Oberhausen. Grundschule Buschhausen geht neue Wege: Ab dem Schuljahr 2022/23 werden i-Dötze nur an der Friesenstraße eingeschult. Eltern starten Petition.

Diese Nachricht hat viele Familien in Oberhausen kalt erwischt: Die Schulleitung der Grundschule Buschhausen wird ab dem kommenden Schuljahr 2022/23 nur noch Kinder an ihrem Hauptstandort an der Friesenstraße einschulen. Bisher konnten sich Eltern aussuchen, ob sie ihr Kind dort oder an der Dependance der Schule an der Lindnerstraße anmelden. Das ist jetzt allerdings keine Option mehr. Einige Eltern setzen sich bereits zur Wehr – und haben eine Petition gestartet.

Darin heißt es unter anderem, dass die Kinder, wenn der Standort geschlossen wird, in Containern unterrichtet werden müssten. Auch der Gedanke, die Schüler morgens am dunklen Pantoffelpark vorbeischicken zu müssen, bringt die Eltern auf. Am Freitag, 1. Oktober, hatte die Petition bereits 800 Unterschriften.

Schülerzahlen an der Grundschule Buschhausen sinken seit Jahren

„Das Thema ist schon seit zehn Jahren auf dem Tisch“, erklärt Schulleiterin Susanne von Kaehne die Situation. Seit drei Jahren leitet sie die Grundschule und ist seitdem mit der Stadt Oberhausen im Austausch. „Die Anmeldezahlen sind schon lange rückläufig. Dieses Schuljahr sind wir erstmalig an beiden Standorten nur mit einer Klasse pro Jahrgang vertreten, bis zuletzt waren wir zumindest am Hauptstandort zweizügig.“

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Die sowieso sehr kleine Schule schrumpfe immer weiter, insgesamt hätte die Schule in diesem Jahr nur noch 212 Schülerinnen und Schüler. „Es liegt nahe, die Standorte zusammenzulegen.“ Umstände wie das Pendeln zwischen Friesen- und Lindnerstraße hätten erschwerend zu dieser Entscheidung beigetragen. „Die Lehrer können nur in den großen Pausen pendeln, sonst würde zu viel Unterricht ausfallen“, weiß die Schulleitung. „Wenn die Lehrer laufen oder einen Parkplatz suchen müssen, dauert das rund 15 Minuten. Zeit für eine eigene Pause gibt es dann nicht.“

Schulgebäude könnte bereits zum Schuljahr 2024/25 leer stehen

Hier sollen in den nächsten Jahren alle Schüler der Grundschule unterkommen: Am Hauptstandort an der Friesenstraße.
Hier sollen in den nächsten Jahren alle Schüler der Grundschule unterkommen: Am Hauptstandort an der Friesenstraße. © FUNKE/Fotoservices | Gerd Wallhorn

Durch die angespannte Situation habe die Schule noch weitere Probleme. „Wir haben zum ersten Mal eine offene Lehrerstelle nicht besetzen können, weil sich niemand beworben hat. Schulen mit zwei Standorten werden immer unattraktiver.“ Susanne von Kaehne will die Schule an der Lindnerstraße mit der Zeit leerziehen, genügend Räume am Hauptstandort habe sie zur Verfügung. Ein Argument der Eltern-Petition will sie deshalb dringend aushebeln: „Kein einziges Kind wird in einem Container unterrichtet werden.“

Die Schulleitung hat diese Entscheidung im September nach eigener Aussage in Abstimmung mit der Elternvertretung und den Verantwortlichen der Stadt getroffen. Trotzdem hätten sich schon einige Eltern an das Schulamt gewendet. „Uns war klar, dass das herausfordernd wird. Aber die Eltern, mit denen wir gesprochen haben, wollen diese Herausforderung mittragen.“ Wichtig wird wohl vor allem das Thema des längeren Schulwegs. Eine Steuergruppe sei bereits ins Leben gerufen worden, um den Übergang so unkompliziert wie möglich zu gestalten. „Wir sind gesprächsbereit. Wer Sorgen oder Ängste hat, kann sich an uns wenden“, verspricht von Kaehne. Auch der Zeitraum muss noch endgültig definiert werden. „Wir prüfen, ob wir es schaffen, den Prozess zum Schuljahr 2024/25 abzuschließen.“

Schulleitung konnte Entscheidung selbstständig treffen

Diese Entscheidung darf die Schule tatsächlich selbstständig treffen, auch ohne Zustimmung des Schulträgers, der Stadt. „Wenn eine Schulleitung zwei Standorte zur Verfügung hat, darf sie eigenständig entscheiden, wo neue Kinder eingeschult werden“, bestätigt Schuldezernent Jürgen Schmidt auf Nachfrage. Dennoch werde in den kommenden Wochen im Rahmen der Schulentwicklungsplanung geprüft, wie sich die Schülerzahlen im Einzugsgebiet Buschhausen entwickeln werden.

Schließung war schon Thema im Bildungsplan

Bereits 2015 war die Schließung des Grundschulstandortes an der Lindnerstraße Thema in der Politik. Für den „Bildungsplan 2016 bis 2020“ hatte die Stadt Oberhausen damals den Experten Dr. Ernst Rösner hinzugezogen. Dieser sprach sich für die Schließung von sieben Grundschulen aus: Neben der Grundschule Buschhausen war die Rede von der St. Martin-Schule, Havensteinsteinschule, Grundschule Schmachtendorf, Kastellschule, Königschule, und der Osterfelder-Heide-Schule.Mitte 2016 lehnte die Stadtverwaltung diese Empfehlung aber ab. Keine Grundschule dürfe in Oberhausen allein aus finanziellen Gründen geschlossen werden, waren sich die Kommunalpolitiker damals einig. Neben der St. Martin-Schule wurde seitdem lediglich die Osterfelder-Heide-Schule zum Auslaufmodell. Der Grund: Die damalige Hauptschule Eisenheim wurde zur größeren Robert-Koch-Schule, die seitdem den Bedarf im Einzugsgebiet decken kann. Derzeit sind die letzten beiden vierten Klassen der Osterfelder Grundschule in der Erich-Kästner-Schule untergekommen. Ab dem nächsten Schuljahr ist die Schule damit Geschichte. Wofür das leerstehende Gebäude in Zukunft genutzt wird, steht noch nicht fest. Die Stadt braucht die dortige Turnhalle momentan noch für Schul- und Vereinssport.

Auch der ab 2026 geltende Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung für jedes Grundschulkind spielt eine Rolle – Mensa- und Küchenbereich am Hauptstandort der Schule müssten voraussichtlich erweitert werden. Was weitergehend mit dem Gebäude an der Lindnerstraße passiert, wenn dort kein Schulbetrieb mehr stattfinden sollte, sei noch Zukunftsmusik, erklärt Schmidt. „Fest steht: Wir können Dependancen nicht von heute auf morgen aufgeben.“