Mülheim. Der Mülheimer Willy-Brandt-Schule schenkte der ehemalige Kunstlehrer Dirk Hupe sein Werk „…summ sumn…“. Was das Bild des Ruhrpreisträgers zeigt.
Der am 1. Juli 2021 verstorbene Mülheimer Künstler Dirk Hupe ordnete frühzeitig seine Hinterlassenschaft und bedachte die Willy-Brandt-Schule, an der er seit 2015 unterrichtete, mit einem Bild, das den an Bienen gemahnenden Titel „…summ sumn…“ trägt. Für die Schule selbst war das Bild des Ruhrpreisträgers eine absolute Überraschung, sagt Mathias Kocks, der stellvertretende Schulleiter.
„…summ sumn…“ – und keine Biene zu sehen – oder doch? Dass allein dieser verwirrende Titel schon zum Grübeln einlädt, ist typisch für Dirk Hupe, erläutert Anja Bauer-Kersken, stellvertretende Museumsleiterin und Kuratorin des Kunstmuseums Mülheim an der Ruhr. Der beim Kollegium und Schülerschaft der Willy-Brandt-Schule gleichermaßen sehr beliebte Hupe verstand es auf ganz vielfältige Weise, andere sehend zu machen. Sich auf die Kunst unvoreingenommen einzulassen, immer neue Perspektiven zu suchen, bis – womöglich – doch so etwas wie Verstehen aufkommen kann.
„Dirk hat sich hier sehr wohl gefühlt“, sagt der Mülheimer Schulleiter Mathias Kocks
„Das ist ja ein einziges Durcheinander“, sagt einer der jungen Darsteller im kurzen Theaterstück, und spricht damit wohl einigen aus der Seele. Der Rest der zehnköpfigen Theatergruppe aus dem zehnten Jahrgang gibt dann genau die Stichworte, mit denen auch Bauer-Kesken in ihrer zuvor gehaltenen Werkeinführung komprimiert Dirk Hupes Werk zu würdigen wusste. „Gelb, blau, grau, schwarz, weiß.“
Und immer wieder „Einkaufswagen“. Der versteckt sich wirklich inmitten des Bildes mit dem vermutlichen Barstrichcode, den verlaufenden Farben, der gewellten Plastik, die an zwei Stellen aufgeklebt ist und für besondere Lichtreize sorgt. Ein verwirrendes Vexierbild. „Je mehr wir beobachteten, desto mehr haben wir gesehen“, erzählt die junge Asia Jalal Murat.
Ganz im Sinne von Dirk Hupe, der stets forderte: „Macht euch ein eigenes Bild.“ So setzte das Ensemble aus 15- und 16-Jährigen all das körperlich um, was sie im Bild sahen, unterstützt durch die Choreographin Stefanie Elbers und ihre Lehrerin Hildegard Schroeter-Spliethoff.
„Dickeunddünnestrichedieineinanderübergehen“, dieser selbst geschriebene Text wird an die Wand geworfen, fungiert zeitweilig als Kulisse. Davor verdrehen die Jugendlichen die Arme, um eine kleine Linie nachzuzeichnen, schwenken behäbig und träge in langer Reihe für die dickeren und längeren Striche, schreiben filigran in die Luft.
Ein herrliches Durcheinander und damit eine treffliche theatralische Umsetzung des Hupe-Bildes. Da sitzt Asia als „Konsum“ auch mal im hin- und hergeschobenen Einkaufswagen und spielt mit Perlenketten, liegen alle zum Schluss auf dem Boden und bilden den Barcode – einen Code, der sich jedem Scanner entzieht.
Zufrieden zeigt sich auch Dirk Hupes Witwe Charlotte Söntgerath, die mit ihrer Tochter Anna-Luise Mevißen bei der Einweihung anwesend ist. Das Werk „…summ, sumn…“ mit der Nummer 1300–2015–2016–B aus der Werkgruppe „beastly theory of images“ wird die Schülerschaft der Willy-Brandt-Schule noch für viele Generationen beschäftigen, denn bei Hupes Werk gibt es nie das eine, ganz eindeutige Verständnis. Dazu arbeitete er mit zu vielen übereinander gelagerten Ebenen.