Oberhausen. Das Online-Festival präsentiert in seinem „Profile“-Programm Regisseurinnen und Musiker, die sich auch als bildende Künstler profilieren.
Die 67. Internationalen Kurzfilmtage zeigen unter der Marke „Profile“, teilweise erstmals, Werkschauen von vier Künstlerinnen und Filmemachern aus vier Ländern und drei Kontinenten, die gerne Grenzen überschreiten: jene zwischen Musik und Film, zwischen Kunst, Installation und Kurzfilm. Die „profilierte“ Festivalsektion ist außergewöhnlichen Kreativen gewidmet, die sich mit der kurzen Form in all ihren Facetten beschäftigen. Alle Programme werden online von den Künstlern oder Kuratoren vorgestellt.
2019, bei der letzten „Live“-Ausgabe der Kurzfilmtage, avancierte Balojis „Zombies“ zur meistbestaunten Entdeckung des Festivals: Ein Tanzvideo, das visuell extravagant und mühelos zwischen Glamour, Straßenfest und Müllkippe jonglierte und mit dem Hauptpreis der Internationalen Jury ausgezeichnet wurde. Besser bekannt als Rapper und DJ, hat Baloji seitdem ein kleines, aber beeindruckendes Kurzfilmwerk geschaffen, das die Kurzfilmtage in der ersten Werkschau seiner Arbeiten überhaupt präsentieren. Angesiedelt zwischen Kurzfilm und Musikvideo, reichen diese pointierten Erzählungen von der Parodie auf das Unterhaltungsfernsehen in afrikanischen Diktaturen bis zur Liebeserklärung an die Schönheit.
2018 wurde Melika Bass’ Film „Creature Companion“ von der Internationalen Jury mit einer lobenden Erwähnung geehrt. Nun präsentieren die Kurzfilmtage eine Auswahl aus dem Oeuvre der vielfach ausgezeichneten amerikanischen Regisseurin und Installationskünstlerin, die in diesem Jahr als „USA Artist“ für das Film-Ressort nominiert war. Die Auswahl ihres Profils umfasst Filme aus den Jahren 2008 bis 2018. Bass‘ Filme sind metaphorische Narrative, oft getragen von stillen, sich wiederholenden Bewegungen, mit einem genauen Blick auf die ritualisierten Bewegungsabläufe des menschlichen Körpers und oft angesiedelt im Mittleren Westen der USA.
Durchlässig für Utopien, Sagen und Fantasien
Die tschechische Videokünstlerin Marie Lukáčová, Mitbegründerin der feministischen Gruppe „The Fourth Wave“, arbeitet aktivistisch und feministisch. Zugleich sind ihre Werke immer durchlässig für Utopien, Sagen oder Fantasien, durchsetzt von surrealen Elementen, die Fehler im gesellschaftlichen System bloßlegen. 2020 gewann sie mit „Milenina píseň“ eine lobende Erwähnung der Ökumenischen Jury. In diesem Jahr wurde ihr neuer Film „Pole Žin“ für den internationalen Online-Wettbewerb ausgewählt. Nach zahlreichen Ausstellungen in Tschechien, Polen und Griechenland präsentieren die Kurzfilmtage nun erstmals auf einem Filmfestival eine Auswahl ihrer Arbeiten.
International bekannt wurde die finnische Fotografin und Videokünstlerin Salla Tykkä mit einer Trilogie, in der sie männliche Filmgenres in weibliche Erweckungsgeschichten verwandelte. Mit „Lasso“ (2000), in dem sie das Western-Genre seziert, war Salla Tykkä 2002 in Oberhausen im Internationalen Wettbewerb. Die Finnin blickt auf zahlreiche Gruppen- und Solo-Ausstellungen zurück: Bereits 2001 repräsentierte sie ihre nordische Heimat bei der Venedig-Biennale. Die Kurzfilmtage haben Tykkäs Arbeiten seitdem häufig gezeigt. Nun präsentieren sie einen Überblick über das Werk einer Künstlerin, die in ihren Arbeiten autobiografische Bezüge ausweitet zu Analysen der Beziehungen zwischen Frau und Mann, zwischen Sexualität und Emotion.
Vom Videoblog zum Kurzfilmtage-Channel
Der zunächst für „Mitte April“ angekündigte Vorverkauf für die zweite Online-Ausgabe der Kurzfilmtage ist noch immer nicht eröffnet. Dennoch lohnt es, täglich auf kurzfilmtage.de zu klicken, ohne sich grämen zu müssen.Denn der Kurzfilmtage-Channel bietet Filme und Gespräche im Tagesrhythmus. 2020 reagierte das Traditionsfestival in Form eines Videoblogs auf die erstmalige Verlegung in die Online-Welt. Nun gibt’s die Fortsetzung als Kurzfilmtage-Channel.Mit täglich neuen Gesprächen und Filmen ist der deutsch- und englischsprachige Kanal, der auch nach dem Ende der 67. Kurzfilmtage vom 1. bis 10. Mai weiter bespielt wird, zugleich Vorspann, Rahmen und Erweiterung des Online-Festivals.