Mülheim. Als letztes Stück geht bei den „Stücken 2021“ in Mülheim „Tragödienbastard“ an den Start. Autorin Ewe Benbenek äußert sich zu ihrem Werk.
Die Autorin Ewe Benbenek ist Debütantin bei den „Stücken“. Sie wurde 1985 in Kamienna Góra in Polen geboren, ist aber in Niedersachsen aufgewachsen. Sie studierte Kultur- und Literaturwissenschaften in Frankfurt/Oder, London und Erfurt und war als wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Universität Hamburg beschäftigt. Ihr Schwerpunkt sind postmigrantische und postkoloniale Diskurse in Theater, Performance und Gegenwartsdramatik.
1. Sie sind mit ihrem ersten Theatertext gleich zu den Mülheimer Theatertagen eingeladen worden. Was bedeutet Ihnen die Nominierung?
Für mich bedeutet die Nominierung, dass sich die Entscheidung professionell zu schreiben, sicherer anfühlt. Das ist sehr wichtig. Für Menschen mit working-class-background wie mich ist es unabdingbar, dass wir gesehen und gefördert werden. Sonst sind für uns künstlerische Karrieren kaum machbar.
2. Worum geht es in „Tragödienbastard“?
Für mich geht es um eine Sprache, die auf der Suche nach sich selbst ist und sich bei dieser Suche radikal ausstellt.
3. Wie sehen Sie die Rolle der Theater bei postmigrantischen oder feministischen Diskursen?
Es ist paradox. Einerseits gibt es Theaterkontexte, in denen diese Diskurse progressiv verhandelt werden. Blickt man jedoch auf die gesamte Theaterlandschaft, werden diese Debatten oft noch oberflächlich geführt oder als „spezielle Themen“ behandelt. Ich denke auch, dass Perspektiven von People of Color und Schwarzen Menschen noch viel zu wenig auf die Agenda gesetzt werden.
4. Sie sind studierte Kultur- und Literaturwissenschaftlerin. Was hat Sie zum Schreiben von Theaterstücken gebracht?
Mich hat zum Schreiben gebracht, dass Literatur nicht nur über ihre Inhalte etwas erzählen kann, sondern auch über die Art und Weise, wie Sprache selbst benutzt wird. Theatertexte, weil Theater mich schon lange begleitet.
5. Welches Buch lesen Sie gerade?
Gerade lese ich zum zweiten Mal Sharon Dodua Otoos Roman „Adas Raum“, sowie Beiträge aus dem wissenschaftlichen Sammelband „Spricht die Subalterne deutsch?“, der von Encarnación Gutiérrez Rodríguez und Hito Steyerl herausgegeben wurde.
6. Wohin verreisen Sie am liebsten?
Als es noch ging, bin ich jährlich zu meiner Familie nach Polen gefahren, in das Dorf Błażkowa.
7. Woran arbeiten Sie gerade?
Ich arbeite an meinem zweiten Theatertext „Juices“. Es geht um Flüssigkeiten, über die intersektional-feministische Dinge verhandelt werden und die Geschichte von Arbeitsmigration in Deutschland. Es wird aber auch viel gebadet und Pleasure-Time gemacht.
Zu sehen auf stuecke.devon Freitag 18 Uhr bis Samstag 24 Uhr. Die Jury-Debatte wird live gezeigt, sie beginnt am Samstag um 19 Uhr.