Gelsenkirchen. Annette Höltermann ist neue Chefin der Gelsenkirchener Arbeitsagentur, Valeska Hurraß leitet das operative Geschäft. Ihr Ansatz, ihre Ziele.
Lange Jahre hat Annette Höltermann in Süddeutschland gelebt und gearbeitet. Über Aachen, Bochum, Rheine und Düsseldorf kam sie in Etappen zurück ins Revier, nun nach Gelsenkirchen. „Ich halte mich für einen ausgesprochen anpassungsfähigen und flexiblen Menschen“, sagt die 58-Jährige. Eine Konstante gab es allerdings immer bei ihrem Arbeitgeber: Seit 39 Jahren, mit Beginn ihres Dualen Studiums in Mannheim, arbeitet die gebürtige Dortmunderin in verschiedensten Funktionen für die Bundesagentur für Arbeit. Mitte Mai übernahm Höltermann von Frank Thiemann den Vorsitz der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Gelsenkirchen und Bottrop.
In Etappen zurück ins Ruhrgebiet und nach Gelsenkirchen
Als Arbeitsvermittlerin in Bayern hat Höltermann angefangen, später in diversen Bereichen operative Aufgaben übernommen. Die berufliche Beratung von Häftlingen oder die Arbeitgeberbetreuung in verschiedenen Bundesländern und Agenturen zählt sie zu ihrer Vita. Acht Jahre lang war sie Leiterin Personal in verschiedenen Agenturverbünden, die vergangenen zweieinhalb Jahre hat Annette Höltermann schließlich im Management der Regionaldirektion zur Weiterentwicklung der Agentur für Arbeit gearbeitet. Ein Erfahrungsschatz aus zig Stationen, den sie im Agenturbezirk für Gelsenkirchen und Bottrop einbringen kann und will.
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Vielfältige Partner vor Ort in Gelsenkirchen
Achtsamkeit und gute Arbeitsbedingungen sind ihr als Chefin wichtig, ebenso Förderung und stete Qualifikation. Der Anspruch ans eigene Haus gilt auch für die Kundschaft. „Wir wollen Menschen im Erwerbsleben begleiten, damit sie konkurrenzfähig bleiben“, sagt die Geschäftsführerin und setzt auf vorausschauende Qualifizierungspolitik. „Berufliche Perspektiven haben generell mit Bildung, Qualifikation und Weiterbildung zu tun.“ Und erfolgreiche Arbeit der Agentur aus ihrer Sicht auch mit guter Zusammenarbeit, mit den vielfältigen Partnern am Markt. Unternehmen zählt sie dazu, Verbände, Schulen, natürlich das Jobcenter IAG, die Spezialisten für die Langzeitarbeitslosen.
Geschäftsführerin für den operativen Bereich
Nach vier Wochen vor Ort läuft noch die Planungs- und Orientierungsphase. Viel Zeit für Hobbys wie lesen und musizieren, den Garten oder die Familie mit den drei Enkeln daheim in Warendorf bleibt da gerade nicht. Im Führungsteam mit Valeska Hurraß will Höltermann die Arbeit der Agentur weiterentwickeln. Hurraß, 44, ist Volljuristin, lebt in Essen und kam als Quereinsteigerin vor rund 16 Jahren zur Bundesagentur. Seit zwei Jahren arbeitet sie in Gelsenkirchen, ist hier Geschäftsführerin für den operativen Bereich. 150 Mitarbeitende hat der Agenturbezirk, 30 von ihnen arbeiten in der Geschäftsstelle Bottrop.
Junge Menschen für berufliche Bildung gewinnen
Der Übergang von Schule zum Beruf ist in Gelsenkirchen mit seiner hohen Quote an Schulabgängern ohne Abschluss ein großes Thema. „Wir müssen vielfältig versuchen, junge Leute zu erreichen und sie für berufliche Bildung gewinnen“. Viele bräuchten Unterstützung. „Man muss sie an die Hand nehmen, damit sie früh Erfolg erleben können“, findet Annette Höltermann. „Erfolg macht sexy.“
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Die Arbeitswelt, Berufsbilder werden sich weiter verändern. Das steht für Annette Höltermann fest. Auch die Agentur wird sich ein Stück weit wandeln, ihren Service digitaler aufstellen müssen. Online-Terminvergabe oder Videoberatung – „das gehört einfach dazu“. Ebenfalls individueller zu werden und „mit unserem Service individuelle Lösungen für unsere Kunden zu entwickeln“, ist Höltermanns Anspruch.
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Dazu gehöre auch, verstärkt auf besonderen Veranstaltungen für besondere Berufsgruppen oder bei Events präsent zu sein, eigene ,neue Formate zu kreieren und gerade für junge Menschen niederschwellige Angebote zu machen – sie eben nicht nur in der Jugendberufsagentur, sondern vielleicht auch an Marktständen oder in der City anzusprechen. „Wir wollen verstärkt dorthin gehen, wo sich Jugendliche aufhalten. Eine Idee ist, sie über Sportvereine anzusprechen. Über den Weg erreichen wir auch die Eltern.“ Und das, wissen die Agentur-Geschäftsführerinnen, sei durchaus oft entscheidend.
Rote Laterne in der Arbeitslosen-Statistik
Dass Gelsenkirchen seit Jahren Monat für Monat bei der Arbeitslosenquote in der Statistik die rote Laterne angehängt bekommt, hatte natürlich auch die neuen Vorsitzende der Geschäftsführung parat. „Es hat mich zumindest nicht abgeschreckt“, sagt sie und lacht. „Die Menschen hier“, findet die 58-Jährige, „packen an. Das kommt mir sehr entgegen. Ich möchte mit anpacken, wir werden hier gebraucht. Und das ist ein schönes Gefühl.“
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