Mülheim. Für seine Tochter ist es auch fünf Monate nach Wilhelm Knabes Tod “unerträglich“, dass er einsam starb. Weggefährten erinnerten an den Mülheimer.
Fünf Monate nach seinem Covid-Tod sind die sterblichen Überreste Wilhelm Knabes am Sonntag auf dem Hauptfriedhof in einem Urnengrab beigesetzt worden. Rund 40 Angehörige, Freunde und Wegbegleiter nahmen in der Trauerhalle Abschied vom Mitgründer und ersten Bundessprecher der Grünen, der auch dem Deutschen Bundestag angehört hatte und als Bürgermeister in den 1990er Jahren das erste schwarzgrüne Bündnis in Mülheim mit angeführt hatte.
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Knabes Tochter Ricarda, Pfarrer Wolfgang Sickinger, Bürgermeister Markus Püll und der Bundesgeschäftsführer der Grünen, Michael Kellner, warfen aus ihrer persönlichen Perspektive Schlaglichter auf das 97-jährige Leben des Wilhelm Knabe. Naturfreund, Pfarrersohn, Forstwissenschaftler, vierfacher Familienvater, Ehemann, pflegender Angehöriger, Christ, Gemeinde- und Kantorei-Mitglied, Politiker. Das Leben Knabes hatte viele Facetten. Doch allen Würdigungen gemein war die Erinnerung „an einen liebevollen und zugewandten Menschen, der bis ins hohe Alter an Menschen interessiert war und mit ihnen etwas zum Besseren bewegen wollte“.
Moralischer Kompass für die Lebensreise stammte aus dem evangelischen Elternhaus
Die Nachrufe auf den aus Sachsen stammenden Wahl-Mülheimer zeichneten den grünen Lebensfaden des Wilhelm Knabe nach, der in seinem Elternhaus, einem evangelischen Pfarrhaus, „den moralischen Kompass für seine Lebensreise mitbekam“. Die Trauerredner stellten „die Dankbarkeit für ein bewegtes und bewegendes Leben“ in den Vordergrund. Knabe sei für seine Mitmenschen zum inspirierenden Vorbild geworden – ob im Widerstand gegen die NS- und die SED-Diktatur, als Bewahrer der Schöpfung, als Vordenker des Klimaschutzes oder als Unterstützer der demokratischen Opposition im kommunistischen Polen und der Deutschen Einheit.
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Knabe, so seine Laudatoren, habe die weltpolitische Wende der Jahre 1989/90 und die Deutsche Einheit hellsichtig nicht als Ende der Geschichte, sondern als einen Neuanfang gesehen, der nur gelingen könne, wenn die Fehler der Vergangenheit aufgearbeitet würden und so als Lehre zum Humus für Gegenwart und Zukunft werde.
„Unerträglich, dass mein Vater den einsamen Covid-Tod sterben musste“
„Sein politisches Engagement hat seiner Frau und seiner Familie viel abverlangt und es ist unerträglich, dass mein Vater Wilhelm als zugewandter Mensch den einsamen Covid-Tod sterben musste“, ließ Ricarda Knabe in ihr trauerndes Herz blicken. Sie hatte ihren Vater bis zum Schluss begleitet.