Oberhausen. Die hochansteckende britische Corona-Mutation ist in Essen aufgetaucht. Auch in den Oberhausener Kliniken laufen die Analysen auf Hochtouren.
Es ist nur eine Frage der Zeit, dann werden die ersten Corona-Mutationen auch Oberhausen erreichen. Erst am Freitag (29. Januar) bestätigte Professor Ulf Dittmer, Direktor des Instituts für Virologie am Uniklinikum Essen, dass die hochansteckende britische Corona-Mutation bereits in unserer unmittelbaren Nachbarstadt Essen nachgewiesen worden ist. Eine Nachricht, die auch Dr. Britt Hornei entsprechend hellhörig macht. Redakteurin Barbara Hoynacki sprach mit der Chefärztin des Instituts für Klinische Mikrobiologie am Evangelischen Krankenhaus Oberhausen über die Risiken, die von diesen Mutationen ausgehen.
Corona-Mutation, allein dieser Begriff löst bei vielen Menschen bereits eine große Besorgnis aus. Was aber macht die Gefährlichkeit der neuen Varianten überhaupt aus?
Dr. Britt Hornei: Zunächst einmal gilt: Viren mutieren immer. Das passiert, wenn das Erbgut vervielfältigt wird. Eine Mutation ist damit - wenn Sie so wollen - nur so etwas wie ein Kopierfehler. Die meisten dieser Veränderungen spielen keine große Rolle. Bei den drei Varianten aus Großbritannien, Südafrika und Brasilien ist das aber anders. Bei der neuen Virusvariante etwa, die im September erstmals in England entdeckt wurde, hat eine Mutation dazu geführt, dass das Virus besser an die menschliche Zelle andocken kann. Die aktuelle Forschung geht von einer deutlich höheren Übertragbarkeit aus, mittlerweile aber nicht mehr von bis zu 70 Prozent, sondern von etwa 30 Prozent. Was diese Variante betrifft, gibt es für uns alle aber einen großen Trost.
Der wäre?
Sowohl der Impfstoff von Biontech/Pfizer als auch der von Moderna behält auch bei dieser Variante seine gute Wirksamkeit, das haben zumindest Laboruntersuchungen gezeigt. Beim südafrikanischen und beim brasilianischen Coronavirus kommen zu der ebenfalls höhen Ansteckungsrate allerdings noch weitere Veränderungen dazu: Bei beiden führt eine sogenannte Escape-Mutation dazu, dass das Virus der menschlichen Immunabwehr besser zu entkommen scheint.
Das bedeutet?
Erste Laborergebnisse zeigten, dass nicht alle Antikörper von Patienten, die sich im Verlauf der Pandemie schon einmal mit dem Coronavirus infiziert hatten, gegen die neue Variante aus Südafrika anspringen. Damit ist es wahrscheinlicher, dass auch die bislang verfügbaren Impfstoffe gegen diese Varianten nicht mehr ganz so gut wirken.
Damit wären wir diesen beiden Mutationen also schutzlos ausgeliefert?
Keinesfalls. Es handelt sich nur um einen Teil der Antikörper, die anderen erledigen ihren Job, so wie sie es sollen. Ähnliche Prozesse kennen wir auch von den Grippeimpfungen, weil sich die Influenzaviren deutlich häufiger und schneller verändern als das Coronavirus. Mal wirkt die Impfung zu 60 Prozent, mal zu 80 Prozent. In jedem Fall gilt aber: Wer trotz Impfung erkrankt, hat einen deutlich milderen Verlauf – und das wird auch beim Coronavirus so sein.
Haben Sie im EKO bereits Testungen auf Mutationen durchgeführt?
Wir suchen danach, aber wir haben bislang nichts gefunden. Zum Jahreswechsel hatten wir Patienten, die durch eine besonders hohe Viruslast auffielen. Sicherheitshalber schickten wir Proben zur Sequenzierung an das Berliner Institut von Prof. Christian Drosten. Aber es waren keine Mutationen darunter. Weitere Proben sind noch unterwegs. Die Ergebnisse stehen aktuell noch aus. Zeitgleich erweitern wir im EKO aber bereits unsere Laborkapazitäten, um die Suche nach den Mutanten mit einer speziellen zusätzlichen PCR künftig gleich hier in Oberhausen durchführen zu können.
Gibt es im EKO nun zusätzliche Sicherheitsmaßnahmen?
Das größte Labor in Oberhausen
Im größten Labor Oberhausens, dem Institut für Laboratoriumsmedizin und Klinische Mikrobiologie am Evangelischen Krankenhaus, werden jährlich bis zu 500.000 unterschiedliche Proben von Patienten analysiert.Dr. Britt Hornei ist Chefärztin des Instituts für Mikrobiologie und Leiterin der Krankenhaushygiene. Sie verfügt über Weiterbildungen in den Bereichen Mikrobiologie, Virologie und Infektionsepidemiologie.
Wir führen bereits seit Mitte Dezember zusätzlich zur Testung bei der Aufnahme jedes Patienten einen Corona-Test durch. Ein zweiter erfolgt am fünften Tag. Jetzt werden wir darüber hinaus auch noch mit Schnelltests arbeiten. Die werden ab sofort zweimal in der Woche bei Patienten und Mitarbeitern durchgeführt. Mitarbeiter haben außerdem die Möglichkeit, sich jederzeit bei geringsten Symptomen untersuchen zu lassen. Auch hier werden weitere regelmäßige PCRs das Bild ergänzen. Das ist unsere einzige Chance, möglichst alle Infizierten zeitnah aufzuspüren. Denn die Inkubationszeit des Coronavirus beträgt 14 Tage. Das sind und bleiben nun einmal auch 14 Tage, in denen keinerlei Symptome auftreten und oft auch ein erster Test noch negativ ausfällt.
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