Oberhausen. Das Kinderkino der Kurzfilmtage bietet im Wettbewerb 40 Filme aus 24 Ländern. Dafür verwandelten Kindergärten schon Turnhallen in „Kufita-Kinos“.

Von rührenden Trickfilmen für die Kleinsten bis zu provokant inszenierten und heiß diskutierten Themen der Zeit für die Älteren ist alles dabei: Am Mittwoch, 5. Mai startet die Filmauswahl des 44. Kinder- und Jugendkinos der Kurzfilmtage. Sieben Programme mit insgesamt 40 Filmen aus 24 Ländern erwarten die Kinder und Jugendlichen in allen Altersgruppen, beginnend ab drei Jahren.

Dafür traf die Sichtungskommission eine strenge Auslese aus insgesamt 540 Filmen. Für Kinder und Eltern, Kindergärten und Schulklassen außerhalb Nordrhein-Westfalens bedeutet die zweite Online-Version des Traditionsfestivals ein klares Plus: Sie können leichter teilnehmen.

Über Liebe, Freundschaft und Verlust

Gegen reaktionäre Konventionen: „Dọlápọ̀ is Fine“ von Ethosheia Hylton, im Jugendfilm-Programm ab 14 Jahren.
Gegen reaktionäre Konventionen: „Dọlápọ̀ is Fine“ von Ethosheia Hylton, im Jugendfilm-Programm ab 14 Jahren. © Internationale Kurzfilmtage | Helen Murray

Die Bandbreite der sieben Kinder- und Jugendfilm-Programme ist vielfältig in Form und Inhalt für jede Altersklasse. Das Kinderprogramm ab drei Jahren lädt mit fünf bunten ersten Filmerfahrungen zum Staunen und Lachen ein. Für Grundschüler ab sechs Jahren sind fünf Kurzfilme aus Ländern wie Frankreich, Japan oder Taiwan im Programm, von außergewöhnlichen fantastischen Begegnungen bis hin zu Dayoon Kims „In Search of Chok Chok“, in dem das neue Kind in der Schule nach Anschluss sucht.

Aus Indien, Island, Frankreich und der Schweiz kommen die Filme im Programm ab acht Jahren – hier schließen zwei siebenjährige Mädchen Freundschaft bei einer Wanderung durch die Salzmarschen: In „Paanchika“ von Ankit Kothari werden fünf farbige Salzkristalle zu kostbaren Spielsachen. Und in Eric Montchauds „Un caillou dans la chaussure“ landet ein Frosch in einem Klassenzimmer voller Hasen. Im Programm ab zehn Jahren führen sechs Kurzfilme aus Kolumbien, Schweden, Frankreich, dem Iran und weiteren Ländern mitten hinein in den Streit um eine Drohne (in Clélia Schaeffer „Dix Ans“) oder in Corentin Lemetayer Le Brizes „Kaolin“ in ein Moto-Cross-Rennen.

Wenn das Essen zum Ekel wird

Das Spektrum im Programm ab zwölf Jahren reicht vom ersten Zungenkuss in Emma Sémérias „La Chamade“ über eine Schlafwandlerin in Nicolas Birkenstocks „Ourse“ bis hin zu Sylvelin Maakestads „Elveleie“, in dem zwei Schwestern versuchen, den letzten Wunsch ihrer Mutter zu erfüllen. Die Filme kommen aus China, Deutschland, Frankreich, Luxemburg und Norwegen. In den Filmen ab 14 Jahren geht’s um queere digitale Utopien beim Videospiel Minecraft in Catarina de Sousa und Nick Tysons „Tracing Utopia“, während in „Dọlápọ̀ is Fine“ von Ethosheia Hylton die junge Heldin sich gegen Rassismus an ihrem Internat wehren muss.

Für fünf Euro gibt’s vier Programme für junge Filmfans

Wer zuhause mit Familie und Freunden das Kinder- und Jugendprogramm genießen möchte, kann den kompletten Kinder- und Jugendfilm-Wettbewerb sowie die für den europäischen Kinder-Kurzfilmpreis ECFA nominierten Filme und das „MuVi 14+“-Programm sehen.Das alles gibt’s mit dem neu eingeführten Kinder- und Jugendpass für nur 5 Euro zu bestaunen. Eine Übersicht über alle Programme bietet online die Internetseite: https://www.kurzfilmtage.de/de/festival/programm/. Die 67. Kurzfilmtage laufen noch bis Montag, 10. Mai.

Im Programm ab 16 Jahren findet sich immer wieder das Thema Körperlichkeit: etwa wenn in „Vevnitř“ (Inside) von Viktorie Štěpánová das Essen zum Ekel wird oder in Dorothy Allen-Pickards „Material Bodies“ Prothesen wie Schmuckstücke am Körper getragen werden. Hier sind sechs Kurzfilme aus Frankreich, Großbritannien, der Schweiz, Spanien und Tschechien zu sehen.

Turnhallen als improvisierte Kinos

In den Dünen: Szene aus „Kaolin“ von Corentin Lemetayer Le Brize, im Kinderfilm-Programm ab zehn Jahren.
In den Dünen: Szene aus „Kaolin“ von Corentin Lemetayer Le Brize, im Kinderfilm-Programm ab zehn Jahren. © Internationale Kurzfilmtage | Envie de Tempete

Die Schulscreenings auf der Online-Festivalplattform bieten viele Vorteile. Sie stehen vom 5. bis 10. Mai zu flexiblen Zeiten zur Verfügung, sind kostenfrei und im Distanz- wie im Präsenzunterricht möglich. Die Programme sind für die entsprechenden Altersgruppen zugeschnitten und beinhalten vorproduzierte Anmoderationen und Interviews mit den Filmemachern.

Diese gut bestückten Gesamtpakete werden schon jetzt gerne geordert: Angemeldet sind bislang Schulen und Kitas von Berlin bis Hamburg, aus Wuppertal und dem Ruhrgebiet – natürlich inklusive Oberhausen. Einige Kindergärten wollen sogar ihre Turnhallen zu improvisierten Kinos umgestalten, und ganze Schulen planen die Kurzfilmtage in den Stundenplan ein.

Nur konventionelle Didaktik sollten Pädagogen von diesen Filmen nicht erwarten. Denn wie sagte Festivalleiter Lars Henrik Gass vor vier Jahren so schön pointiert zum Jubiläum des Kinderkinos: „Wir wollen Kinder nicht dressieren, sondern zu aufrührerischen Menschen erziehen.“