Gelsenkirchen. Für Erzieher und Lehrer bekommen regelmäßige Schnelltests und vorgezogene Impftermine. Gelsenkirchener Kinderheime klagen: Uns hat man vergessen.
In Kinder- und Jugendheimen werden Heranwachsende bis zu Volljährigkeit rund um die Uhr betreut. Doch während Erzieher in Kitas und auch Lehrer nach Ankündigungen des Landes regelmäßige Schnelltests und vorgezogene Impftermine bekommen sollen, gehen die Mitarbeiter der Jugendhilfeeinrichtungen nach bisherigem Stand leer aus. Die Leitungen der stationären Jugendhilfeeinrichtungen St. Josef und St. Elisabeth in Gelsenkirchen haben sich nun einer Petition angeschlossen, die NRW-Familienminister Stamp auffordert, auch für die Mitarbeitenden in den sogenannten Kinderheimen die Kosten für Corona-Schnelltests vom Land zu refinanzieren.
Heimleiter: „Abstand halten ist bei uns nicht möglich“
Matthias Hommel, Leiter der Kinder- und Jugendhilfeeinrichtung St. Josef: „Die uns anvertrauten Kinder und Jugendlichen müssen 24 Stunden am Tag und an sieben Tagen in der Woche betreut werden. Sie werden in einem familienähnlichen Setting betreut und gefördert und die Erzieher vor Ort sind die ersten Ansprechpartner für alle Belange. Es ist einfach nicht möglich, hier Abstandsregeln einzuhalten oder, vor allem bei der Betreuung jüngerer Kinder, mit Schutzmasken zu arbeiten.“
Einzelne Quarantänen von Bewohnern aufgrund infizierter Mitschüler habe es bereits gegeben im Haus, so Hommel, schwere Erkrankungen zum Glück jedoch nicht. Gerade jetzt sei man jedoch angesichts der Mutanten besorgt. Im Haus gebe es auch jetzt Besuche für die Bewohner, da sei die Ansteckungsgefahr durchaus gegeben. Ohne Sonderrechte wären die Mitarbeiter (zwischen 25 und 60 Jahren) jedoch angesichts des schleppenden Impffortschrittes wohl erst im Herbst an der Reihe.
Risiko nicht geringer als in Schulen oder Kitas
Paul Rüther, Leiter des Kinder- und Jugendhaus St. Elisabeth: „Die Kolleginnen und Kollegen in den Gruppen sind täglich dem Risiko einer Ansteckung ausgesetzt. Aufgrund der ständigen, physischen Nähe sind die Risiken einer Infektion hier sicher nicht geringer als zum Beispiel in Schulen oder Kitas. Trotzdem gelten nicht die gleichen Bedingungen. Der Bereich der stationären Jugendhilfe bleibt hier außen vor, ja wird sogar explizit ausgeklammert – das verstehe wer will!“
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Matthias Hommel und Paul Rüther fordern einen verbesserten Infektionsschutz ihrer Kolleginnen und Kollegen: „Aus unserer Sicht muss hier dringend nachgebessert werden. Im Laufe der Pandemie hatten wir inzwischen eine ganze Reihe an Quarantänefällen und wissen daher, dass diese im Gruppenalltag eine enorme Herausforderung darstellen. Wir haben noch den Vorteil, dass wir dank unserer Einbindung in St. Augustinus auf gute Ressourcen im Bereich Hygienemanagement, Einkauf von Schutzausrüstung etc. zurückgreifen können.“
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