Oberhausen. Knapp 280.000 Euro spendeten die Oberhausenerinnen und Oberhausener bis jetzt für die Ukraine. Doch was geschieht überhaupt mit diesem Geld?
Rund 280.000 Euro spendeten Oberhausenerinnen und Oberhausener bislang an den Verein „Oberhausen hilft“, damit Ukrainern geholfen werden kann. „Was passiert eigentlich mit unserem Geld?“ Diese Frage hörten die Ehrenamtlichen des Vereins immer wieder. Sie reagieren darauf mit einer Zwischenbilanz – und die handelt von Konserven, Kuscheltieren und medizinischen Geräten, von menschlichen Schicksalen und einer grenzüberschreitenden Freundschaft, die Unmögliches möglich macht.
Bis Anfang Mai 2022 flüchteten laut Schätzungen des UN-Flüchtlingskommissariats (UNHCR) rund 5,5 Millionen Ukrainerinnen und Ukrainer in Folge des russischen Angriffskriegs aus ihrer Heimat. Mehr als sieben Millionen Menschen aber befinden sich noch innerhalb des Landes auf der Flucht, oft nur mit dem, was sie am Leib tragen.
45.000 Flüchtlinge kamen innerhalb von zwölf Tagen in Saporishja an
Der Krieg in der Ukraine riss die Menschen am 24. Februar 2022 aus ihrem Alltag. Innerhalb von zwölf Tagen strandeten 45.000 Flüchtlinge aus dem schwer umkämpften Donbass in der Oberhausener Partnerstadt Saporishja, darunter 12.000 Kinder. Die Helfer in Oberhausen erfuhren von Taras Schevtschenko vom Partnerverein Saporishja-Oberhausen, was dort am dringendsten benötigt wird: „Festes Schuhwerk, Isomatten, Schlafsäcke, Kuscheltiere, Verbände, Lebensmittel“, erzählt André auf der Heiden, stellvertretender Vorsitzender von „Oberhausen hilft“. Ein Aufruf in der Zeitung folgte, die Ware rollte: „Auch rund 500 Seelentröster im Plüschformat konnten wir auf den Weg schicken.“
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„Oberhausen hilft“ sammelt die Spendengelder für Saporishja ein. So hatte es der Krisenstab Ukraine der Stadt beschlossen. Nur wenige Tage nach Kriegsbeginn hatte die Netzwerkarbeit in Oberhausen begonnen, starteten die Vorarbeiten für den erwartbaren Flüchtlingsstrom. Über 2300 (meist Ukrainerinnen und ihre Kinder) sind inzwischen in Oberhausen angekommen. Auch ihnen sollen die Spenden helfen. Doch der Großteil geht mit dem Lkw direkt in die Ukraine, nach Saporishja – und dort sorgt unter anderem Taras Schevtschenko dafür, dass alles ankommt, wo es benötigt wird.
Vor 34 Jahren war Schevtschenko der Leiter der ersten Jugendgruppe, die im Rahmen des Oberhausener Jugendaustausches „Multi“ von Saporishja in die Partnerstadt Oberhausen reiste. „Seitdem bestehen starke Freundschaften zwischen Hunderten von Menschen aus beiden Städten“, erzählt Schevtschenko per Handy. Der ukrainische Partnerverein Saporishja-Oberhausen arbeitet seit 25 Jahren mit Oberhausen zusammen. „Oberhausen hilft“ sanierte unter anderem ein Waisenhaus in der Partnerstadt.
„Liebe deutsche Freunde!“, lässt Schevtschenko über sein Handy wissen. „Es ist für uns sehr wichtig, dass Sie in diesen schwierigen Zeiten diese humanitäre Hilfe für Saporishja leisten. Außerdem fanden viele meiner Landsleute, meist Frauen und Kinder, vor dem Krieg eine Zuflucht in Oberhausen. Ich danke Ihnen von Herzen!“
Keine Zeit für lange Pausen
Worte, die den Krisenstab der Stadt, die Feuerwehr, die Mitglieder der Kirchen, des Deutschen Roten Kreuzes und die Bands wie Mottek und Veranstalter wie das Resonanzwerk oder K14, die Schulen, Physiotherapeuten, Friseure und viele weitere zu Höchstleistungen anspornen. Rekordspenden, aber auch eine große logistische Hilfsbereitschaft sind das Ergebnis. Hilfsgüter im Wert von mehr als 90.000 Euro konnten die Oberhausener schon in die Partnerstadt schicken. Soeben kam der dritte Lkw-Transport in Saporishja an. Auf der Ladefläche: Babynahrung, Nudeln, Kartoffeln, Fleischkonserven.
Kostenloser Transport der Hilfsgüter
Nach Angaben von „Oberhausen hilft“ fallen für den Transport der Hilfsgüter keine Kosten an. Ein mit dem Partnerverein „Saporishja-Oberhausen“ befreundeter ukrainischer Transporteur lässt die Waren auf dem Rückweg von Liefertouren nach Europa von seinen Fahrern in Oberhausen abholen.„Oberhausen hilft“ ist ein gemeinnütziger Verein. Spendenquittungen können ausgestellt werden. Weitere Informationen über den Verein und über Benefiz-Aktionen sind im Internet auf der Seite oberhausen-hilft.de zu finden. Spendenkonto: Stadtsparkasse Oberhausen, IBAN: DE06 3655 0000 0053 2241 43, BIC: WELADED1OBH, Stichwort: Ukraine.
Auch Bettwäsche, Handtücher, Taschenlampen und Batterien kamen längst sicher in einem Kinderkrankenhaus und einer Entbindungsklinik an. „Für die Krankenhäuser besorgten wir außerdem Reinigungs- und Desinfektionsmittel“, sagt Heitzer. André auf der Heiden ergänzt: „Zur Wundversorgung werden dort dringend spezielle Vakuumpumpen benötigt.“ Eine dieser Pumpen, die rund 5000 Euro kosten, konnte der Verein von den Spenden bereits kaufen. Weitere medizinische Produkte für 14.000 Euro sind bestellt, doch es gibt Lieferengpässe. „Wir gehen aber davon aus, dass uns alles rechtzeitig vor dem vierten Transport erreicht.“ In der Zwischenzeit erhalten die Ehrenamtlichen Fotos von dankbaren Kindern und Mitarbeitern der Waisenhäuser und aus den Kliniken. Der Blick darauf macht klar: Es gibt keine Zeit für Pausen, neue Hilfsgüter müssen gekauft und verpackt werden, die Not in der Ukraine ist unvorstellbar.