oberhausen. . Erstmals finanziert der Bund dauerhaft Arbeitsplätze mit hohen Lohnzuschüssen. Oberhausen will vier Millionen Euro einsetzen und sucht Betriebe.

Über 500 Oberhausener, die mindestens seit zwei Jahren arbeitslos sind, sollen im neuen Jahr durch hohe steuerliche Lohnzuschüsse an Betriebe einen tariflich bezahlten Arbeitsplatz erhalten.

Das örtliche Jobcenter will dafür mindestens vier Millionen Euro einsetzen – und ist jetzt auf der Suche nach Arbeitgebern, die das neue Zuschussprogramm nach dem erst vor kurzem vom Bund genehmigten Teilhabechancengesetz nutzen möchten. Dabei können alle Unternehmen aller Branchen mitmachen – frühere Beschränkungen bei steuerlich bezahlten Arbeiten, die zusätzlich anfallen, im öffentlichen Interesse sind oder wettbewerbsneutral sein müssen, gibt es nicht mehr.

„Ich glaube, dass dieses neue gesetzliche, dauerhaft installierte Instrument sehr erfolgreich sein wird. Wir haben ein solches Gesetz bisher noch nie erlebt“, sagt Jobcenter-Geschäftsführer Uwe Weinand nach einer Reihe von Gesprächen mit örtlichen Unternehmen. „Dabei stoßen wir auch auf Wohlwollen bei vielen Firmenchefs.“

3000 Euro für Qualifizierungen

Die finanzielle Förderung der Jobs für Arbeitslose, die auf dem normalen Arbeitsmarkt direkt kaum Chancen haben, überzeugt durchaus: Arbeitgeber erhalten insgesamt eine fünf Jahre lange Lohnkostenunterstützung. Für Arbeitslose, die sehr lange nicht mehr gearbeitet haben, gibt es in den ersten beiden Jahren einen vollständigen Lohnzuschuss auf Basis des Tarifvertrages und in den nächsten drei Jahren einen um jährlich zehn Prozent sinkenden Beitrag des Jobcenters.

Für notwendige Qualifizierungen können dem Arbeitgeber 3000 Euro je Arbeitslosen erstattet werden. Zudem wird den Firmen für diese nicht einfache Arbeitslosengruppe ein auswärtiger Coach an die Seite gestellt, der die Menschen betreut und Probleme aus dem Weg schaffen soll.

Für Arbeitslose, die nur zwei Jahre keinen Job hatten, beträgt der Zuschuss zum Lohnzuschuss nur 75 Prozent im ersten und 50 Prozent im zweiten Jahr.

Vor allem einfachere Tätigkeiten

Arbeitsagenturchef Jürgen Koch sieht das neue Jahr als Lackmustest für die Frage, ob es gelingt, auch Dauerarbeitslosen eine neue sinnvolle Tätigkeit zu vermitteln. „Für die Beschäftigungspolitik in Oberhausen ist 2019 ein entscheidendes Jahr. Übernimmt die Wirtschaft für die Menschen eine Verantwortung, wenn sie deren Arbeitskraft praktisch kostenlos erhält?“

Sozialdezernentin Elke Münich will die Wirtschaft beim Wort nehmen. „Die früheren Hindernisse, hier zu handeln, sind weg. Die Wünsche der Wirtschaft wurden mit diesem Instrument erfüllt.“

Alle drei Arbeitsmarktexperten in der Stadt rechnen damit , dass die Langzeitarbeitslosen vor allem einfachere Tätigkeiten in Betrieben übernehmen können. „Firmen könnten ihre Fachkräfte von Routinearbeiten entlasten“, meint Wei­nand. Gedacht sind Helfer für Elektriker, Logistiker, Gartenarbeiter, Pflege und Techniker.

Münich kündigte an, dass auch die Stadt einige Dutzend bezuschusste Arbeitsplätze für Langzeitarbeitslose bereitstellen werde. In der Vergangenheit habe sie damit keine schlechte Erfahrung gemacht: Die Arbeitslosen halfen beim Wertstoffhof älteren Menschen, ihren Müll aus dem Wagen zu tragen, sie reinigten Beete, gingen mit Altenheimbewohnern spazieren und waren Service-orientierte Begleiter in Stoag-Bussen.

>>>> 600 zeigen sich motiviert vom Förderinstrument

Vor allem Arbeitslosen in Familien und Schwerbehinderten will Oberhausen mit dem neuen Instrument zu mehr Chancen verhelfen Sie müssen sechs Jahre oder zwei Jahre im Arbeitslosengeld-/Hartz-IV-Bezug sein. Das Jobcenter hat angesichts dieser Kriterien 3000 Langzeitarbeitslose ermittelt, die für das Programm theoretisch ausgewählt werden können. Seit einem halben Jahr hat man in Beratungsgesprächen mit Arbeitslosen diskutiert. 600 zeigten sich dafür motiviert und meinten: „Das könnte ich mir gut vorstellen.“