Oberhausen. Baustellen-Kipper mit nassem Schlamm fahren einen großen Umweg über die Bayernstraße in Sterkrade. Anwohner versammeln sich zum Protest dagegen.

Nur auf den ersten Blick hat es sich auf der Bayernstraße in Oberhausen um ein Schlagloch gehandelt, wie es etliche in der Stadt gibt. Als Stadtverordneter Manfred Flore (SPD) dort am vergangenen Freitag vorfuhr, erwarteten ihn nicht nur über 30 Anwohner. Er sah auch gleich, dass sich unter der Fahrbahndecke ein Hohlraum befindet. Die Straße ist also unterspült. Die Anwohner waren aber nicht nur wegen des Lochs gekommen, sondern wegen des Baustellenverkehrs, den sie dafür verantwortlich machen. Noch ehe Flore sich im Rathaus kümmern konnte, gab es von dort am Montag aber Entwarnung.

Die galt aber nicht dem Loch. Dessen Ursachen müssen die Wirtschaftsbetriebe Oberhausen (WBO) erst untersuchen. Die Entwarnung galt dem Baustellenverkehr. Stadtsprecher Martin Berger teilte mit, dass der Baustellenverkehr von diesem Tag an etwa halbiert werde und es damit ab der 29. Kalenderwoche, also Mitte Juli, ganz ein Ende habe.

Vier Lastwagen in 15 Minuten

Das konnte Flore den Anwohnern am Freitag noch nicht in Aussicht stellen. Dafür hörte er sich geduldig ihre Klagen an. „Anderthalb Jahre lang, bis April, haben wir hier mit der Baustelle für die Erneuerung der Fernwärmeleitung gelebt“, bekam er zu hören. „Und seit etwa vier Wochen geht das morgens um 6 Uhr mit dem Lkw-Verkehr los und dauert bis zum Nachmittag“, hieß es weiter. Ein Anwohner, der sich beim Oberbürgermeister beschwert hat, berichtete von vier Lkw-Fahrten innerhalb von 15 Minuten.

Da die Kipper triefend nassen Schlamm befördern, bekommen auch parkende Fahrzeuge Spritzer davon ab. Eine Frau beschwerte sich, dass der nasse Schlamm, zu Staub getrocknet, dauernd die Fenster schmutzig mache. „Wenn sie nassen Schlamm fahren, wiegen sie außerdem womöglich mehr als die zulässigen 38 Tonnen“, gab ein Lkw-Fahrer unter den Versammelten zu bedenken. Da fehle nur noch, hieß es weiter, dass die Anwohner in ein paar Jahren für die Erneuerung der von den Baufahrzeugen heute beschädigten Fahrbahn mit Anliegerbeiträgen zur Kasse gebeten würden.

Langer Umweg wird gefahren

Am meisten ärgerte jedoch, dass die Lkw nicht den kürzesten Weg zwischen der Baustelle, einem Pumpwerk der Emschergenossenschaft (EG) an der Hessenstraße, und einer Deponie am Ende der Bayernstraße benutzen. Vielmehr würden sie seit etwa vier Wochen den Umweg über die ganze Bayernstraße nehmen (siehe Grafik). Eine einzige Beschwerde von einem Anwohner der Hessenstraße, so hieß es, habe das bewirkt. „Hier, an der Bayernstraße, sind aber viel mehr Menschen von der Belastung betroffen“, argumentierte ein Mann.

Der frühere und der heutige Weg der Lkw zwischen Baustelle und Deponie in Schwarze Heide.
Der frühere und der heutige Weg der Lkw zwischen Baustelle und Deponie in Schwarze Heide. © funkegrafik nrw | Denise Ohms

Lösungen für das Problem hatten die Anwohner mehrere parat. „Wir haben hier immer schon Schleichverkehr, brauchen eine Anliegerstraße oder eine Sackgasse“, hieß es. Und: „Für Tempo 30, wie ausgeschildert, ist die Fahrbahn viel zu breit. Sie muss schmaler gestaltet werden.“ Die jetzigen Lkw-Fahrer hielten sich nicht an das Limit. Schließlich: „Langsamfahren (Schritttempo) vorschreiben und halbe Ladung“, forderte ein Mann.

Trägheit der Behörden

„Ich bin nicht die Stadt. Befehlen kann ich nichts“, erwiderte ihnen Flore. Er will den Sachverhalt über eine kleine Anfrage im Rat klären. Dann gab er zu bedenken, dass es sich beim Rathaus wie bei der EG um große, träge Behörden handele, die sich nur langsam bewegen würden. „Jede Veränderung stößt erst mal übel auf“, sagte er. Die Anliegerbeiträge für neue Fahrbahndecken seien in NRW halt noch nicht abgeschafft. Für die Reparatur, die jetzt ansteht, müssen die Anwohner allerdings nicht aufkommen. Trotzdem: „Es muss kurzfristig etwas geschehen“, forderte auch Flore, hielt es aber für ungerecht, die Hessenstraße wieder einseitig zu belasten. Er regte ein Baustellen-Management an.

Die Polizei sah auf Anfrage keine Notwendigkeit, sich zu dem Problem zu äußern. Und die Stadtverwaltung erklärte nach Abstimmung mit EG und WBO am Montag, es sei Bodenaushub vom Pumpwerk an der Hessenstraße, das zu einem Depot an der Bayernstraße gefahren werde. Da die Bayernstraße keine Gewichtsbeschränkung habe, brauchte es dafür keine Genehmigung. Tatsächlich habe die EG nach einer Beschwerde von der Hessenstraße die Route geändert. Weil aber ein Bohrgerät abgebaut werde, halbiere sich der Lkw-Verkehr schon in dieser Woche.

Stadt nimmt zu Forderungen Stellung

Vier Forderungen hat ein Anwohner bei der Stadt erhoben: ein sofortiges Durchfahrtverbot für Lkw auf der Bayernstraße, deren Beschilderung als Anliegerstraße, eine Einengung der Bayernstraße zur Durchsetzung von Tempo 30 und den Schutz vor weiteren Schäden sowie deren Reparatur.

Darauf erwidert Stadtsprecher Martin Berger: Ein sofortiges Durchfahrtverbot würde die Hessenstraße wieder belasten oder einen noch größeren Umweg über Mecklenburger Straße, Friesenstraße und Hünxer Straße erfordern. Eine Anliegerstraße würde die Lkw nicht abhalten. Sie seien Anlieger der dortigen Entladestelle. Der Unterspülung werde sich die WBO annehmen. Sie sei für Hinweise dankbar, in welchem Umfang die Anwohner diese Unterspülung vermuten.