Gelsenkirchen-Resse. Sascha Senger aus Gelsenkirchen-Resse züchtet mit Erfolg Kaninchen. Ein Stallbesuch zu Ostern bei Kleinwiddern, Farbenzwergen und stolzen Hähnen.
Was für ein Empfang: Eigentlich steht heute ein Besuch bei den Kaninchen an. Kaum jedoch ist der Garten von Sascha Senger betreten, kommen den Gästen drei Hängebauchschweine entgegen. In einer Reihe wandern sie grunzend gen Stall. Weil sie ein bisschen scheu sind, seien sie besser in ihren vier Wänden aufgehoben, erklärt der Halter. Begeistert sind die Borstentiere davon aber nicht.„Das ist fast ein Kleintierzoo“, sagt der Kaninchenzüchter. Tatsächlich. Hinter einem Gatter drängen sich zahlreiche neugierige Hühner, dahinter beäugen Enten die Besucher. Nun geht es hinein in den Freilauf. Wer Sascha Sengers Kaninchen treffen will, der darf vor dem Federvieh keine Angst haben.
Kaninchendamen mit Nachwuchs im Gelsenkirchener Stall
Ganz am Ende des Gartens sind die Kaninchenställe. Was dort zu sehen ist, geht nicht nur ans Herz, es stimmt auch auf Ostern ein: Kaninchendamen, die sich liebevoll um ihren Nachwuchs kümmern. Bezaubernd etwa ist eine solche Kleinfamilie der Rasse „Kleinwidder wildfarbig“. Das sind die beliebten Kaninchen, deren Ohren an beiden Seiten des Kopfes lang herunter hängen. Bei den drei Wochen alten Jungen tun sie das aber nicht. Noch nicht. Sie stehen auf charmante Weise von den kleinen Köpfchen ab – eins nach oben, eins nach rechts, oder wie es der Natur gerade so einfällt. „Bald werden die Ohren zu schwer und hängen herunter.“ Im Stall daneben beweisen etwas ältere Jungtiere die Expertenaussage.
Der Resser Züchter ist ein ausgemachter Profi
Im Studium findet Sascha Senger zu seinem Hobby, das den Physiotherapeuten mit eigenem Unternehmen seither begleitet. „Ich habe den ganzen Tag mit Menschen zu tun. Da sind die Tiere ein schöner Ausgleich.“ Doch der Resser züchtet nicht einfach nur Kaninchen aus bloßer Freude, er ist ein ausgemachter Profi. „Ich war sieben Mal Landesmeister und einmal Deutscher Vizemeister.“ Beachtlich. „Das sind Schauen, da stehen 35.000 Kaninchen. Denn auch wenn die Kaninchenzucht bei uns rückläufig ist, bundesweit machen das viele.“
„Masse macht nicht Klasse“
So große Erfolge vermutet man angesichts der kleinen Zahl der Tiere gar nicht. Sascha Senger züchtet rund 30 Tiere im Jahr. Andere Kollegen, erzählt er, hätten zehn Mal mehr Tiere. „Aber ich bin davon überzeugt, Masse macht nicht Klasse. Viel wichtiger ist, dass die Tiere gut aufwachsen. Dazu braucht man als Züchter ein gutes Auge und Kaninchen mit guten Genen.“ Ein großer Vorteil der kleinen Zahl: Die Tiere finden schnell Abnehmer, sind begehrt bei anderen Züchtern – die Garantie für ein langes Kaninchenleben.
Ein kleiner Hahn mit nacktem Hals wird biestig
Zwischen das Gespräch drängt sich immer wieder das Krähen aufgebrachter Hähne. Und das nicht, weil sie etwa Angst hätten. Nein. Sie beschützen ihren Harem. Sie treibt die Furcht, der männliche Besucher könnte ihnen die Herzensdamen abspenstig machen. Besonders ein gefiederter Herr versteht da gar keinen Spaß: Ein kleiner Hahn mit schwarzem Federkleid und einem roten Hals wird ganz biestig. „Das sind Nackthalshühner. Eine seltene Rasse“, erklärt der Züchter während er das Tier einfängt. Als einziger zieht er nun um in einen kleinen Stall – und findet das überhaupt nicht gut. Es bei aber besser so, erklärt Sascha Senger. Das kleine Tier sei zuweilen rechts angriffslustig.
Schauspieltalent inklusive
Der größter Verein
Sascha Senger ist Mitglied im Kaninchenzuchtverein „W99“ in Resse. Jener hat noch zehn Mitglieder und sogar einen Jugendlichen mit dabei. „Wir sind mit Abstand der größte Verein in der Stadt.“Traditionell veranstaltet der Verein öffentliche Kaninchenausstellungen, eigentlich bei den „Gartenfreunden Resse“. Das musste im vergangenen Jahr ausfallen. Sascha Senger hofft jedoch, dass man irgendeine Möglichkeit gibt, eine kleine Schau in diesem Jahr durchführen zu können. Wenn nicht im Kleingarten, dann an einem anderen Ort.
Jetzt hat ein ganz kleiner Kaninchenmann seinen großen Auftritt. Für das Fotoshooting wird „Pedro“ aus dem Stall geholt. Er ist ein havannafarbiger Farbenzwerg. Das klingt schon doll. Und das Tierchen hat echte Modelqualitäten. Er bringt nicht nur das Aussehen mit, er wartet auch mit Talent auf. „Das ist ein echter Schauspieler“, verrät Sascha Senger und fasst den Kaninchenmann vorsichtig an den kleinen Öhrchen. Das Zeichen versteht er und posiert nun für die Kamera. Das sei eingeübt, erklärt der Züchter. Allerdings weniger für den Pressebesuch als für den Juror bei der Kaninchenschau.
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Beim Verlassen des Freilaufs lässt man auch diese kleine Idylle hinter sich. Ein letzter Blick zurück zeigt, für die Hähne ist die Welt nun wieder in Ordnung. Alles geht seinen Gang, hier, wo die Osterexperten quasi Nachbarn sind, wo die Hennen morgens ihre Eier legen und die Osterhäschen sie vielleicht alsbald in nur einer Nachtschicht unter die Menschen bringen.
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