Gelsenkirchen. Im Lockdown kämpfen Injoy und Schalker Sportpark gegen den wirtschaftlichen Absturz – und um die Chance, Abwehrkraft und Immunsystem zu stärken.

Im Mai 2020 hatte Martin Rinke so etwas wie ein Frühjahrs-Stimmungshoch. Nach lähmenden Lockdown zeichnete sich ab, dass der bewährte Trainings-, Gesundheits- und Sportbetrieb in Teilen wieder hochgefahren werden könnte in seinem Schalker Sportpark an der Kurt-Schumacher-Straße. Rinke und sein Team hatten die gesamte Injoy-Anlage auf Abstand und Hygienekonzepte getrimmt, der Geschäftsmann hatte sechsstellig in Haustechnik und Trainingsgeräte investiert, um fit für den Neustart nach der Zwangspause zu sein. Der Betrieb lief über den Sommer unter Coronabedingungen – zielstrebig auf den nächsten Lockdown im Herbst zu. Seitdem heißt es, auch für Rinke und sein Unternehmen: Warten, hoffen, über die Runden kommen.

Schalker Sportpark wartet noch auf Novemberhilfen

Die Kundenakquise hat in der Vergangenheit die Zahl der Kündigungen zumindest ausgeglichen, meist sind die Kundenzahlen gestiegen. 2020 nicht: „Wir sind mit über 3800 Mitgliedern ins Jahr gegangen, jetzt sind wir bei 3500“, rechnet Rinke. „So eine negative Entwicklung haben wir seit der Firmengründung noch nie gehabt.“ So werde „die Lage auch für uns zunehmend bedrohlich, die wir seit 30 Jahren gut gewirtschaftet haben“, sagt der Unternehmer. „Ich möchte mir gar nicht vorstellen wie die Lage jetzt für einen Existenzgründer wäre.“

Massiver Umsatzeinbruch durch den Lockdown

In die Corona-Zeit gilt für Unternehmer Martin Rinke und seinen Schalker Sportpark als Dienstleister anders als bei manch anderem Anbieter: „Keine Leistung, kein Geld“. Für die Lockdown-Monate wurden Mitgliederbeiträge nicht eingezogen.Im Injoy, so Rinke, fehlte ihm daher mindestens ein Drittel des Jahresumsatzes, „im Trampolino über 45 Prozent“.

Mit 83 Beschäftigten – vom Trainerstab über Teilzeit- und Honorarkräfte bis zum Azubi – ist der Schalker Sportpark in den neuerlichen Lockdown im November gegangen. „Etwa 20 Mitarbeiter sind in Kurzarbeit. Bei den Vollzeitkräften stocken wir bei den meisten auf“, sagt Rinke. Kurzum. Der Kostenapparat ist weiter immens, die Hilfen sind es bislang nicht: Trotz vollmundiger Ankündigungen seien, Stand 27. Januar, für sein Unternehmen selbst die beantragten Novemberhilfen „nicht mal andeutungsweise ausgezahlt worden“.

Rinke: Die wachsende Corona-Lethargie vertreiben

Was Rinke umtreibt, sind die Folgen der Krise für Wirtschaft und Gesundheit: Ein gewisser Lockdown-Blues macht sich breit, gepaart mit wachsender Corona-Lethargie. „Im Moment lese ich nur, dass sich die Menschen entspannen, hinlegen“, allgemein runterfahren.

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Rinke ärgert der diagnostizierte Trend: „Ein bisschen Spazieren gehen reicht nicht, um das System in Schwung zu halten. Um Abwehrkräfte aufzubauen und unser Immunsystem zu stärken, brauchen wir überschwelliges Training. Das fehlt mir in der augenblicklichen Diskussion. Wichtig ist doch auch, wie ich mich auf die Zeit danach vorbereite, dass nicht gerade die älteren Menschen auch noch völlig geschwächt aus dem Lockdown kommen. Ich finde, das ist alles eine mittelschwere Katastrophe.“

Injoy-Trainer bieten zahlreiche Online-Kurse

Sein Team hält im Rahmen der Möglichkeiten dagegen: „Wir machen sehr viele Online-Angebote zu unserem Injoy-Programm. Unserer Trainer bieten kostenlos interaktives Training. Das wird sehr gut angenommen, auch von Unternehmen und deren Mitarbeitern“, sagt Rinke. „Aber Aufmunterung , Anfeuerung, auch Animation kriegt man digital teils nur schlecht umgesetzt“, sie sind kaum Ersatz für echten Trainingsbetrieb. Rinke: „Die Menschen wollen ans Lagerfeuer.“