Mülheim. Laschet oder Söder? Wir haben eruiert, was die Parteibasis der CDU in Mülheim zu dieser Frage denkt. Wer wünscht sich welchen Kanzlerkandidaten?

Wer wird der Kanzlerkandidat der CDU/CSU? Die Frage bleibt am Montag weiter offen. An der Basis in Mülheim sind die Meinungen darüber geteilt, wer der geeignetere Mann für den Posten wäre. Einige Christdemokraten sprechen sich für Armin Laschet aus, andere für Markus Söder. Hier einige ganz persönliche Ansichten:

„Laschet ist gradlinig und korrekt“

Thomas Mehlkopf-Cao, Kreisgeschäftsführer der Mülheimer CDU, spricht sich für Armin Laschet aus. Weil es die Absprache gab, dass der Vorsitzender der Partei auch Kanzlerkandidat werden solle. Aber auch, weil der NRW-Ministerpräsident eine integrierende Person sei und dies bei vielen Themen auch gezeigt habe. „Er steht für Vermittlung und Vernetzung, ist kein Typ, der auf den Tisch haut, sondern möglichst viele Menschen mitnehmen will. Ich habe ihn immer als gradlinig und korrekt erlebt“, so Mehlkopf-Cao. Söder sei ihm zu polarisierend, zu uneindeutig und sprunghaft in seinen Aussagen und Taten. Und: „Viele Dinge, die er in Bayern groß angekündigt hat, hat er ja gar nicht realisiert.“

Entgegengesetzter Meinung ist Marcel Helmchen, Ratsmitglied und Kreisvorsitzender der Jungen Union. „Beide sind gute Kandidaten mit Aussicht auf Erfolg, ich bin aber für Markus Söder – auch mit Blick auf die Umfragewerte“, sagt er. Der bayrische Ministerpräsident habe die besseren Wahlaussichten. „Seine politische Art liegt mir mehr, da weiß man, wo man dran ist. Er ist bisher auch einen stringenteren Corona-Kurs gefahren“, so Helmchen. Die Junge Union Mülheim habe sich nach einer Mitgliederumfrage auch für Söder ausgesprochen. Dass dieser ein CSU-Mann sei, darin sehe er kein Problem. „Wir sind schließlich eine Union, vertrauen uns gegenseitig.“

„Söder hat die besseren Umfragewerte“

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Auch Ratsfrau Angelina Spiegel wäre persönlich eher für Söder. „Er hat eine gute Politik im Rahmen der Pandemie gemacht, er ist ein Macher, der Dinge umsetzt“, argumentiert sie. Armin Laschet passe eher zu Nordrhein-Westfalen, er mache sich dort gut. Ratskollege Daniel Seth sieht das anders: „Ich kann mit beiden leben. Es wäre schön, wenn der Kanzlerkandidat aus NRW käme, aber Söder ist gut.“

Die Parteivorsitzende Astrid Timmermann-Fechter sieht in dem Chef der Landesregierung den besseren Kandidaten – auch wenn Söder ebenfalls ein starker Kandidat sei. Armin Laschet decke alle Bereiche der CDU ab, sei christlich-sozial, konservativ, liberal. „Er hat eine große Integrationskraft und führt die Landesregierung mit nur einer Stimme Mehrheit seit vier Jahren sehr erfolgreich“, sagt sie. Sie habe ihn bei der Wahl zum Bundesvorsitzenden gewählt und halte ihn für absolut kanzlerfähig.

Zur Nominierung

Seit mehr als einer Woche streiten Laschet und Söder über die Frage, wer von ihnen als Kanzlerkandidat für die Union zur Bundestagswahl am 26. September antritt.Vor allem Unterstützer von Söder dringen darauf, die Frage der Kanzlerkandidatur in der Bundestagsfraktion entscheiden zu lassen. Das ist eher unüblich.Ein geregeltes Verfahren zur Nominierung eines Kanzlerkandidaten gibt es nicht. Normalerweise nominieren die Parteien ihren Kandidaten durch Abstimmung auf einem Parteitag.Bislang waren nur zwei Kanzlerkandidaten der Union von der CSU - Strauß und Stoiber.

Werner Oesterwind, Ratsmitglied und auch schon OB-Kandidat, findet, das Thema werde zu sehr hochgekocht. „Zu gegebener Zeit wird es eine Entscheidung geben.“ Man habe zwei hervorragende Kandidaten, die Entscheidung liege schlicht und einfach bei den Parteigremien in Berlin wie Präsidium und Bundesvorstand. „Was ich persönlich denke, ist da eigentlich unwichtig.“

„Das Thema wird zu sehr hochgekocht“

Ratsherr Eckart Capitain dagegen hat feste Ansichten. „Ich bin ja eigentlich ein Konservativer, wäre eigentlich mehr auf Söders Seite, aber meine Meinung hat sich in den letzten Monaten total gedreht. Ich stehe voll und ganz hinter Armin Laschet“, sagt er. Das liege daran, dass der NRW-Ministerpräsident viel Wert auf Rechtsstaatlichkeit lege und immer versucht habe, die Bürgerrechte im Blick zu haben. „Das rechne ich ihm hoch an.“ Söder gebe den starken Mann, sei in der Corona-Politik oft unangemessen vorgeprescht mit seinen Ideen aus Bayern. Laschet verfahre nach dem Abwägungsprinzip, versuche Kompromisse zu finden in Corona-Fragen. „Außerdem hat er eine hohe Integrationsfähigkeit und wäre deshalb ein besserer Verhandlungsführer bei Koalitionsverhandlungen“, so Capitain.

Auch Fraktionsvorsitzende Christina Küsters würde lieber Armin Laschet als Kanzlerkandidaten sehen. „Er repräsentiert die Bandbreite der Union, polarisiert weniger, hält stattdessen zusammen. In NRW hat er außerdem gezeigt, dass er Wahlen gewinnen und regieren kann.“

Dass noch ein dritter Kandidat aus dem Hut gezaubert wird, glaubt keiner der Befragten. Die meisten finden: „Es sollte schnell eine Einigung geben.“