Gelsenkirchen. Männliche Erzieher sind auch in Gelsenkirchens Kitas in der Minderheit, mittlerweile steigt ihr Anteil. So sieht ein Kita-Leiter seinen Traumjob.
Wie wichtig sind Rollenbilder für Kinder, für ihre Entwicklung und Identitätsfindung? Noch vor nicht allzu langer Zeit riefen Kita-Träger – nicht nur in Gelsenkirchen – den Männernotstand aus: zu wenige männliche Erzieher, zu gering der Anteil an männlichen Rollenvorbildern. Dass es auch anders geht, zeigte eine Entwicklung in der jüngsten Vergangenheit.
Mehr Männer in Kitas: So fand ein Gelsenkirchener seinen Traumjob
2011 ging die Aktion „Kitas brauchen Männer“ in Gelsenkirchen an den Start. Lediglich 2,9 Prozent des Erziehungspersonals waren zu diesem Zeitpunkt männlich, im Dezember 2011 arbeiteten 19 Männer in den Kindertageseinrichtungen des städtischen Trägers Gekita. Das Ziel der Kampagne: Männer mehr in Kitas stattfinden zu lassen, und das nicht nur als Erzieher, sondern eben auch als Väter und Großväter.
Mit Blick auf die Zahlen von einst und die aktuelleren hat sich etwas getan: Im Jahr 2018 zählte Gekita 54 Männer (4,5 Prozent) zum pädagogischen Personal, dem gegenüber standen mit einem Anteil von etwas mehr als 95 Prozent 1137 Frauen. Ein Jahr später waren es 64 Männer (5,2 Prozent) und 1166 Frauen (94 Prozent). 2020 ist der Männer-Anteil weiter gestiegen: 72 Männer und 1211 Frauen gehörten da zum pädagogischen Personal von Gekita, ein Jahr später waren es 77 Männer und 1240 Frauen.
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Und heute? Mittlerweile arbeiten 82 männliche Fachkräfte (und 1275 weibliche) unter Gekita-Vertrag. Einer von ihnen ist Sascha Watzl, gestartet 2009 in die Erzieher-Laufbahn, seit April 2021 Leiter der städtischen Kindertageseinrichtung an der Mehringstraße in Scholven. „Ein Mann in einem Frauenberuf – das war damals noch viel exotischer“, erinnert sich Sascha Watzl an seine ersten Tage und Wochen als Erzieher unter vielen Frauen.
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Mit jedem Mal, nahezu jedem neuen Arbeitstag habe er sich wohler gefühlt, berichtet der 35-Jährige in der Retrospektive. Wenn er doch auch erstmal seine Rolle als Erzieher finden musste. An diesem Morgen in Scholven sagt er auch: „Das ist zu meinem Traumjob geworden.“ Denn dieser „Glückstreffer“, wie er seinen Beruf, seine Arbeit auch nennt, mache es ihm viel leichter, sich mit seinen Stärken einzubringen. Dinge wie die Bezahlung, ein höheres Gehalt, Mann-Sein im Frauenberuf – es sind für ihn Stereotype, die er nicht gelten lassen will. Mit denen er auch aufräumen möchte, es wäre ein Anfang hin zu einer Veränderung.
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Einer der positiven Aspekte, die er hervorhebt: „Das ist ein Feld, in dem man das Mann-Sein durchaus einbringen und ausleben kann.“ Sascha Watzl nennt Handwerken, Fußball spielen, ringen, raufen – Dinge, die Weiblichkeit nicht per se ausschließen, Männlichkeit aber anders gestalten lässt.
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Sascha Watzl ist angekommen in seinem Job, seiner Rolle, im Team: „Je diverser ein Team ist, desto leichter ist es für die Kinder, eine Person zu finden, bei der sie sich wohl fühlen“, ist der Gelsenkirchener überzeugt. Und auch davon, dass sich mit einem diversen Team eben auch die Gesellschaft besser abbilden lässt.
Dass auch seiner eigenen Wahrnehmung nach nun mehr Männer in Kitas stattfinden, findet der junge Familienvater gut. „Aber wir sind bestimmt noch nicht da, wo wir sein möchten“, sagt Sascha Watzl auch. Vor allem bei dem Gedanken: Dass der Job des Erziehers ein Job ist wie jeder andere – und vor allem nicht exotisch.