgt: Der Begriff ist „abgeleitet von „energy to x“. Das „x“ steht für die Vielfalt an Energieträgern, Herstellungs- und Einsatzoptionen“. Ach so.