Oberhausen. Ergebnis einer Befragung: Viele Oberhausener fühlen sich den Preisen an den Tankstellen ausgeliefert.

Der Liter Superbenzin bei 1,77 Euro, der Liter Diesel bei 1,63 Euro, selbst Autogas bei 88 Cent pro Liter. Auch in Oberhausen ist das Autofahren teuer geworden. Wir wollten auf dem Aldi-Parkplatz an der Kirchhellener Straße in Sterkrade, ganz in der Nähe der dortigen Shell-Tankstelle, wissen, wie Autofahrer damit klarkommen. Die meisten Befragten reagierten so, als würden sie sich in ein Schicksal fügen.

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„Man ist nicht begeistert, wenn man tiefer in die Tasche greifen muss und keine Chance hat, auf andere Weise als mit dem eigenen Wagen zum Arbeitsplatz zu kommen“, sagt Gabriele Ewertz aus Königshardt. Aber ihr Arbeitsplatz sei nun einmal mit öffentlichen Verkehrsmitteln nicht gut zu erreichen. „Da müssten wir schon um 4 Uhr früh losfahren, damit wir um 6 Uhr ankommen“, ergänzt ihr Mann Detlef.

Ein Elektroauto ist zu teuer

„Ich pendele jeden Tag 20 Kilometer hin und zurück zur Arbeit“, erzählt Lukas Barbeln, ein junger Mann aus Königshardt. Das mache sich im Geldbeutel schon bemerkbar. Erst der Preisanstieg, dann die neue CO2-Steuer. „Ist schon enorm. Aber ein Elektroauto ist zu teuer.“ Und die Anbindung an den Öffentlichen Nahverkehr sei in seinem Fall schlecht. „Also muss ich weiter tanken.“

„Man kann da nichts machen“, sagt auch Stefan Ostermann aus Bottrop. Ein neues Auto sei zu teuer. Beim reinen Elektroauto sei die Batterie-Reichweite das Problem. Allenfalls könnte man über die Anschaffung eines Hybrid-Autos nachdenken, also mit Benzin- und Elektroantrieb.

Die kleinen Leute leiden am meisten

„Ich bin als Hebamme viel mit dem Auto unterwegs, habe Gepäck dabei. Da bin ich auf das Auto angewiesen“, erklärt Kerstin Brähler aus Alstaden. Eigentlich müsste es einen finanziellen Ausgleich wegen der Teuerung geben, findet sie, vor allem für die einkommensschwachen Berufsgruppen. Die Abgabe auf CO2 könne sie verstehen. Aber sie fahre schon ein kleines Auto, könne sich ein Umsteigen nicht leisten. Privat sei sie meist mit dem Fahrrad oder der Bahn unterwegs.

„Da fragen Sie die Falsche“, erwidert Silke Nolzen vom Tackenberg. „Ich fahre nämlich ein Wasserstoff-Auto.“ In ihrem neuen Hyundai verwandelt eine Brennstoffzelle Wasserstoff und Sauerstoff in Strom, Wasser und Abwärme. Sie fährt also ein Elektroauto, das sich den Strom selbst erzeugt. „Ich kann in Mülheim, Essen und Duisburg tanken“, berichtet sie. Mit 9,50 Euro komme sie 100 Kilometer weit. Der Preis sei politisch festgelegt und das für mehrere Jahre.

Idealismus ist gefragt

Allerdings müsse man schon die Zukunft und die Umwelt im Blick haben, wenn man dafür die Unannehmlichkeit auf sich nehme, in der Region nur drei Tankstellen zu haben. Aber ihr Mann und sie würden schon seit 30 Jahren auf alternative Kraftstoffe setzen, angefangen mit Autogas und zuletzt Erdgas. „Das Tankstellennetz wird ja immer weiter ausgebaut“, ist Silke Nolzen zuversichtlich.

Ein Auto mit großer Batterie komme wegen der dafür nötigen seltenen Rohstoffe, ihres schwierigen Abbaus und der problematischen Entsorgung nicht in Frage. Zu den aktuellen Spritpreisen zitiert Nolzen ihren Mann: „Ich glaube, wir haben die richtige Entscheidung getroffen.“

Vor zehn Jahren waren die Kraftstoffpreise ähnlich hoch

Nach Angaben des ADAC betrug der durchschnittliche Preis für einen Liter Superkraftstoff (E 10) im Januar 1,67 Euro. Im Jahresdurchschnitt 2020 waren es erst 1,25 Euro und im Jahresdurchschnitt 2021 bereits 1,52 Euro. Das sind Zuwächse von 34 Prozent gegenüber 2020 beziehungsweise von zehn Prozent gegenüber 2021.

Vor zehn Jahren, 2012, lag der Durchschnittspreis aber bei 1,60 Euro, das waren nur 4,2 Prozent unter dem aktuellen Preis.