Mülheim. Der Nestor der Grünen, Wilhelm Knabe, kritisiert massiv die Einschränkungen im neuen Nahverkehrsplan. Sein Vorwurf: Das ist Politik an den Bürgern vorbei.
Ja, wenn er noch etwas jünger wäre, sagt Wilhelm Knabe, der bald 93 Jahre alt wird, dann würde er jetzt noch einmal eine Bürgerinitiative ins Leben rufen – und kämpfen. Kämpfen dafür, dass der aus seiner Sicht unsinnige Nahverkehrsplan im Rumbachtal wieder geändert wird. „Hier wurde Politik gemacht, die an den Bürger völlig vorbeigeht“, empört sich der Senior, der einst im Bundestag saß und Mitbegründer der Partei der Grünen ist. Er fordert die Wiederherstellung des alten Zustandes, der im Juni gekappt worden ist.
Konkret heißt das: Die Buslinie 132, die von Mintard über Saarn, Schloß Broich, Innenstadt, Rumbachtal bis Heißen Kirche fuhr, soll wieder eingesetzt werden. Und die Linie 753 von der Fischenbeck zur Heißener Kirche soll wieder zweimal und nicht nur einmal in der Stunde fahren. „Für viele Menschen im Rumbachtal ist das ungeheuer wichtig, nicht jeder kann sich ein Taxi leisten“, betont Knabe. Im Rumbachtal seien sie durch die neue Verkehrsplanung gleich doppelt gestraft: eine Linie weg, die andere fährt nur noch selten.
"Massiver Eingriff in Lebensgewohnheiten"
Proteste seien täglich im Rumbachtal zu hören, berichtet Knabe. Manches harte Wort fiel dabei auch. Soweit geht Knabe nicht, sagt aber: „Was hier geschehen ist, ist ein massiver Eingriff in die Lebensgewohnheiten und Lebensmöglichkeiten der Anwohner.“
Unterschriftenaktionen, wie sie die Bürger am anderen Ende der Linie mit Unterstützung der Wählerinitiative „Wir aus Mülheim“ durchgeführt haben, gibt es im Rumbachtal nicht. Schlucken wollen sie es dort aber auch nicht. „Es trifft längst nicht nur die älteren Menschen, die häufiger zum Arzt müssen, die noch Vereine besuchen, Kontakte pflegen wollen, sondern auch alle anderen gesellschaftlichen Gruppen“, sagt Knabe und fragt nach dem Sinn: „Die Ersparnisse durch das Ausdünnen des Verkehrsnetzes sind gering, die Schäden groß.“ Gerade im Rumbachtal, wo viele neue Wohnungen entstehen, hält der Grüne einen guten Nahverkehr für einen wesentlichen Standortfaktor.
Entscheidung erzeuge politischen Frust
Es geht nur um eine Busverbindung, doch für den Grünen-Politiker steckt dahinter mehr. Gerade solche Entscheidungen, die den Alltag betreffen, können politischen Frust erzeugen oder steigern. „Die Menschen haben das Gefühl, hier wird über unsere Köpfe hinweg entschieden.“ Aus Sicht von Knabe fördert so etwas das schlechte Image von Politik. Gerade in diesen Zeiten sollte Politik sensibler agieren. Und: Die Nahverkehrspolitik sollte, so Knabe, den demografischen Wandel mehr berücksichtigen und damit auch die Bedürfnisse älterer Menschen.
Inzwischen ist der Unmut aber in der Politik vor Ort angekommen. Leichtfertig will keiner die damalige Entscheidung getroffen haben. Die Signale aus mehreren Parteien sind eindeutig: Man will sich kümmern, Vor- und Nachteile noch einmal überprüfen. Im Rumbachtal wie in Mintard wartet man auf zügige Ergebnisse.