Mülheim. Beim Tag der offenen Ateliers wurde deutlich, wie bunt die Mülheimer Kunstszene ist. Das Spektrum reichte von Steinbildern bis zu Quiltarbeiten.

Einen umfassenden Überblick über die vielfältige Mülheimer Kunstszene bot am Wochenende der Tag der offenen Ateliers. An sieben verschiedenen Standorten stellten Kreative ihre Werke zur Schau und beantworteten den Besuchern Fragen zu ihrem Schaffen. Wir besuchten einige von ihnen:

Steine auf Leinwand sind die Materialien, mit denen Jürgen H. Block seine Gesichter gestaltet. Alles wird so belassen, wie es in der Natur vorgefunden wird. In seiner Reihe der Erdwächter versinnbildlichen die Steine den Blick aus den Augen der Evolution. Die als Werkstoffe eingesetzten Erden stammen aus Kroatien, Griechenland und Belgien. In einem anderen Werk benutzt der Mülheimer Künstler, der sich schon auf Ausstellungen u.a. in New York und Beijing präsentierte, Erdreich aus China.

Die Künstlerin Elke Völker-Kobusch (l.) zeigt im Künstlerhaus M40 in Mülheim den Besuchern Elfriede Majer und Bernd Rose, wie das Quilten funktioniert.
Die Künstlerin Elke Völker-Kobusch (l.) zeigt im Künstlerhaus M40 in Mülheim den Besuchern Elfriede Majer und Bernd Rose, wie das Quilten funktioniert. © FUNKE Foto Services | Martin Möller

Decken entstehen mit Quiltmaschine

Wie Jürgen H. Block hat auch Elke Völker-Kobusch ihr Atelier im Kunst + Designhaus M40 am Muhrenkamp. Ihre kunstvoll gestalteten Decken eignen sich sowohl zum Behängen von Wänden als auch als Gebrauchsgegenstand für den Kaffeetisch. Quilten nennt sich die dahintersteckende Technik, die zu den Stepparbeiten zählt. „Die Ursprünge liegen bei den Amischen, einer zur Zeit der Reformation entstandenen Glaubensgemeinschaft“, klärt die Künstlerin auf. Mit einer Quiltmaschine, einer Art großen Nähmaschine, fertigt sie ihre aus drei Lagen bestehenden Decken an: „Als Top gebrauche ich ein Patchwork, in die Mitte kommt ein Vlies und dahinter ein Rücken aus Stoff, die durch die Maschine verbunden werden“, beschreibt Völker-Kobusch ihr Vorgehen.

Pastellfarben stammen aus Farbenmühle

Nicht weit entfernt vom Muhrenkamp hat die Galerie mcdrent ihr Domizil. Hardy Bock bietet dort Workshops für das Malen mit Pastellfarben an. Getreu dem Beuyschen Motto „Jeder ist ein Künstler“ möchte er die Besucher zum Erwecken der eigenen Kreativität begeistern. Sein eigener Fokus liegt beim „Augenschmaus“: „Die Augen sind für mich ein Spiegel der Seele. Ich schaffe damit Ausdrücke, damit der Betrachter einen Eindruck hat“, erklärt der in Transsylvanien geborene Künstler. Die Pastellfarben nimmt Bock aus der im gleichen Haus ansässigen Farbenmühle: „Naturpigmente dienen als Ausgangsstoffe und werden ohne chemische Zusätze zu Pasten verarbeitet.“ Dadurch werde ein Verblassen der Farben vermieden.

Der Maler Hardy Bock arbeitet im Atelierraum der mcdrent Farbenmühle in Mülheim mit selbst hergestellten Farben an einem neuen Aquarellbild. Einige Besucher schauen zu.
Der Maler Hardy Bock arbeitet im Atelierraum der mcdrent Farbenmühle in Mülheim mit selbst hergestellten Farben an einem neuen Aquarellbild. Einige Besucher schauen zu. © FUNKE Foto Services | Martin Möller

Künstler aus dem Iran zu Gast

Die meisten Künstler tummelten sich in der Ruhr Gallery an der Ruhrstraße. Unter ihnen als Gast, der 1946 im Iran geborene Ali Yadegar-Youssefi. Seit Anfang dieses Jahres lebt der Iraner in Mülheim und fand durch eine andere Kunstaktion den Weg zur hiesigen Kreativszene. Im April besuchte er das „Kultur Kaufhaus“ auf der Schloßstraße und traf auf Alexander Ivo Franz, den Leiter der Ruhr Gallery. „Ein ganz zurückhaltender Mensch und ein besonderer Künstler“, beschreibt Franz seinen Gast, dem er in naher Zukunft, ein Atelier im Haus zur Verfügung stellen möchte. In den Werken des Iraners treffen islamische und vorislamische Elemente aufeinander. Er bedient sich dabei häufig einer bunten Zeichensprache. Der Steinbock steht zum Beispiel als Symbol für die Jugend in seinen Bildern. Aber auch Porträts von Hermann Hesse und Thomas Mann finden sich in seinem umfangreichen Portfolio.

Ein Monumentalwerk

Ein Monumentalwerk der besonderen Art stellte der in Köln aufgewachsene Manfred Dahmen dem Publikum in der Ruhr Gallery vor: 24 großformatige Gemälde bilden die einzelnen Stunden des Tages ab.

„Ich habe dieses Werk im Sommer innerhalb von sechs Wochen erschaffen“, sagt der gelernte Metzger, der mittlerweile als Geschäftsführer eines Personaldienstleisters tätig ist.

Vor zwanzig Jahren begann er autodidaktisch mit dem Malen: „Die Kunst ist für mich ein wohltuender Ausgleich zum Berufsleben.“ Seinen Sinn für Humor offenbart der Name seines Ateliers: „Amt für weiterbildende Fantasie“.

Mit der eindrucksvollen bunten Vielfalt an unterschiedlichsten Künstlern bewies der Tag der offenen Ateliers wieder einmal, wie spannend Kunst sein kann.