Gelsenkirchen-Buer. Das Zutz in Gelsenkirchen-Buer hat zwei neue Besitzer: Die Brüder Dominik und Brian Zutz. Warum das Zutz jetzt den Brüdern Zutz gehört.
Mal angenommen, Sie heißen Meier und möchten eine Kneipe eröffnen, die Ihren Namen trägt. Wie gehen Sie vor? Mieten Sie ein leerstehendes Ladenlokal, richten sich ein und nennen die Kneipe „Meier“? Wahrscheinlich, das scheint der logische Weg zu sein. Oder man macht es wie Dominik und Brian Zutz. Die beiden Brüder aus Hessen waren vor einiger Zeit im Internet auf einen Gastronomiebetrieb gestoßen, der genauso hieß wie sie. Ab Mai gehört das Zutz ihnen.
Dass das Zutz einen neuen Besitzer sucht, war kein Geheimnis. Sechs Jahre lang wurde es von einer Gruppe ehemaliger Stammgäste geleitet, die den Betrieb im Jahr 2017 übernommen hatten. Damals hatte die Traditionskneipe geschlossen – und für die acht Leute um Liane Bottermann stand fest: „Wir können es nicht zulassen, dass das Zutz einfach so von der Bildfläche verschwindet.“ Kurzerhand gründete man eine GmbH, einigte sich mit dem Vermieter und konnte so erreichen, dass sich die Türen des Zutz wieder öffneten.
Gruppe von Stammgästen bewahrt Gelsenkirchener Kneipe vor der Schließung
Allerdings war der Gruppe von Anfang an klar, dass das keine Lösung auf Dauer sein würde. „Bereits zu unserer Geschäftsgründung hatten wir für uns einen Fünfjahresplan aufgestellt“, erklärt Liane Bottermann. „Unsere damalige Intention, das Zutz vor einer endgültigen Schließung zu bewahren, beruhte zum einen darauf, dass wir als Stammgäste die Lokalität nicht verlieren wollten und zum anderen, dass wir es für unsere Stadt erhalten wollten.“ Nach diesen fünf Jahren, so der Plan, sollte ein Nachfolger gefunden werden. Wichtiges Kriterium bei der Suche: Das Zutz sollte seinen ursprünglichen Charakter behalten.
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„Wir haben einige Gespräche mit Interessenten geführt“, berichtet Liane Bottermann. „Bei manchen war schon nach wenigen Minuten klar, dass man nicht zusammenkommt, weil die Betreffenden etwas völlig anderes aus dem Zutz machen wollten.“
So haben die Brüder Zutz das Buersche Zutz entdeckt
Doch am Ende wurde man fündig – und wie das zustande kam, ist Beleg für die alte Floskel, dass das Leben selbst immer noch die besten Geschichten schreibt. Während der Corona-Krise saßen die Brüder Dominik und Brian Zutz zuhause in Hessen und googelten ihren Namen. Dabei stießen sie auf die gleichnamige Kneipe in Buer – genau gesagt auf den Orangenlikör „Original Zutz Lockdown“, den das Zutz damals auf der Karte hatte.
Dominik Zutz, von Beruf Regierungsoberrat und im Regierungsbezirk Gießen zuständig für Erstaufnahmeeinrichtungen für Geflüchtete, ist nebenbei in seinem Wohnort Präsident des heimischen Sportvereins und fand das witzig: „Ich wollte meinen Vereinsmitgliedern ein Getränk präsentieren, das so heißt wie ihr Präsident“, erzählt er. Also nahm Zutz Kontakt zum Zutz auf. Dort wunderte man sich zwar zunächst über den Mann, der so hieß wie die Kneipe, aber schnell kam man ins Gespräch und wurde sich gegenseitig sympathisch.
„Wir liegen komplett auf einer Wellenlänge“
„Ich mache regelmäßig mit meinem Bruder zusammen Ausflüge“, berichtet Dominik Zutz. Einer dieser Ausflüge führte die beiden dann 2022 nach Buer – es sollte nicht der letzte sein. „Uns gefiel das Zutz von Anfang an“, sagt er. Von den alten Besitzern erfuhren die Brüder dann, das jene einen Nachfolger suchten. „Aus einer Bierlaune heraus habe ich dann gesagt, bevor die Kneipe ,Müller’ oder ,Schulz’ heißt, übernehmen wir sie – und behalten den alten Namen“, sagt Zutz.
Anders als bei vielen anderen Idee, die aus Bierlaunen entstehen, hielt diese aber auch dem nüchternen Realitätscheck stand. Einige Treffen später stand fest, dass die beiden Brüder den Betrieb in Buer übernehmen würden. „Wir haben festgestellt, dass das alte Team und wir komplett auf einer Wellenlänge liegen“, sagt Dominik Zutz. Inzwischen sind alle Formalitäten geklärt: Ab dem 1. Mai sind die Brüder Zutz die neuen Besitzer des Zutz.
Das Personal bleibt komplett erhalten
Auswirkungen auf den Alltag soll der Besitzerwechsel aber nicht haben. „Idealerweise soll niemand etwas davon mitbekommen, dass es eine Änderung gibt“, sagt Dominik Zutz: Weil den Brüdern das Konzept der Kneipe gefällt, wie es ist, soll alles beim Alten bleiben. Das betrifft auch das Personal. „Wir übernehmen alle Mitarbeiter“, so Zutz – auch das sei ein großes Anliegen des alten Teams gewesen. Und weil die beiden Brüder in Hessen wohnen bleiben und sich so natürlich nicht um das Tagesgeschäft kümmern können, wird die bisherige Mitarbeiterin Jana Wicher zur Betriebsleiterin befördert.
Aber die beiden Brüder wollen regelmäßig nach Buer kommen – auch, um sich im Zutz mit Liane Bottermann und Co. zu treffen, die dann ihren alten Status als Stammgäste zurückbekommen und „ihrer“ alten Kneipe treu bleiben wollen. „Inzwischen ist da eine echte Freundschaft entstanden“, sagt Dominik Zutz.