Mümmler schätzen das Klima sowie die kurzen Wege zwischen Park und Garten. Doch zur Zeit leiden die Tiere wieder unter Seuchen. Ein paar Tipps zum Umgang
- Mümmler schätzen das Klima sowie die kurzen Wege zwischen Park und Garten
- Im August leiden die Tiere häufig unter tödlichen Seuchen
- Jäger gibt Tipps zum Umgang mit den kranken Tieren
„Gelsenkirchen ist ein Kaninchen-Biotop“, sagt Stefan Lacher, der Vorsitzende der Kreisjägerschaft Gelsenkirchen. Gerade im Stadtnorden gebe es kurze Wege zwischen den Parks und Gärten und somit Futter satt für die zur Familie der Hasen gehörenden Mümmler.
Das Klima im Pott sei für die Tier besonders geeignet. „So’n Kaninchen läuft nicht gerne in den Alpen rum“, sagt er.
Schule in Grundfesten erschüttert
Genaue Zahlen kennt Lacher zwar nicht, aber er erzählt gerne die Geschichte, als die possierlichen Tiere in den 80er Jahren die neue Gesamtschule Berger Feld in ihren Grundfesten erschütterten. „Die Tiere haben die Schule unterwühlt“. Damals haben die Jäger alleine im Berger Feld 700 Kaninchen abgeschossen.
Die Gefahr, im Berger Feld erschossen zu werden, erleben die Tiere in diesen Tagen nicht. Die Gefahr, im Berger Feld zu sterben, besteht aber weiterhin. Denn zur Zeit breitet sich unter der Population – jahreszeitlich typisch – die Myxomatose, die sogenannte Kaninchenpest, oder RHD, eine aus China herübergeschleppte Seuche aus. Während man zumindest Hauskaninchen vorbeugend gegen Myxomatose impfen kann, gibt es keinen in Deutschland zugelassenen Impfstoff gegen die 1984 erstmals in China aufgetretene Seuche. Heilbar sind die Krankheiten ebenfalls nicht. Allerdings: An RHD erkrankte Kaninchen verstecken sich, mit Myxomatose infizierte hoppeln weiter durch die Gegend.
Keine Gefahr für andere Lebewesen
„Direkte Gefahren bestehen nicht für andere Lebewesen“, beruhigt Lacher. Doch dann kommt ein lautes: Aber! Tierschützer, die ein orientierungsloses Kaninchen im Garten oder auf der Wiese beobachten, sollten die Tiere nicht berühren. „Wenn man sie anfasst, kann man zum Überträger der Krankheit werden“, warnt Lacher. Auch Hunde können die Krankheit weitertragen. Von daher rät Lacher während der Schwerpunkt Seuchenzeit im Juli und August: „Die Vierbeiner besser anleinen, damit sie nicht in Kontakt zu Kaninchen kommen“.
Natürlich sei Einschläfern das Mittel der Wahl. Allerdings ist das ohne Kontakt zum Tier – siehe oben – nicht möglich. Lacher warnt davor, die kranken Tiere zum Tierarzt zu bringen. Mal abgesehen, dass es rechtlich nicht erlaubt ist, wild lebende Tiere der Natur zu entnehmen, berge das Unternehmen Tierarzt auch Gefahren. „Wie begeistert ist ein Tierarzt wohl, wenn er mitten in der Sprechstunde ein krankes Wildkaninchen bekommt?“, fragt Lacher.
Nicht anfassen!
Er müsse im Anschluss an die Behandlung alles desinfizieren, bleibe womöglich auf den Kosten sitzen und laufe Gefahr, dass andere Tiere und Menschen im Wartezimmer zum Überträger weiterer Krankheitsfälle werden. „Die Leute müssen sich im Klaren sein, dass sie die Qual der Tiere nur verlängern“, warnt Lacher.
Lacher rät, die Tiere, auch wenn es schwer fällt, sich selbst zu überlassen. Denn: Einige Wildkaninchen überleben die Seuche sogar.