Oberhausen. . Oberhausener über 65 Jahren sind deutlich häufiger von Altersarmut betroffen als noch vor fünf Jahren. Besonders schwer haben es ältere Frauen.
- Die Zahl der in Armut lebenden Menschen über 65 ist deutlich gestiegen
- Besonders betroffen sind Frauen. Den Süden der Stadt trifft es härter als den Norden
- Seniorenbeirat diskutierte intensiv das Problem, aber schnelle Lösungen gibt es nicht
In Oberhausen sind deutlich mehr ältere Bürger von Armut betroffen als noch vor sechs Jahren. 2010 lag die Quote bei 3,2 Prozent, mittlerweile (Stand: 31. Dezember 2015) liegt sie bei vier Prozent. Tendenz steigend. Das geht aus Zahlen hervor, die die Stadt dem Seniorenbeirat vorgelegt hat.
In absoluten Zahlen leben demnach 1768 Oberhausener über 65 Jahren in vergleichsweise armen Verhältnissen. Insgesamt hat Oberhausen 210 000 Einwohner.
Starkes Nord-Süd-Gefälle
Dabei sind doppelt so viele Frauen arm (1123) wie Männer (645). Die Gründe sind nicht überraschend: Frauen unterbrechen viel öfter ihre Berufstätigkeit, um Kinder großzuziehen, nehmen häufiger Teilzeit- oder Minijobs an. Bei einer Scheidung steht die Frau finanziell in der Regel schlechter da als der Mann. Frauen leben im Alter deutlich öfter alleine als Männer. Auch das lässt das Armutsrisiko steigen.
Allerdings holen die Männer auf, denn prozentual ist ihr Anstieg höher als der der Frauen. Im Vergleich zu 2010 ist die Zahl der armen Männer um 39 Prozent gestiegen, die der armen Frauen um 19 Prozent.
Auch das starke Nord-Süd-Gefälle der Stadt wird durch die Statistik deutlich. Während in Walsumermark gerade einmal 1,1 Prozent der Menschen von Altersarmut betroffen sind, trifft es in der Innenstadt 8,9 Prozent.
Oberhausen liegt mit den Zahlen im NRW-Schnitt (3,9 Prozent), im Vergleich zu den Nachbarstädten schneidet die Stadt sogar ein bisschen besser ab: In Duisburg und Mülheim liegt die Quote bei jeweils 4,6 Prozent, in Essen bei 5,4. Auch im Vergleich zur Kinderarmut in Oberhausen (28,8 Prozent) und der allgemeinen Armutsquote (16,7 Prozent) liegt die Altersarmut deutlich dahinter. Aber: Die Zahlen wachsen rasant.
Die Mitglieder des Seniorenbeirates diskutierten den Bericht mit Oberbürgermeister Daniel Schranz (CDU). Der hatte dem Beirat just zur vergangenen Sitzung seinen ersten Besuch abgestattet, um sich Hausaufgaben mit auf den Weg geben zu lassen. Besonders leidenschaftlich wurde Beirats-Mitglied Friedrich Jansen. Die Politik müsse Arbeitnehmer mehr in die Pflicht nehmen und zwingen, Personen mit Armutsrisiko wie Alleinerziehende besser zu unterstützen. Sozialdezernentin
Sozialdezernentin Elke Münich meinte allerdings, dass so etwas weder der Oberbürgermeister noch der Rat der Stadt durchsetzen könne. Das Problem der Altersarmut sei derzeit nicht zu lösen.
Aber zu lindern. So plädierte Hans-Jürgen Köhler (CDU) dafür, den armen Älteren eine bessere Teilhabe am gesellschaftlichen Leben zu ermöglichen. Heidi Scholz-Immer entgegnete: „Das ist gar nicht so einfach. Viele Menschen nutzen auch niederschwellige Angebote nicht, weil sie sich wegen ihrer gesamten Lage schämen.“
Schranz brachte das Thema „zweite Miete“ ein. Er wolle sich bemühen, dass die Wohn-Nebenkosten in Oberhausen möglichst gering bleiben, um die Bürger zu entlasten. Er sprach in seinem Wortbeitrag die gesunkenen Müllgebühren, aber auch die letztendlich alle Bürger treffende städtische Grundsteuer an.
Dass die Sätze für die Grundsteuer sinken werden, ist allerdings recht unwahrscheinlich. Um Lücken im städtischen Haushalt zu stopfen, ist die Grundsteuer zu Jahresbeginn sogar gestiegen – um 4,7 Prozent auf nun 670 Punkte.