Der Kaninchenzuchtverein W99 „Edle Rasse“ wird in diesem Jahr einhundert Jahre alt. Franz Schaffrin erzählt aus der Geschichte.
Als der Kaninchenzuchtverein W 99 „Edle Rasse“ am 1. Juli 1917 in Resse gegründet wird, herrscht Krieg. Wilhelm Lindwig und August Lenhard kann der nicht abhalten. Es geht um mehr als die reine Kaninchenzucht. „Das war ja auch eine kleine Fleischversorgung“, weiß Franz Schaffrin, der 1. Vorsitzende. „Und trotzdem wurde im selben Jahr noch eine Vereinsschau gemacht.“ 140 Tiere werden gezeigt bei der ersten Schau. Immerhin.
Zwischen den Kriegen wird das Vereinsleben ausgebaut. Mittlerweile gehören 43 Züchter zum Club, der sich immer am ersten Samstagabend im Monat in einer Kneipe trifft. Die Mitglieder zahlen einen Beitrag von 50 Pfennig. Dafür bekommen sie Gesellschaft bei ihrem Hobby und Hilfe in Sachen Theorie. Vom ersten Geld des Vereins werden Fachbücher angeschafft. Das klassische Mitglied im Verein ist Bergmann und, zumindest teilweise, Selbstversorger. Das Gemüse kommt aus dem eigenen Garten, der auch Platz bietet für die Aufzucht des Sonntagsbratens.
Der Zweite Weltkrieg verhindert das Vereinsleben
Der Zweite Weltkrieg bringt das Vereinsleben fast zum Erliegen – trotz zahlreicher Mitglieder. Die aber leiden mehr und mehr Not. Da geht es bei der Zucht wieder weniger um Ehrenpreise, als um den Erhalt des eigenen Lebens. Es dauert lange, bis 1968, bis das Vereinsleben wieder richtig aufblüht, das Wirtschaftswunder lässt Zeit für ein Hobby. „Ein wichtiger Moment war die Wahl von Johann Schmidt zum ersten Vorsitzenden im Jahr 1972“, weiß Schaffrin. Unter dessen Leitung entwickelt sich der Club, wird zunächst eine Jugendgruppe gegründet, dann auch eine Frauengruppe. Die Damen verarbeiten die Felle und stricken aus der Wolle der Tiere Angorapullover.
Zwei Jahre später kommt Franz Schaffrin zum Verein. „Ich war ein Spätberufener.“ Sicher, auch er beginnt auf der Zeche, geht dann aber zum Bund und später in den Einzelhandel. „Mit Kaninchenzucht hatte ich nichts zu tun. Nur mein Bruder.“ Der ist erfolgreich, heimst die Bewunderung von Schaffrins Sohn ein. „Der war in der Jugendgruppe. Da sagte sein Onkel: Sag dem Papa, der soll dir ein Kaninchen kaufen.“ Ein gemeinsames Hobby für Vater und Sohn ist gefunden.
Noch zwölf Züchter sind aktiv dabei
Was zu dieser Zeit, Anfang der 80er Jahre, noch recht normal ist, ist heute fast undenkbar. „Man sieht hier kaum junge Leute“, sagt Schaffrin mit Bedauern. „Wenn jemand damit aufwächst, dann ist er drin. Und es macht ja auch Spaß, täglich mit Tieren zu arbeiten. Viele Jugendliche interessieren sich aber nicht mehr für so etwas. Die sitzen lange in der Schule und danach am Computer.“ Das hinterlässt Spuren. „Wir haben noch zwölf aktive Züchter – und das ist viel, im Gegensatz zu anderen Vereinen.“ Die Hoffnung auf eine Renaissance seines Hobbys gibt Franz Schaffrin dennoch nicht auf.
Vielleicht gelingt es bei den Feierlichkeiten zum 100. Jubiläum Nachwuchs zu begeistern. Im Dezember richtet der Kaninchenzuchtverein W99 „Edle Rasse“ nicht nur eine Vereinsschau in der buerschen Taubenhalle aus, sondern auch die Kreisschau. Dazu soll es sogar Geflügel zu sehen geben. Ein Kleintierzoo, der Publikumsmagnet sein soll. Hoffentlich. Promifaktor planen die Züchter auch, verrät Schaffrin: „Wir hoffen, dass OB Frank Baranowski die Schirmherrschaft übernimmt – und auch kommt.“ Denn die Männer pflegen ein Kulturgut aus dem Revier.