Mülheim. Der Autor Thomas Freyer ist erstmals bei den Mülheimer „Stücken“ dabei. Sein Stück untersucht gesellschaftliche Prozesse und Tendenzen.
Der Dramatiker Thomas Freyer, geboren 1981 in Gera, studierte Szenisches Schreiben an der Universität der Künste Berlin. 2007 wurde er mit dem Förderpreis des Schiller-Gedächtnis-Preises des Landes Baden-Württemberg ausgezeichnet sowie 2017 mit dem Förderpreis des Lessingpreises des Freistaates Sachsen. „Stummes Land“ ist sein achtes Theaterstück und als Auftragsarbeit für das Staatsschauspiel Dresden entstanden.
1. Mit „Stummes Land“ sind Sie zum ersten Mal zu den Mülheimer Theatertagen eingeladen. Was verbinden Sie mit den „Stücken“?
Am liebsten hätte ich das Festival vor Ort erlebt, bin aber jetzt vor allem auf die anderen Stücke gespannt, die gestreamt werden. Über die Nominierung hab ich mich natürlich sehr gefreut.
Ungebrochener Nationalismus der DDR
2. Worum geht es in Ihrem Stück?
Die drei Teile des Stücks sind Versuche, Rassismus aus drei sehr unterschiedlichen Perspektiven zu untersuchen. Einer der Kipppunkte ist für mich dabei der ungebrochene Nationalismus der DDR, die mit der Zeit immer hohlere Postulierung des antifaschistischen Staates.
Auch interessant
3. Kann politisches Theater gesellschaftliche Prozesse anregen?
Eine schwere Frage. Theater ist, denke ich, eher dazu fähig, bestimmte Prozesse oder Tendenzen sichtbar zu machen, indem sie diese aus dem Alltäglichen heraushebt.
4. Was wünschen Sie sich vom Theater der Zukunft?
Was nötig sein wird, damit das Theater seine Relevanz nicht verspielt, ist ein Hinterfragen der eigenen, internen Macht- und Arbeitsverhältnisse. Das heutige Theater ist oftmals exklusiv.
5. Welches Buch sollte jeder lesen?
Spontan fallen mir da die Bücher von Agota Kristof ein. Auch die weniger bekannten Theatertexte finde ich spannend. Ich bin leider nicht fähig, so etwas zu schreiben.
6. Welche Superhelden-Fähigkeit würden Sie gerne besitzen?
Momentan wohl, dass sich Tage bei ausbleibender Ermüdung beliebig verlängern lassen. Ein Wunsch, der mir bei Erfüllung wahrscheinlich umgehend auf die Füße fallen würde.
7. Verraten Sie uns, woran Sie gerade arbeiten?
Gerade schreibe ich an einem Stück über den Arbeitskampf der Bischoffer oder Kalikumpel. Es geht vor allem um die Politik der Treuhandanstalt, die oftmals entweder sehr negativ oder als nahezu alternativlos betrachtet wird. Das Dazwischen, das Uneindeutige interessiert mich daran. amü
Das Stück kann zwischen Samstag, 15. Mai, 18 Uhr und Sonntag, 16. Mai, 24 Uhr als Video angeschaut werden auf stuecke.de.