Mülheim. Die Mülheimerin Elke Rose fertigt aus Patchwork-Arbeiten farbenprächtige Quilts an. Wie funktioniert das traditionelle Kunsthandwerk?

Sie hat Pionierarbeit geleistet: Elke Rose (damals noch Völker-Kobusch) kaufte sich schon 2005 eine Quiltmaschine in den USA und begann ein Jahr später professionell zu quilten. Damals war sie eine der wenigen in Deutschland, die das traditionelle Handwerk ausübten. In ihrem Hinterhof-Atelier im Künstlerhaus M40 am Muhrenkamp hängen einige der schönsten Stücke, die sie im Laufe der Zeit geschaffen hat – wahre Kunstwerke, die auch prämiert wurden.

Gequiltete Kleidung gab es schon vor Jahrhunderten in China. Heute denkt man beim Begriff „quilten“ eher an Nordamerika. Dort wurden von den frühen Siedlerinnen das Patchworken (das Zusammennähen ganz verschiedener kleiner Stoffstücke) und das Quilten gepflegt und zu einer Kunstform weiterentwickelt. Quilts nennt man Decken oder Wandbehänge, bei denen drei Stofflagen (Patchwork-Oberseite, Unterseite und das dazwischenliegende Vlies) zusammengesteppt wurden.

Zwei farbenprächtige Wandbehänge im Atelier der Quilterin Elke Rose in Mülheim.
Zwei farbenprächtige Wandbehänge im Atelier der Quilterin Elke Rose in Mülheim. © FUNKE Foto Services | Ant Palmer

Mülheimerin arbeitet im Auftrag von Patchworkern

„Früher wurde das Quilten mit der Hand gemacht, das gibt es auch heute noch. Aber eben auch riesige Nähmaschinen, mit denen man gerade bei großen Stücken gut arbeiten kann“, erklärt Elke Rose. Bei ihr in der Werkstatt steht eine dieser – bestimmt drei Meter langen – und sehr schweren Quiltmaschinen. Eingespannt ist aktuell eine Patchwork-Decke, die zu einem Quilt weiterverarbeitet werden soll – im Auftrag eines Oberhausener Geschäftes. „Ich arbeite meist für Privatkunden, die mir Patchwork-Decken vorbeibringen“, berichtet die 68-Jährige. Ab und zu fertigt sie aber auch eigene Gesamtkunstwerke an, bei denen alles „Made by Rose“ ist.

„Ein Quilt – das sind eigentlich zwei Kunstwerke in einem. Das Quilten gibt der Patchwork-Arbeit eine Seele“, sagt Elke Rose. Ihre Steppnähte stimmen nämlich nicht mit den Nähten des Patchworks überein, sondern bilden ein ganz eigenes Muster. Denn durch das Steppen entsteht eine reliefartige Struktur im Stoff. „Das Quilten soll aber das Patchworkmuster nicht überlagern, sondern unterstützen“, erklärt die gebürtige Düsseldorferin. Sie weiß: „Quilter und Patchworker müssen sich finden, müssen zusammenpassen.“ Die Quilterin trage eine große Verantwortung, sie dürfe das Patchwork nicht durch unpassende Steppnähte unansehnlich machen.

Der Patchworkstoff wird mit der Quiltmaschine bearbeitet.
Der Patchworkstoff wird mit der Quiltmaschine bearbeitet. © FUNKE Foto Services | Ant Palmer

Quilterin aus Mülheim näht und steppt eher intuitiv

Mancher Quilt-Künstler plant seine Arbeit zunächst, zeichnet das Muster auf Papier oder dem I-Pad vor oder nutzt Vorlagen aus Musterbüchern – und programmiert alles in die Quiltmaschine ein. Elke Rose näht eher intuitiv. „Ich fange an einer Stelle an und irgendwie ergibt sich das Muster beim Machen“, sagt sie. Quilten sei für sie „Malen mit der Nadel“. Man dürfe bei einem Quilt übrigens auch erkennen, dass das Handarbeit sei. „Das gibt dem Ganzen den Charme.“

Schnell gemacht ist eine Decke oder ein Wandbehang nicht. „Man kann auch schon mal 100 Stunden auf einem Stück rumquilten“, berichtet Elke Rose schmunzelnd. Viel hängt von dem Stoff ab, den man bearbeitet, es handelt sich längst nicht nur um Baumwolle. Auch das Vlies-Material gibt es in vielen verschiedenen Variationen. Elke Rose hat oft mit außergewöhnlichen Materialien experimentiert, hat beispielsweise japanische oder australische Stoffe mit ganz besonderen Motiven verwendet.

Elke Völker-Kobusch (jetzt Rose) macht Quilt-Kunst im Künstler-Atelier M40 in Mülheim.
Elke Völker-Kobusch (jetzt Rose) macht Quilt-Kunst im Künstler-Atelier M40 in Mülheim. © FUNKE Foto Services | Ant Palmer

Teilnahme an Welt- und Europameisterschaften

Mit ihren farbenprächtigen oder auch ornamental ausgerichteten Kreationen hat die Quilterin, die seit 2017 in Mülheim lebt, auch schon einige Preise gewonnen – unter anderem bei der World Quilt Competition oder den offenen European Quiltchampionships. Ihre prämierten Werke tragen alle einen Namen, heißen „My black one“, „Memory“, „Indian summer“ oder „Der Australier“. Auf Quiltfestivals stellt Elke Rose aus oder holt sich dort bei anderen Kunsthandwerkern Anregungen für weitere Kunstwerke. Denn, nach fast 20 Jahren des Quiltens kehrt weiterhin kein Überdruss ein: „Der Virus lässt einen schwer los.“

Auf Facebook und Instagram oder auch bei Pinterest kann man die Quilt-Arbeiten von Elke Rose anschauen, allerdings noch unter ihrem früheren Namen Elke Völker-Kobusch (einfach googlen).