Oberhausen. Das Kitev-Festival „Share Everything“ auf dem Museumsbahnsteig fand wenig Beachtung. Doch eine neue Website sorgt für präsenteres Kulturleben.

Festivitäten von Kitev (Kultur im Turm e.V.), die sich ja rührend darum bemüht, dem eher trostlosen Bahnhofseck mit soziokulturellem Engagement etwas urbanes Leben einzuhauchen, haben stets einen besonderen Charme. Weil man hier Menschen ganz unterschiedlicher Herkunft mit sehr diversen Lebensentwürfen begegnen kann. Beim dreitägigen Kunstfestival „Share Everything“ auf dem im Wortsinn nahe liegenden Museumsbahnsteig herrschte jedoch zumindest am frühen Freitagabend nicht etwa Jubel, Trubel, Heiterkeit, sondern so eine Art gähnender Leere.

Da schwang still und leise eine große Tischplatte an langen Seilen über einer Reihe Sonnenblumen im angehäufelten Erdbett – wohl ein Überbleibsel des Installations-Workshops „On Sweating together“ (Vom gemeinsamen Schwitzen) der japanischen Künstlerin Hiroko Tsuchimoto, den sie zusammen mit den Ukrainerinnen Tetiana Havriliuk und Iryna Okonchenko nachmittags inszeniert hatte. Das gute Dutzend dabei entstandener schwarz-weißer Zeichnungen, die ungerührt am Bahnsteig abhingen, ließ vermuten, dass man nicht allzu viel verpasst haben dürfte.

Chillen auf dem Museumsbahnsteig ist durchaus eine Herausforderung, solange am Hauptbahnhof noch die Nachmittagssonne glüht.
Chillen auf dem Museumsbahnsteig ist durchaus eine Herausforderung, solange am Hauptbahnhof noch die Nachmittagssonne glüht. © FUNKE Foto Services | Gerd Wallhorn

Da waren einige Kinder, die sich zur Beschallung von DJ Mistamo von einer munteren Seifenblasen-Maschine bespaßen ließen, doch deutlich unterhaltsamer. Wie sie immer wieder den schillernden Luftgebilden nachjagten und mit großen Augen staunten, wie diese sich in Wohlgefallen auflösten, erinnerte unweigerlich an die philosophische Weisheit „Neugier ist der Anfang der Erkenntnis“. Während man darüber nachgrübelte – mehr gab es schließlich nicht zu tun – entdeckte man im vorbeiplätschernden DJ-Sound einen alten Bekannten, nämlich „Bruder Jakob“ amüsant versteckt im Techno-Beat. Merke: Auch kleine Dinge können große Freude machen.

Gigantisches Fliegen-Imitat sorgt für zarte Schauer

So wie der überraschend auftauchende Walking-Act „Insektopia“, der als gigantisches Fliegen-Imitat – leider nur allzu kurz – dem immer noch recht überschaubaren Publikum einen zarten Schauer über den Rücken jagte. Später animierte einen DJane laaameta (früher schrieb sich das schlicht Lametta), der Frage nachzugehen, was denn wohl die rätselhafte Buchstabenfolge FLINTA in ihrer Biografie bedeuten möge. Nun, die Abkürzung steht für „Frauen, Lesben, intergeschlechtliche, nichtbinäre, trans und agender Personen“ – wieder was gelernt.

Im Wasserturm-Leerstand starteten Kitev und ihre Soziokultur-Verbündeten superhausen.de – eine neue Website mit Potenzial als Kultur-Kalendarium.
Im Wasserturm-Leerstand starteten Kitev und ihre Soziokultur-Verbündeten superhausen.de – eine neue Website mit Potenzial als Kultur-Kalendarium. © FUNKE Foto Services | Gerd Wallhorn

Den größten, weil bleibenden Nutzwert von „Share Everything“ bot freilich die Präsentation der neuen Website superhausen.de mit dem sprechenden Untertitel „Veranstaltungskalender der Soziokultur in Oberhausen“. Ursprünglich gedacht zur Terminkoordination der diversen Initiativen im Bahnhofsviertel, habe man rasch das Potenzial für die gesamte Oberhausener Kulturszene erkannt, sagt Martin Bechberger vom „Hand drauf! e.V.“, der auch das Repair-Café betreibt.

Funktional klug gegliederte Website

„Unsere Plattform ist offen für alle Veranstalter“, betont denn auch Nora Schlebusch als Kitev-Vertreterin: „Jeder kann hier seine Kulturangebote eintragen.“ Auch wenn derzeit wegen der kommenden Sommerpause noch erhebliche Lücken im Kalendarium klaffen, sind bereits jetzt solche Locations wie Unterhaus (also die Kitev-Filiale im Hochhaus an der Friedrich-Karl-Straße), Gdanska, Fabrik K 14, Druckluft sowie die Awo Oberhausen auf der funktional klug gegliederten Website aufgeführt.

Die Rubrik „Wer“ listet alle Veranstalter, das „Wo“ erklärt sich selbst, und unter „Was“ hat man die Wahl von Basteln über Kunst und Musik bis Theater zur individuellen Terminfindung. Erstes Fazit: Wenn alle Kulturschaffenden nun das Potenzial von superhausen.de auch konsequent nutzen, dann könnten andere Kommunen Oberhausen um diese Info-Plattform rasch beneiden.