Oberhausen. Ungenießbar, Einheitsbrei, totgekocht – das Essen im Krankenhaus hat nicht den besten Ruf. Dabei sollten sich doch gerade Kranke gesund ernähren.

Dass jemand über das Essen im Krankenhaus ins Schwärmen gerät, kommt selten vor. Aber Geschmack hin oder her: Wichtig ist doch, dass es gesund ist. Denn nicht nur Tabletten und Infusionen wirken im Körper der Patientinnen und Patienten. Auch eine gesunde Ernährung kann die Genesung unterstützen, erklärte die ehemalige Ernährungsministerin Renate Künast (Grüne) kürzlich in einem Interview mit dem Bayerischen Rundfunk. Sie kritisiert, dass der Wert von gesundem Essen in Krankenhäusern noch immer unterschätzt werde.

Dem Vorwurf von Renate Künast, Krankenhauskost werde „wie ein Stiefkind“ behandelt“, werden die Oberhausener Kliniken offenbar nicht gerecht. Sie scheinen zu wissen, dass „für ein gesundes Leben (...) neben einer optimalen medizinischen Versorgung auch eine gesunde Ernährung wichtig“ ist, erklärt zum Beispiel eine Sprecherin der Helios St. Elisabeth Klinik. Das Evangelische Krankenhaus (EKO) sieht das ähnlich: „Aus langjähriger Erfahrung wissen wir, dass bei einem Krankenhausaufenthalt das Essen eine wichtige Rolle für den Heilungsprozess und das Wohlbefinden spielt.“

Studie ergab: Für die Gerichte geben Kliniken fünf Euro pro Tag und Patient aus

Doch investieren die Hospitäler in Oberhausen auch entsprechend in ihre Speisepläne? Eine Studie des Deutschen Krankenhausinstituts hat 2018 ergeben, dass Kliniken pro Tag und Patient fünf Euro für die Gerichte ausgeben. Damit mehrere gesunde Mahlzeiten zu zaubern, scheint kaum machbar. Leider bringen auch die Oberhausener Krankenhäuser kein Licht ins Dunkel, wie viel Geld sie für ihr Essen investieren und wie viel nötig wäre für gesunde Mahlzeiten. Sie äußern sich auf Anfrage gar nicht oder zurückhaltend. Das Johanniter Krankenhaus ist immerhin der Meinung, es sei auch möglich, mit einem geringen Budget hohe Qualität anzubieten.

>>>Auch interessant:Gefährdet die Klinikreform die Krankenhäuser in Oberhausen?

Das scheint jedoch nicht immer und überall zu gelingen. „Im Clemens ist das Mittagessen stellenweise ungenießbar“, schreibt uns Steve Van Eyk auf Facebook. Nicki Platt findet: „Es riecht und schmeckt einfach alles gleich.“ Eine Patientin des EKO meint: „Vitamine und Geschmack wird man vergebens suchen.“ Klingt nicht gerade gesund.

Es gibt bereits Qualitätsstandards – doch kaum jemand hält sich daran

Wie wichtig vollwertige Verpflegung in Kliniken ist, hat die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) schon vor Jahren erkannt und entsprechende Qualitätsstandards formuliert – als Hilfestellung. Diese regeln zum Beispiel, welche Lebensmittel in einer Woche wie häufig auf dem Speiseplan stehen sollten und nach wie vielen Wochen Gerichte sich wiederholen dürfen. Doch diese Kriterien werden längst nicht in allen Krankenhäusern berücksichtigt. Wie sieht es in Oberhausen aus?

Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung hat in Qualitätsstandards unter anderem festgehalten, welche Lebensmittel in einer Woche wie häufig auf dem Speiseplan stehen sollten. Fleisch sollte demnach zum Mittagessen maximal dreimal pro Woche aufgetischt werden. (Symbolbild)
Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung hat in Qualitätsstandards unter anderem festgehalten, welche Lebensmittel in einer Woche wie häufig auf dem Speiseplan stehen sollten. Fleisch sollte demnach zum Mittagessen maximal dreimal pro Woche aufgetischt werden. (Symbolbild) © FUNKE Foto Services | Markus Weissenfels

EKO und Johanniter Krankenhaus geben an, sich bereits an den Empfehlungen der DGE zu orientieren. „Unsere vollwertige Ernährung liefert eine dem Bedarf entsprechende Energiemenge und ausreichend Flüssigkeit“, stellt eine Sprecherin des EKO fest. Fachleute stellten die Gerichte so zusammen, dass „die Versorgung mit energieliefernden Nährstoffen, Vitaminen, Mineral- und Ballaststoffen in einem ausgewogenen Verhältnis und in ausreichender Menge“ sichergestellt sei.

Oberhausener Kliniken bieten Gerichte passend zum Krankheitsbild an

Alle Kliniken in der Stadt bieten unterschiedliche Menüs an, etwa Vollkost, leichte Kost und Vegetarisches. Dabei werden auch die Erkrankungen der Patientinnen und Patienten sowie mögliche Unverträglichkeiten berücksichtigt. Die Gerichte sind entsprechend zum Beispiel eiweißarm oder eiweißreich, cholesterinarm, hochkalorisch oder ohne Zucker. „Jeder Patient bekommt seine individuelle, auf sein Krankheitsbild abgestimmte Kost“, erklärt das Johanniter Krankenhaus. In der Helios St. Elisabeth Klinik können Patientinnen und Patienten außerdem für einen Aufpreis „von Sterneköchen inspirierte Gerichte“ bestellen.

>>>Auch interessant: Oberhausenerin mit Schlaganfall erst nach Stunden behandelt

Auch wenn vielen Oberhausener Patientinnen und Patienten das Essen im Krankenbett nicht geschmeckt hat, so finden einige auch lobende Worte. „Als ich letzten Dezember im Krankenhaus in Sterkrade war, war das Essen sehr lecker und ausgewogen“, schreibt Mara Hollmann auf Facebook. Eine EKO-Patientin berichtet: „Die Auswahl ist mehr als ausreichend, sowohl für das Frühstück, als auch für das Mittag- und Abendessen. Geschmacklich fand ich es auch super!“ Und wem das Essen dann doch nicht schmeckt, für den hat Facebook-Nutzerin Heike Kravanja einen Tipp: „Dafür gibt es ja heute das Pizzataxi auch ins Krankenhaus.“