Oberhausen. Anwohner der Bayernstraße werden endlich von Baustellen-Lkw-Verkehr entlastet. Der große Verdruss steht aber mit dem Betuwe-Ausbau noch bevor.
Über sieben Monate ist es her, dass Anwohner der Bayernstraße in Schwarze Heide gegen den Lkw-Verkehr wegen einer Baustelle der Emschergenossenschaft protestiert haben. Kurzfristige Abhilfe forderten sie damals. Das blieb aus. Jetzt hat die Stadt ihnen mitgeteilt: Nun wird eine Lkw-Route benutzt, die die Anwohner seinerzeit schon vorgeschlagen haben. Nach Ansicht des SPD-Ratsherrn Manfred Flore gibt der Fall einen schlechten Vorgeschmack auf die nächste Großbaustelle in Sterkrade: mit dem Ausbau der Betuwe-Linie.
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Die Baustelle an der Hessenstraße ist Teil des Jahrhundert-Projekts Emscherumbau. Auch im Stadtteil "Schwarze Heide" floss sie über Jahrzehnte als offener Abwasserkanal. Der wurde aber Schritt für Schritt durch ein riesiges unterirdisches Bauwerk ersetzt. Nur noch Frischwasser wird künftig überirdisch fließen. Ab 2022 kann die Emscher zwischen Schwarze Heide und Buschhausen wieder natürlich werden.
Stauraumkanal wurde neu gebaut
Um das dafür notwendige Pumpwerk an der Hessenstraße umbauen zu können, mussten große Mengen an Bodenaushub ausgekoffert und zwischengelagert werden. Das geschah nach Angaben der Emschergenossenschaft an der Forsterbruchstraße - nur ein paar hundert Meter Emscher-aufwärts. Anfangs wurde er von der Hessenstraße direkt dorthin gebracht, indem nur ein kurzer Abschnitt der Bayernstraße befahren werden musste, dafür aber fast die gesamte Hessenstraße.
Lkw-Route ab Mai 2020 geändert
Beschwerden der Hessenstraßen-Anwohner führten dann dazu, dass ab Ende Mai 2020 der östliche Teil der Hessenstraße vom Lkw-Verkehr verschont wurde. Die Laster fuhren stattdessen über die Mecklenburger Straße, die Neumühler Straße, durch die ganze Bayernstraße und weiter über Horststraße und Gartroper Straße zum Zwischenlager an der Forsterbruchstraße. Und das löste Ende Juni die Proteste an der Bayernstraße aus.
Mittlerweile ist der Stauraumkanal an der Hessenstraße fast fertig. Um die Baugrube wieder zu verfüllen, wird der Bodenaushub von der Forsterbruchstraße wieder zur Hessenstraße zurückgefahren. Und in den voraussichtlich letzten zwei Monaten dieser Aktion wird an der Bayernstraße für Entlastung gesorgt. Ab sofort geht es vom Zwischendepot aus über die Lattenkampstraße, die Hünxer Straße, die Friesenstraße und die Mecklenburger Straße zurück zur Hessenstraße. So hatten es die Anwohner der Bayernstraße schon im vergangenen Sommer gefordert. Das sei erst jetzt möglich, erklärte Emschergenossenschafts-Sprecher Ilias Abawi, wo der Großteil der Bauarbeiten beendet sei. Die neue, längere Route hätte die Bauzeiten an der Hessenstraße erheblich verlängert. Im übrigen, so Abawi, sei für die Wahl der Lkw-Route ausschließlich die Stadt zuständig.
Erleichtert zeigte sich SPD-Stadtverordneter Manfred Flore: "Ich habe dicke Bretter gebohrt, bei Stadt und Emschergenossenschaft." Er hätte sich die jetzige Lösung schneller gewünscht. Dabei stünden die nächsten großen Baustellen ja bevor, vor allem der Ausbau der Betuwe-Güterzugstrecke durch Sterkrade mit einem dritten Gleis.
Sorge um den Zustand der Bayernstraße
Die zweite Sorge der Anwohner der Bayernstraße ist, dass die Straße durch den Schwerlastverkehr so in Mitleidenschaft gezogen wurde, dass sie in wenigen Jahren auf ihre Kosten saniert werden muss. Vorgesehen ist das im aktuellen Fünfjahresplan der Stadt 2022 nur für die Hessenstraße. Allerdings wird bei Schäden im Einzelfall geprüft, ob diese durch den Baustellenverkehr der Emschergenossenschaft entstanden sind - und diese haften muss. Flore teilt die Befürchtung der Anwohner. "Es wird davon abhängen, wie sich die Straßenbaubeiträge für Anwohner entwickeln." Die CDU/FDP-Mehrheit im NRW-Landtag hat sie um etwa die Hälfte abgesenkt. Die SPD hat ihre komplette Abschaffung gefordert.