Mülheim. Etliche Luxusuhren, Diamantschmuck und Designermöbel werden in Mülheim versteigert. Blühen Auktionshäuser in der Krise? Fragen an einen Profi.

Seit 2008 gibt es das Auktionshaus an der Ruhr in Mülheim, seit Frühjahr 2022 auch eine Filiale in Essen-Bredeney. Versteigert werden vorrangig alte und moderne Kunst, Luxusuhren, Schmuck oder Antiquitäten. Bei der nächsten Präsenzauktion am 26. November im „Caruso“ kann die kaufkräftige Kundschaft wieder einige Schätze heben. Von finanziellen Notlagen spürt Geschäftsführer David Christian Wettmann noch wenig – ein Interview.

Ihre Auktion am 26. November im „Caruso“ findet zeitgleich online statt. Die Teilnahme im Saal ist ohne Voranmeldung spontan möglich. Mit wie vielen Gästen rechnen Sie?

David Christian Wettmann: Wir haben meist insgesamt zwischen 800 und 1200 Bieter. Die Verteilung ist erfahrungsmäßig so, dass zu etwa zwei Dritteln Onlinebieter dabei sein werden. Das verbleibende Drittel entfällt auf Telefonbieter, schriftliche Bieter und Gäste im Saal. Die Verteilung hat sich in den letzten Jahren substanziell geändert. Mein Vater, der auch ein Auktionshaus geführt hat, hatte in den 1990er Jahren teilweise 400 Bieter im Saal. Heute werden die Saalbieter immer weniger, aber sie gehen oft sehr ehrgeizig mit.

David Christian Wettmann ist Geschäftsführer des Auktionshauses an der Ruhr mit Hauptsitz in Mülheim.
David Christian Wettmann ist Geschäftsführer des Auktionshauses an der Ruhr mit Hauptsitz in Mülheim. © Wettmann | sgott

Sind viele Stammkunden dabei, die Sie seit Jahren begrüßen können?

Das hängt sehr stark vom jeweiligen Sortiment ab. Es gibt wiederkehrende Kunden, ebenso Leute, die ganz unerwartet in den Saal kommen, auch Zuschauer. Stammgäste kommen vor allem zu den Besichtigungen in unserem Mülheimer Auktionshaus: etwa 100 Personen, die wir dort immer wieder sehen.

Mülheimer Auktionshaus verkauft rund 30 Luxusuhren eines einzigen Sammlers

Aktuell haben Sie allein 88 Luxusuhren verschiedener Fabrikate in der Versteigerung: Woher stammen diese wertvollen Uhren?

Wir haben dieses Mal tatsächlich eine Sammlung am Stück bekommen, die etwa 30 Uhren umfasst. Der Besitzer verfügt über eine sehr umfangreiche Sammlung, insgesamt etwa 300 Uhren und hat einige Stücke aussortiert, auch aus Altersgründen. Beim letzten Mal hatten wir in diesem Segment auch viele hohe Zuschläge. Im Moment ist der Markt für Uhren noch relativ gut. Man muss schauen, ob dort auch eine Bereinigung eintritt, wie auf dem Immobilienmarkt.

Spüren Sie Auswirkungen der momentanen Krise auf Ihr Geschäft? Werden verstärkt Luxusgüter verkauft, weil Menschen in finanzielle Schwierigkeiten geraten sind?

Nein, aktuell spüren wir die Krise noch nicht. Ich glaube, im Moment ist eine regelrechte Welle von Insolvenzen oder finanziellen Notlagen noch nicht da. Ich kann nicht prophezeien, ob sie noch kommt, aber bei uns läuft es normal. Die Schlagzahl hat nicht unheimlich zugenommen, lässt aber auch nicht nach. Hinzu kommt: Wir bedienen keinen lokalen oder nationalen Markt, sondern sind international unterwegs. Bei der bevorstehenden Auktion sind wir auf zehn Onlineplattformen weltweit vertreten, auf dreien davon wird live online geboten. Mit unserem Newsletter erreichen wir rund 6000 Kunden weltweit.

Bei Präsenzauktionen ist Umtausch ausgeschlossen

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Im Rahmen der Online-Auktionen bieten Sie nur Objekte im Wert von maximal 2000 Euro an. Es hat mit dem Umtauschrecht zu tun, stimmt das?

Ja, denn bei Online-Versteigerungen gilt das Fernabsatzgesetz. Im Gegensatz zu Präsenzauktionen dürfen die Objekte theoretisch umgetauscht werden. Und das kann im hochpreisigen Bereich unschön werden, wenn etwa jemand eine sehr teure Uhr ersteigert und sich wenig später überlegt, dass er sie doch nicht haben möchte. Bisher hatten wir allerdings erst zwei Fälle, in denen online ersteigerte Objekte umgetauscht wurden – es kommt in Praxis so gut wie gar nicht vor.

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Wer ein Objekt ersteigert, zahlt ein Aufgeld, das man auch auf Ihrer Website nachlesen kann: Es sind bei Präsenzauktionen 25 Prozent, bei Live-Online-Auktionen 28 Prozent, bei

Online-Auktionen 30 Prozent vom Zuschlagspreis (jeweils Brutto inkl. Mehrwertsteuer). Wie hoch ist die Provision, die das Auktionshaus erhält?

Über die Innenprovision reden wir nicht gerne. Sie bewegt sich zwischen null und 20 Prozent, sie hängt sehr stark von der Ware ab und von der Arbeit, die wir mit den betreffenden Objekten haben. Innenprovision fällt auch nur dann an, wenn die Objekte verkauft werden. Und: Alle Katalog- und Abbildungskosten sind darin enthalten. Wir machen etwa 10.000 professionelle Fotos pro Jahr, das geben die meisten Auktionshäuser an ihre Kunden weiter. Bei uns sind diese Kosten bereits enthalten. Das Gleiche gilt für unsere kunsthistorische Expertise: Oft sind viele Stunden Arbeit notwendig, bis ein Bild verkaufsfähig ist.

Ihr Unternehmen hat schon häufiger Charity-Auktionen veranstaltet, etwa für bedürftige alte Menschen in Mülheim oder eine Kinderhilfsorganisation in Essen. Ist aktuell eine ähnliche Spendenaktion geplant?

Alles Infos zur Auktion im „Caruso“

Im „Caruso“ in der Stadthalle Mülheim veranstaltet das Auktionshaus Wettmann am 26. November ab 13 Uhr gleich drei Präsenzauktionen.

Gestartet wird mit der Auktion für Alte, Moderne und Zeitgenössische Kunst. Angeboten werden u.a. eine Meditation von Alexej von Jawlensky aus dem Jahre 1936 (35.000 Euro), sowie die Komposition 54/18 von Otto Rischl (12.500 Euro). Vier Arbeiten stammen von Gerhard Richter, darunter die „Schweizer Alpen B2“ (8.500 Euro).

Neben einem Gemälde von Heinz Mack (28.000 Euro) kommen mehrere Werke von Günther Uecker, Zeichnungen von Georg Baselitz und ein Werk von Roy Lichtenstein zum Aufruf. Als teuerstes Werk steht ein Gemälde des polnischen Künstlers Zdzislaw Beksinski (75.000 Euro) auf der Verkaufsliste.

In der Auktion für Schmuck & Luxusuhren werden mehr als 50 hochkarätige Schmuckstücke mit Diamant- und Brillantbesatz versteigert sowie 88 Luxusuhren von Patek Phillipe, Rolex, Ulysse Nardin, IWC Schaffhausen und Omega. Als Highlight nennt das Auktionshaus eine Urban Jürgensen Perpetual Nr. 2 mit ewigem Kalender und Mondphase (limitierte Edition, 28.500 Euro).

Zum Abschluss werden in einer Interior-Auktion bekannte Designklassiker angeboten, darunter ein 173-teiliges Speiseservice „Breslauer Stadtschloss“ von KPM (23.000 Euro).

Online-Kataloge zu den Auktionen gibt es auf www.wettmann.com. Vorbesichtigung ist möglich vom 19. bis 24. November täglich von 12 bis 18 Uhr im Auktionshaus an der Ruhr, Friedrichstraße 67-67a.

Wir haben uns auch lange für die SOS-Kinderdörfer engagiert. Momentan haben wir gerade ein neues Projekt in der Pipeline, wieder eine lokale Sache. Im Januar werden wir damit weiter sein.