Gelsenkirchen. Die Gelsendienste haben die Abfallstatistik 2022 für Gelsenkirchen vorgestellt: Die Entwicklung beim Müllaufkommen ist aber sehr überraschend.

Die Müllvermeidung in Gelsenkirchen schreitet deutlich voran: 2022 registrierten die Gelsendienste ein Abfallaufkommen mit einem Gesamtgewicht von rund 160.930 Tonnen. Das waren im Vergleich zum Jahr zuvor rund 8700 Tonnen weniger. 2014 hatte dieser Wert sogar noch bei 206.349 Tonnen gelegen. Diese Zahlen gehen aus der Abfallstatistik für Gelsenkirchen hervor, die der Redaktion vorliegt.

Weniger Hausmüll, weniger Gewerbeabfall

Ein Blick aus der Vogelperspektive auf die Container des Wertstoffhofs der Gelsendienste im Gelsenkirchener Süden.
Ein Blick aus der Vogelperspektive auf die Container des Wertstoffhofs der Gelsendienste im Gelsenkirchener Süden. © FUNKE Foto Services | Ingo Otto

Größter Einzelposten war auch im Vorjahr der Hausmüll mit 66.870 Tonnen. Dieser wurde in den rund 60.000 grauen Mülltonnen gesammelt, die Gelsendienste den Haushalten im gesamten Stadtgebiet zur Verfügung gestellt hat. Im Jahr zuvor waren noch 69.233 Tonnen Hausmüll angefallen. Noch deutlicher fällt der Rückgang beim hausmüllähnlichen Gewerbeabfall aus, der im Handel, bei Unternehmen und an sonstigen Arbeitsstätten angefallen war: Er ging vom Rekordjahr 2014 mit 32.510 Tonnen über 13.392 Tonnen in 2021 auf nunmehr 12.120 Tonnen zurück. Dies ist der niedrigste Wert in der vorliegenden Zehn-Jahres-Bilanz.

Beim Altpapier, zu dem auch Pappe und Kartons gehören, ging der Wert von 12.944 Tonnen in 2021 auf nunmehr 11.480 Tonnen zurück. „In immer mehr Büros wird inzwischen papierlos gearbeitet“, startet Julia Fürst, Abteilungsleiterin für Abfallwirtschaft bei den Gelsendiensten, einen Erklärungsversuch für das verringerte Aufkommen. Zudem würden viele frühere Nutzer von gedruckten Zeitungen und Zeitschriften ihre Ausgaben heute lieber in der digitalen Variante auf dem Smartphone oder am PC lesen – mit spürbaren Auswirkungen auf das anfallende Altpapier.

Bis heute wurden in Gelsenkirchen knapp 10.500 braune Tonnen ausgegeben

Ein deutliches Plus hat es hingegen beim Bioabfall gegeben. Laut Gelsendienste-Sprecher Tobias Heyne seien bis heute stadtweit knapp 10.500 braune Tonnen ausgegeben worden. Sie werden der hiesigen Bürgerschaft seit 2015 angeboten, sind kostenpflichtig und werden in einem 14-Tage-Rhythmus geleert. 2981 Tonnen Bioabfall wurden im Vorjahr gesammelt. 2014 hatte dieser Wert noch bei nur knapp 479 Tonnen gelegen. Die Einführung der braunen Tonne im Jahr darauf habe dann sofort Wirkung gezeigt.

Für die Weiterverarbeitung des Bioabfalls in einer Kompostierungs- und in einer Vergärungsanlage in Lünen sei laut Julia Fürst entscheidend, dass die Gelsendienste eine hohe Qualität garantieren kann. Soll heißen: Es sollten möglichst keine Fehlwürfe anderer Müllsorten in der braunen Tonne landen. „Am schlimmsten sind Glassplitter“, weiß Fürst. Je kleiner diese seien, umso schlechter. Denn diese könnten beim Sortierungsprozess so gut wie nicht erkannt und vom Bioabfall getrennt werden.

Aufkommen an Altglas ist in Gelsenkirchen rückläufig

Die Mitarbeitenden der Gelsendienste sammeln im Herbst auch stets das Laub im öffentlichen Straßenraum ein.
Die Mitarbeitenden der Gelsendienste sammeln im Herbst auch stets das Laub im öffentlichen Straßenraum ein. © FUNKE Foto Services | Ingo Otto

Unter dem Posten „Grünabfall/Laub“ wird bei den Gelsendiensten all das verzeichnet, was pro Jahr an den beiden Wertstoffhöfen an der Adenauerallee in Erle und an der Wickingstraße in Ückendorf an Rasen, Laub und Gehölzschnitt anfällt, der im öffentlichen Raum eingesammelt wurde. Zusätzlich können Bürger dort auch ihre privaten Grünabfälle in den Containern entsorgen. 2022 kamen so 19.227 Tonnen zusammen (2021: 16.408 Tonnen).

Rückläufig ist die Entwicklung beim Altglas: Die 2545 Tonnen, die 2022 in den rund 1000 Glascontainern an rund 330 Standorten im Stadtgebiet entsorgt wurden, bedeuten in der Zehn-Jahres-Statistik den niedrigsten Wert. Dabei empfiehlt sich das Sammeln und Trennen des Altglases vom übrigen Müll sehr. Altglas könne immer wieder eingeschmolzen und zur Herstellung neuer Glasprodukte genutzt werden, so die Gelsendienste. Das Sammeln helfe bei der Schonung natürlicher Ressourcen und schütze somit die Umwelt.

Im öffentlichen Raum nur Altkleider-Container der Gelsendienste gestattet

„Leider landet das Altglas in manchen Haushalten im Hausmüll oder in der gelben Tonne – also dort, wo es nicht hineingehört“, sagt Julia Fürst. Manchmal geschehe dies aus Unwissenheit, manchmal aber auch aus Bequemlichkeit. Sie hofft, dass dies künftig wieder besser funktioniert. Und noch ein Hinweis: Es gibt ja Sammelcontainer für weißes, grünes und braunes Altglas. Doch was geschieht mit andersfarbigen Flaschen oder Gläsern – etwa roten oder blauen? „Die sollen in den Container für Grünglas“, so Sprecher Tobias Heyne.

An Bekleidungen und Textilien wurden 1216 Tonnen eingesammelt. „Auf Flächen im öffentlichen Raum dürfen nur Altkleider-Container der Gelsendienste aufgestellt sein“, betont Heyne. Auf Privatgrundstücken wie etwa Supermarktparkplätzen seien hingegen auch Container anderer Anbieter erlaubt. Der noch gebrauchsfähige Teil der Sammelware werde an das Deutsche Rote Kreuz, die Awo, Diakonie oder Caritas weitergegeben, so Heyne.

Auffällig beim Blick auf die Zehn-Jahres-Bilanz ist auch das Sperrmüll-Aufkommen. In den beiden Corona-Jahren 2020 und 2021 wurden mit 12.536 und 12.322 Tonnen die beiden Höchstwerte der vergangenen Dekade verzeichnet. „Die Leute waren aufgrund der Pandemie fast permanent zu Hause. Das haben viele genutzt, um umzubauen oder den Keller auszumisten“, erklärt Julia Fürst. Mit 10.673 Tonnen habe sich dieser Wert in 2022 wieder auf Normalmaß eingependelt.

Elektrogeräte im Fokus

Rückläufig war in 2022 auch die Zahl der Elektrogeräte (Handys, Fernseher, Kühlschränke oder Laptops), die bei den Gelsendiensten zur Entsorgung abgegeben wurden – auf etwa 1500 Tonnen. Dabei sind darin oft zahlreiche Wertstoffe verbaut, die wiederverwertet werden können.

Diesen Rückgang erklären die Gelsendienste auch mit den Folgen der hohen Inflation. Aufgrund der stark gestiegenen Kosten und einem knapperen Budget würden viele Haushalte die Anschaffung von neuer Technik derzeit aufschieben. Entsprechend weniger Altes landet im Müll. Zudem horten viele Zeitgenossen vor allem alte Mobiltelefone daheim in der Schublade, statt sie zurück in den Wertstoff-Kreislauf zu geben.

Zu den größten Einzelposten zählte mit 12.992 Tonnen der Bauschutt (inklusive Bodenaushub und Dämmmaterial). Doch im Vergleich zu 2014 (27.594 Tonnen) ist auch hier die Tendenz deutlich rückläufig.

Die gelben Tonnen für Leichtverpackungen leeren in Gelsenkirchen nicht die Kräfte der Gelsendienste, sondern seit 2008 das Unternehmen Remondis.