Oberhausen. Wie es eine außergewöhnliche Beratungsstelle geschafft hat, für Seniorinnen und Senioren in Oberhausen zu einem zweiten Zuhause zu werden.
Eine Vase mit Trockenblumen, links in der Ecke zieht eine zwei Meter hohe Giraffe die Blicke magisch an. Durch den grauen Fußboden wirkt der Raum warm. Der große Tisch in der Mitte ist mit Blumen und elektrischen Kerzen geschmückt. „Das hier ist mein zweites Zuhause“, sagt Gisela Schröder. Die 75-Jährige ist regelmäßig Gast im Quartiersbüro Alstaden an der Bebelstraße 23. Einen Alltag ohne diese außergewöhnliche Beratungsstelle für ältere Menschen kann sich die Seniorin nicht mehr vorstellen.
Der zunehmenden Vereinsamung vieler Seniorinnen und Senioren in Oberhausen begegnete die Stadt mit der Gründung von sechs Quartiersbüros. Was dort geleistet wird, stellen wir diesmal am Beispiel des Büros Alstaden/Lirich vor.
Auch interessant
Die Standuhr mit den besonders großen Zifferblättern tickt leise. Gisela Schröder erzählt. Sie wohnt seit 23 Jahren in einem der Hochhäuser des Wohnparks Bebelstraße. Heute lebt sie alleine dort, in der ersten Etage. Ihr Mann ist verstorben. Tochter und Sohn sind längst erwachsen und gehen ihre eigenen Wege. Die Hochhäuser gelten in Oberhausen inzwischen als sozialer Brennpunkt. Das war nicht immer so. Früher konnten sie mit modernem Zuschnitt der Zimmer, Fahrstühlen, Tiefgarage und Innenstadtnähe punkten. Früher – das war, als Gisela Schröder dort einzog.
Die Kinder der Nachbarn übernehmen kleinere Besorgungen
Sie blieb, weil ihr Haus, vor allem aber ihre Etage, für sie zum Dorf geworden ist. „Man kennt sich“, erklärt die Oberhausenerin. Die Nachbarn seien hilfsbereit, die Kinder erledigten gerne kleinere Besorgungen für sie. „Die darf ich immer fragen, immer ansprechen, wo gibt es das sonst denn noch?“ Im Alter werden halt selbst kurze Wege irgendwie weit und die Tage ziehen sich so merkwürdig in die Länge. Und dann eröffnete das Quartiersbüro.
Lesen Sie auch:
- Oberhausen investiert Viertelmillion Euro in Seniorenarbeit
- Oberhausener Quartiersbüros reparieren für Senioren kostenlos
- Immer mehr Senioren in Oberhausen leben in Armut
Gisela Schröder ging beim ersten Mal alleine hin. Sie öffnete die Haustür der Bebelstraße 23, ging mit ihrem Rollator durch den Flur und klopfte an der ersten Tür rechts. „Als die sich öffnete, war ich wirklich erstaunt“, erinnert sich die Seniorin. „Es ist so gemütlich hier, ich hatte das Gefühl, als würde ich nach Hause kommen.“
Anna Gedik freut so eine Aussage natürlich. „Genau das wollten wir erreichen“, sagt die Quartiersbüroleiterin. Das Büro Alstaden/Lirich arbeitet eng mit der Caritas zusammen – und besteht aus zwei Anlaufstellen für Seniorinnen und Senioren: Die eine liegt im Wohnpark Bebelstraße, die andere im Rohlandshof an der Kewerstraße 56.
Plätzchen backen mit dem Jugendclub
Gisela Schröder überzeugten die gemeinsamen Gesellschaftsspiele, Kaffee und Kuchen und das Mittagessen in Gesellschaft. Die 75-Jährige knüpfte neue Bekanntschaften, freut sich auf das Beisammensein im Advent. „Im vergangenen Jahr haben wir mit dem Jugendclub Courage zusammen Plätzchen gebacken, was war das für eine Freude“, sagt sie. Anna Gedik ergänzt schmunzelnd: „Für die Senioren, aber auch die Kinder und Jugendlichen gleichermaßen.“
So sind die Quartiersbüros in Oberhausen zu erreichen
Die Quartiersbüros dienen Senioren als Erstanlaufstelle zu den Themen Gesundheit, Pflege, Hilfsmittel, Kultur, Freizeit, Ehrenamt, Dienstleistungen, Wohnen und Begegnung. Kooperationspartnerdes Quartiersbüros in Osterfeld (Wasgenwaldstr. 49) ist „pro wohnen international e.V.“. Bürozeiten: Mo. bis Fr. 9-12 Uhr. Kontakt: Tel. 0208 960 69 45 oder per Mail an: zahide.derin@pro-wohnen-oberhausen.deQuartiersbüro Oberhausen-Mitte/Styrum, DRK-Kreisverband Oberhausen. Koordinatorin Vera Höger, Tel.: 0151 55166434. Melek Cimen bietet auch Beratungen in Türkisch an, Handy 0151 42129132. Bürozeiten Nohlstr. 40: Mo. bis Do. 8-17 Uhr, Fr. 8-13 Uhr. Termine an der Grenzstr. 32 nach Vereinbarung.Büro Alstaden/Lirich, Caritas Oberhausen. Quartierskoordinatorin Anna Gedik, Tel 0208 65 63 42 28 oder 0152 01 59 20 40. Bürozeiten Bebelstr. 23: Mo. und Mi. 10-12 Uhr, Di. 12-14 Uhr. Quartierskoordinatorin Katja Overbeck, Tel 0208 97 06 96 82 oder 0163 880 86 71, Kewerstr. 56. Do. 10-12 Uhr. BüroOberhausen-Ost, Lebenshilfe Oberhausen. Quartierskoordinatorin Andrea Auner, Handy 0151 15659516. Bürozeiten Marienburgstr. 14: Di. und Do, 14-18 Uhr.Sterkrade-Mitte: Gute Hoffnung leben, Quartierskoordinatorinnen Beate van de Leest (b.vandeleest@gute-hoffnung.de), Tel: 0208 88 25 32 73. Bettina Kraft-Gerhard (b.kraft@gute-hoffnung.de), Tel: 0208 88 25 32 51, An der Guten Hoffnung 4 (Navigation: Bahnhofstr. 66 eingeben). Bürozeiten: Mo. 9-13 Uhr, Mi. und Do. 9-17 Uhr. Sterkrade-Nord: Arbeiterwohlfahrt Oberhausen, Quartierskoordinator Thomas Heipcke, Julius-Brecht-Anger 33, Tel. 0208 850 00 81 oder quartiersbuero@awo-oberhausen.de. Bürozeiten: Do. 10-13 Uhr.
Zehn Seniorinnen und Senioren kommen mittlerweile regelmäßig zu den Treffen in die Anlaufstelle Bebelstraße. Es könnten mehr sein. „An unserem Tisch ist locker Platz für 20“, betont Gedik.
In Kooperation mit ZAQ, dem Oberhausener Zentrum für Ausbildung und berufliche Kooperation, bietet das Quartiersbüro Alstaden/Lirich auch haushaltsnahe Hilfen an. „Dazu gehören etwa Einkaufsdienste oder mal eben eine Glühbirne auswechseln, den Keller entrümpeln, einen Tannenbaum aufstellen.“ Vermittelt wird durch die Caritas darüber hinaus ein hauswirtschaftlicher Unterstützungsdienst, der im Falle eines Pflegegrades über die Krankenkassen abgerechnet werden kann.
Außerdem bietet das Büro eine Begleitung bei Behördengängen an, hilft beim Ausfüllen von Anträgen etwa für Pflegegeld oder Wohngeld. „Wenn wir nicht selbst helfen können, wissen wir zumindest, wo und wie man weiterkommt“, versichert Gedik.
Gisela Schröder hat das selbst erfahren – und sie möchte das Quartiersbüro und sein Team nicht mehr missen. „Ihr seid mein zweites Zuhause“, sagt sie noch einmal leise und freut sich schon jetzt auf die nächsten Aktivitäten wie den gemeinsamen Mittagstisch am Mittwoch, 14. Dezember, 12 bis 14 Uhr (für vier Euro wird eine Hackfleisch-Käse-Suppe serviert) und die Weihnachtsfeier am Mittwoch, 21. Dezember, 13.30 bis 15.30 Uhr. Wer weiß, vielleicht sind diesmal dann ja auch die übrigen Plätze schnell belegt?