Oberhausen. Trotz Personalmangels in vielen Branchen: Wer länger arbeitslos ist, findet nur schwer eine Arbeit. Und Jobcenter wie Chefs haben viel zu tun.
Der Arbeitsmarkt in Oberhausen hat sich in den vergangenen Jahren trotz Pandemie überraschend gut entwickelt, die Zahl der Arbeitslosen sank auf 10.500 Menschen. Die Arbeitslosenquote ist so niedrig wie seit vielen Jahren nicht mehr, Ende Mai lag sie bei 9,6, im April sogar bei 9,5 Prozent. Und dennoch: Angesichts des enormen Personalbedarfs in vielen Branchen ist die Langzeitarbeitslosigkeit immer noch erstaunlich hoch – 5600 Menschen sind länger als ein Jahr ohne irgendeine Arbeitsstelle.
Als wichtiger Baustein im Kampf gegen die Langzeitarbeitslosigkeit entpuppt sich das erst seit 2019 laufende bundesweite Job-Programm mit dem umständlichen Titel „Teilhabechancengesetz“. Dabei geht es um nichts anderes, als dass vor allem der Steuerzahler, also Geld aus der Kasse der Jobcenter, den Lohn für Langzeitarbeitslose zu großen Teilen übernimmt, wenn der Arbeitgeber ihn für zwei oder fünf Jahre einstellt. Als Pluspunkt erhalten das Unternehmen und der Langzeitarbeitslose einen Coach zur Seite, der in Krisensituationen weiterhilft.
Nach einer Analyse der Oberhausener Stadtspitze sind seit 2019 bereits fast 600 arbeitslose Bürger auf solche bezuschusste Arbeitsplätze bei der Stadt, den Stadttöchtern und in der freien Wirtschaft vermittelt worden. Mehr als die Hälfte der Betroffenen ist bereits seit mindestens sechs Jahren ohne Job – für sie gibt es bezuschusste Arbeitsverträge von bis zu fünf Jahren: Derzeit arbeiten über 320 ehemalige Langzeitarbeitslose auf Lohnzuschuss-Basis dieses Gesetzes in Behörden und Betrieben.
Oberhausen im Mittelfeld der Ruhrgebietsstädte
Vergleicht man den Einsatz dieses Jobprogramms unter den Ruhrgebietsstädten, so steht Oberhausen mit seiner Teilnehmerzahl im Verhältnis zur Zahl der Langzeitarbeitslosen (5,5 Prozent) nicht schlecht da, aber auch nicht besonders gut. Oberhausen liegt nach der Analyse im Mittelfeld des Ruhrgebiets; Bottrop und Herne sind mit über neun Prozent und Bochum mit exakt 8,0 Prozent an der Spitze. Im Herbst vergangenen Jahres hatte die hiesige SPD den Verdacht, dass Oberhausen zu wenig aus dem Teilhabechancengesetz macht.
Oberhausen bildet allerdings mit der großen Zahl an Fünf-Jahres-Verträgen, die für extreme Langzeitarbeitslose gedacht sind, eine Sonderstellung. Das Gesetz ermöglicht in diesem Fall eine Förderung von bis zu fünf Jahren. In Oberhausen wird diese Zeitspanne in mehr als drei Viertel der Arbeitsverträge auch tatsächlich ausgeschöpft. Das liegt vor allem daran, dass die Stadtverwaltung und die Stadttöchter den Großteil dieser Gruppe an Dauer-Arbeitslosen beschäftigen – und auf Langfristigkeit setzen. Aktuell sind 93 Stellen im Konzern Stadt eingerichtet – 50 davon in der Dienststelle Stadtverwaltung, wiederum davon 20 beim städtischen Eigenbetrieb „Servicebetriebe Oberhausen“ (SBO).
Insgesamt bewertet die Stadt das bundesweite Job-Programm als äußerst positiv, weil Langzeitarbeitslose trotz aller persönlichen Schwierigkeiten tatsächlich eine dauerhafte Arbeitsstelle gefunden haben. Doch der Aufwand für diesen Erfolg ist bei allen Beteiligten relativ hoch: Aufwändige Bewerbungsgespräche, intensive Begleitung für Menschen, die es nicht mehr gewohnt waren, regelmäßig zu arbeiten, notwendige Qualifizierungen. Manchmal hört der Langzeitarbeitslose von sich aus auf (die Abbruchquote liegt bei 15 Prozent), in einigen Fällen musste der Vorgesetzte die Reißleine ziehen und kündigen.
Diese Arbeiten übernehmen Langzeitarbeitslose
Mit dem Lohnzuschussprogramm des Teilhabechancengesetzes übernehmen die ehemaligen Langzeitarbeitslosen in der Oberhausener Kernverwaltung der Stadt inklusive Feuerwehr und Kitas unter anderem folgendes: Kita-Außenanlagen pflegen; Kita-Wäsche waschen, kleinere Näharbeiten und Handtuchwechsel; Spiele säubern; Küche vor- und nachbereiten, Akten archivieren und katalogisieren, Kurierfahrten, Hilfsarbeiten bei Vermessungen, Dokumente kopieren und abheften, Listen bearbeiten.Bei den Tochterunternehmen der Stadt helfen die Langzeitarbeitslosen dabei, die Straßen zu reinigen, die Stoag-Fahrgäste zu betreuen oder das E-Roller-Sharing abzuwickeln.